"Vieles spricht dafür": Verzichtet Dynamo auf Auswärtstickets?

Auch knapp eine Woche danach sind die Randale in Bayreuth weiterhin das vorherrschende Thema bei Dynamo Dresden. Im Rahmen einer Pressekonferenz bezog Geschäftsführer Jürgen Wehlend am Freitag Stellung – und kündigte weitere Maßnahmen an. Eine davon wird wohl der künftige Verzicht auf Auswärtstickets sein.

"Gibt überhaupt keine Rechtfertigung dafür"

Knapp 80 Minuten nahm sich Geschäftsführer Jürgen Wehlend am Freitagnachmittag Zeit, um ausführlich Stellung zu den Randalen in Bayreuth am vergangenen Samstag zu nehmen. "Es gibt überhaupt keine Rechtfertigung für das, was dort passiert ist", sagte der 56-Jährige. Allein die Schäden im verwüsteten Zug belaufen sich auf über 50.000 Euro. "Wir werden alles dafür tun, um die Vorfälle aufzuklären." In erster Linie wird es nun darum gehen, die Täter zu identifizieren und sie von Dynamo-Spielen künftig auszuschließen. Bei der Identifizierung soll auch die neue Kameratechnik helfen, die vor dem Spiel im Hans-Walter-Wild-Stadion installiert worden war. Wehlend zufolge sollen "weniger als 100 Personen" an den Vorfällen beteiligt gewesen sein. Die vom DFB zu erwartende Geldstrafe soll auf die Täter umgelegt werden. Zudem erwartet sie ein Stadionverbot. Insgesamt sind bei Dynamo wegen Vorkommnissen in der Vergangenheit bereits 151 Personen mit einem Stadionverbot belegt worden, 100 Verfahren laufen noch.

Anzeichen, dass es bei diesem Spiel eskalieren würde, habe es im Vorfeld nicht gegeben. "Niemand hat damit gerechnet", sagte Dynamos Geschäftsführer. Die sogenannte Fan-Charta (eine Art Spielregeln für das Stadion) sei "aufs Gröbste verletzt worden". Und das nicht zum ersten Mal, denkt man etwa an die Vorfälle beim Rückspiel der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern zurück. Daher greift Dynamo nun durch: "Der Worte sind genug gewechselt, das Stadion ist kein rechtsfreier Raum. Jetzt müssen neue Spielregeln aufgestellt werden. Es gibt keine Tabus mehr."

Verzicht auf Auswärtstickets?

Als erste Maßnahme hatte die SGD am Mittwoch beschlossen, für das Auswärtsspiel in Essen am 15. Oktober keinen freien Kartenverkauf mehr anzubieten. Es könnte die vorerst letzte Partie vor Auswärtsfahrern sein. Denn wie Wehlend betonte, sei es offen, ob künftig überhaupt noch Auswärtstickets in Anspruch genommen werden. "Vieles spricht dafür, dass wir ohne Fans nach Mannheim (29. Oktober) und Wiesbaden (8. November) fahren." Die Entscheidung darüber soll am kommenden Dienstag in Gesprächen mit der Fanszene fallen, wobei Wehlend betonte: "Es wird keine demokratische Entscheidung geben, weil es unsere Verantwortung ist." Finanziell entschädigen müsse Dynamo die Vereine aber nicht, wenn auf das Auswärtskontingent verzichtet würde.

Mit der Fanszene will die SGD am Dienstag auch über die Themen Selbstverwaltung und Gestaltungsfreiheit im K-Block sprechen. "Es hat Formen angekommen, mit denen wir uns schon in den letzten Monaten sehr kritisch auseinandergesetzt haben. Teilweise herrscht blanke Anarchie. Das ist nicht das, was wir sehen wollen", so Wehlend, der den Anteil der Chaoten im Dynamo-Block auf fünf Prozent bezifferte. Dass sich die Ultras in einer Stellungnahme von den Randalen distanziert haben, wertete Wehlend derweil als "absolut wichtiges Signal".

Neue Fangnetze werden installiert

Eine weitere Konsequenz aus den Randalen in Bayreuth ist die Gründung einer Arbeitsgruppe aus verschiedenen Sicherheitsträgern und die Installation von neuen Fangnetzen im Rudolf-Harbig-Stadion. Diese gehen künftig bis unter das Tribünendach und sollen vor allem Becherwürfe verhindern. Das Geld zur Finanzierung soll unter anderem aus dem im Vorjahr erwirtschafteten Überschuss kommen. Darüber hinaus will sich Dynamo dafür stark machen, dass die analoge Kameratechnik durch eine digitale ersetzt wird. "Wir werden die Stadt auffordern, Mittel freizusetzen", so Wehlend. Um eine Überwachung der Fans handele sich aber ausdrücklich nicht. "Wer sich nichts vorzuwerfen hat, hat auch nichts zu befürchten." Auch das Sicherheitskonzept im Einblick auf den Einlass und die Sektorentrennung soll überprüft werden, ebenso sollen die genehmigten Fan-Utensilien sowie Arbeitskarten auf den Prüfstand kommen. Außerdem will Dynamo über bauliche Maßnahmen nachdenken.

Bei der SpVgg Bayreuth entschuldigte sich Wehlend derweil in aller Form, sicherte finanzielle Unterstützung zur Behebung der Sachschäden zu und rief alle Dynamo-Fans dazu auf, die Ermittlungen der Polizei zu unterstützen. Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor. "Außerdem wäre es ein tolles Signal, wenn Fans nach Bayreuth fahren würden und den Imbissstand reparieren.", so der 56-Jährige. Neben allen angekündigten Maßnahmen und Bitten an die Fans hielt Wehlend aber auch fest: "Uns als Verein sind Grenzen gesetzt. Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir nicht alleine bewältigen können."

   

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