Kommentar: Der HFC-Umbruch droht zu scheitern
Nach dem mut- und ideenlosen Auftritt am Wochenende, der mit einer 0:1-Niederlage beim MSV Duisburg quittiert wurde, steht der Hallesche FC auf einem Abstiegsplatz. Und das zurecht, wie die Leistungen der bisherigen Saison wiederholt gezeigt haben. Der im Sommer vollzogene Umbruch könnte nach hinten losgehen. Ein Kommentar.
Aufbaugegner für Duisburg
"Wir fühlen uns gut vorbereitet", hatte Trainer André Meyer gesagt. Das war vor dem Saisonauftakt Ende Juli mit dem Derby beim FSV Zwickau – das übrigens verloren ging -, und war auch gleichzeitig ein Ausblick auf die Saison. Nach zehn Spielen muss festgehalten werden: es bleibt nur beim Gefühl. Denn die Ergebnisse widerlegen diese Aussage des HFC-Trainers. Erneut stehen die Rot-Weißen in dieser Saison unter dem Strich, blicken auf den schwächsten Saisonstart ihrer Drittliga-Historie zurück. Erneut enttäuschte die Mannschaft bei einem Spiel.
Denn die Mannen von der Saale spielten für den ebenfalls kriselnden MSV Duisburg am Samstag den Aufbaugegner, ließen sich mit 1:0 besiegen und sorgten so dafür, dass Ex-Trainer Torsten Ziegner, der nun die Zebras anleitet, kurz durchpusten kann. Es war ein erschreckend harmloser Auftritt der Hallenser. Nach dem Spiel fingen die Anhänger – routiniert, da die Situation aus den vergangenen Jahren wohlbekannt ist – in den sozialen Medien wieder an, sich gedanklich auf die kommende Saison vorzubereiten. In der Regionalliga Nordost.
Erfahrung und Führung fehlt
Und so (über)hart die emotional getriebenem Fans auch mit ihrem Verein phasenweise ins Gericht gehen: Die Tendenz beim HFC ist tatsächlich besorgniserregend. Denn wieder wird lange gezittert werden müssen, ob der Abstieg verhindert werden kann. In der Fremde gab es erst einen Punkt in fünf Spielen. Zu Hause sieht die Bilanz mit sieben Punkten aus ebenso vielen Partien zwar etwas besser aus. Doch letztlich ist der HFC aktuell die viertschwächste Mannschaft der Liga.
Weil der im Sommer vollzogene – und auch beabsichtigte – Umbruch bislang nicht funktioniert hat. Mit dem erfahrenen Jan Löhmannsröben gab es keine Einigung. Andere Spieler, die immer mal aus der grauen Masse hervorstechen konnten, widmeten sich reizvolleren Aufgaben. Die vergangenen, enttäuschenden Jahre haben nun einmal gezeigt, dass beim HFC nicht viel zu holen ist. Da sind Dynamo Dresden und die Zweitvertretungen aus Dortmund und Freiburg bessere Adressen. Auch Elias Huth ging lieber nach Aue – somit konnte der Abgang von Terrence Boyd nicht nachhaltig aufgefangen werden.
Im Gegenzug holten die Verantwortlichen um Kaderplaner Ralf Minge aufgrund von Sparzwängen vor allem unbekannte und drittliga-unerfahrene Spieler aus der Regionalliga. Dass diese Zeit brauchen, um sich zu akklimatisieren ist klar und war jedem bewusst. Doch fehlten Anführer auf der Transfer-Liste. Und die vermeintlichen Führungsspieler im Kader haben mit eigenen Formtiefs zu kämpfen, sind noch nicht so weit oder einfach nicht die erhofften Typen. Was dem erfahrenen Minge, der jahrelang fantastische Arbeit in Dresden abgeliefert hatte, angekreidet werden muss.
Liegt’s am Kader oder am Trainer?
Dass es letztlich an der Qualität der Kaders scheitert, belegen die Aussagen von Spielern und Trainer André Meyer. Schließlich wird nach schwachen Spielen gebetsmühlenartig gepredigt, man müsse nun konzentriert trainieren, den Fokus auf die kommende Partie legen und eine bessere Leistung bringen. Typischer Fußballer-Jargon und auch beim HFC gern genutzt. Und da den Beteiligten der Wille nicht abgesprochen werden soll, scheint es im Schnitt einfach nicht besser zu gehen. Freilich sind auch positive(re) Ausrutscher zu vermerken. Doch diese sind im Vergleich zu harmlosen Auftritten wie am Samstag in der Unterzahl.
Sollte es letztlich aber daran liegen, dass die Qualität der Spieler, die Ralf Minge gesehen haben muss, grundlegend für den Klassenerhalt ausreicht, müsste die Arbeit von Trainer Meyer hinterfragt werden. Der 38-Jährige ist seit Dezember 2021 in Halle, kennt Umfeld und Mannschaft bestens, konnte bei der Zusammenstellung ebenfalls mitreden. Es ist also klar: Irgendjemand hat nicht das abgerufen, was von ihm erhofft wurde. Entweder die Spieler (und Ralf Minge) oder aber André Meyer. Deshalb müssen die Rot-Weißen bald auf irgendeine Art nachbessern.