Niemann: "Wissen, dass wir nicht den besten Start erwischt haben"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Noel Niemann, Neuzugang des VfL Osnabrück, über seinen Wechsel zum VfL Osnabrück, das bisherigen Abschneiden der Lila-Weißen und seinen Traum von der Nationalmannschaft.
"Tricks und Täuschungen als Türöffner"
liga3-online.de: Seit knapp einem Monat stehen Sie beim VfL Osnabrück unter Vertrag. Gab es für Sie überhaupt eine Umstellung nach Ihrem Wechsel vom rund 60 Kilometer entfernten DSC Arminia Bielefeld, Herr Niemann?
Noel Niemann: Zumindest war es keine große Veränderung. Der Umzug nach Osnabrück ist mir nicht schwer gefallen. Auch wenn ich auch weiterhin in Bielefeld leben könnte, habe ich mich bewusst dafür entschieden, es mir in der Nähe des Vereins bzw. des Trainingsgeländes heimisch zu machen. So habe ich die Möglichkeit, auch mal etwas früher auf dem Platz zu stehen oder auch die eine oder andere Extra-Schicht zu schieben. Aber auch so macht es viel Spaß, mit meinen neuen Teamkollegen auf dem Platz zu stehen. Wir haben einen guten Mix aus jung und erfahren.
An der Bremer Brücke haben Sie sich auf Anhieb in der Stammformation wiedergefunden. Kamen bisher in allen vier Begegnungen von Beginn an zum Einsatz. Hat es Ihnen den Einstieg erleichtert?
Für einen Fußballer ist es immer eine tolle Situation, wenn auf Anhieb alles gut funktioniert im neuen Verein. Ich freue mich, dass mir das Trainerteam um Tobias Schweinsteiger sofort das Vertrauen geschenkt hat und möchte dies weiterhin mit guten Leistungen rechtfertigen. Dafür werde ich weiterhin jeden Tag hart arbeiten.
Wo sehen Sie Ihre Stärken, mit den Sie das Spiel der Osnabrücker bereichern wollen?
Ich würde von mir behaupten, dass ich schwer zu greifen bin. Durch meine Dribblings und die dazu passende Schnelligkeit bringe ich Abwechslung in die Offensive rein. Tricks und Täuschungen dienen dabei als Türöffner, um so Freiräume zu schaffen.
Beim VfV Borussia Hildesheim (3:0) aus der Regionalliga Nord hat der VfL Osnabrück souverän das Halbfinale des Landespokals erreicht. In der vergangenen Spielzeit war für den VfL noch im Viertelfinale Endstation (2:3 beim SV Meppen). Zählt in dieser Saison nur der Turniersieg?
Ehrlich gesagt wusste ich es nicht einmal, dass der VfL in der vergangenen Saison im Viertelfinale ausgeschieden war. Damit haben wir uns vor dem Spiel gar nicht beschäftigt. Mein Ziel ist es, den Pokal zu gewinnen und dann in der kommenden Saison im DFB-Pokal aufzulaufen. Dafür haben wir noch zwei Hürden vor uns. Wir müssen abwarten, wen wir in der Runde der letzten vier Mannschaften zugelost bekommen. Aber egal wer es wird, wir wollen ins Finale einziehen. Das wäre der erste Schritt.
"… dann sind wir unglaublich stark"
Trotz Ihrer erst 22 Jahre sind Sie schon gut herumgereist. Warum ist Ihre Entscheidung nun auf den VfL gefallen?
Für mich war es auf der Suche nach einem neuen Klub wichtig, dass ich nicht mehr als der kleine Junge angesehen werde, der erst einmal Zeit benötigt, um sich einzugewöhnen. Aus meiner Sicht war klar, dass ich meiner neuen Mannschaft direkt weiterhelfen will und vor allem auch weiterhelfen kann. In Gesprächen mit dem VfL wurde mir direkt Vertrauen entgegengebracht. Dies gab mir als Spieler ein gutes Gefühl, das letztlich auch dafür gesorgt hat, dass ich mich für Osnabrück entschieden haben.
Derzeit befindet sich die 3. Liga in der Länderspielpause. Träumen Sie auch mal von einem Einsatz für die Nationalmannschaft?
Für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen war und ist ein absoluter Traum. Dadurch, dass mein Vater aus Afghanistan kommt und meine Mutter aus Liberia und ich deshalb für beide spielberechtigt wäre, habe ich auch schon Einladungen von beiden Verbänden erhalten. Aber ganz ehrlich, aktuell ist all das überhaupt kein Thema für mich. Ich habe erst kürzlich beim VfL Osnabrück eine neue Herausforderung angenommen, auf die ich mich voll und ganz fokussieren will. Eines Tages will ich mir den Traum erfüllen Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt zählt aber erst einmal nur der VfL.
Am Samstag, 1. Oktober, (ab 14 Uhr) empfängt Osnabrück mit dem SV Waldhof Mannheim einen möglichen Konkurrenten im Rennen um die Aufstiegsplätze. Worauf wird es ankommen, um die drei Punkte an der Bremer Brücke zu behalten?
In der Partie gegen Mannheim muss jeder einzelne an seine Leistungsgrenze gehen. Dann sind wir unglaublich stark und auf jeden Fall in der Lage, die drei Punkte zu Hause zu behalten. Es ist ohnehin in jedem Spiel unser Ziel, das Duell für uns zu entscheiden – egal wer uns gegenübersteht. Genau wie ich mir auch in jeder Begegnung vornehme, mindestens ein Tor selbst zu schießen oder eins vorzubereiten. Aber da habe ich an Mannheim sowieso gute Erinnerungen. In meiner Zeit beim TSV 1860 München habe ich gegen den SV Waldhof mein erster Tor in der 3. Liga markiert. Das würde ich nun gerne wiederholen (lacht).
Welche Ziele haben Sie sich mit dem VfL gesetzt?
Wir wissen, dass wir nicht den besten Start erwischt haben. Das wollen wir in den kommenden Wochen ändern. Wir sind durchaus in der Lage, auch im oberen Drittel mitzuspielen. Für mich persönlich wünsche ich mir, dass ich von Verletzungen verschont bleibe und meiner Mannschaft mit Toren und Assists helfen kann, unsere Ziele zu erreichen.