"Ingolstadt zweimal am Leben gelassen": Schiri-Ärger bei 1860
Die Heimserie von 1860 München ist gerissen: Nach fünf Siegen aus fünf Spielen setzte es am Samstag beim 1:2 gegen den FC Ingolstadt die erste Saison-Niederlage im Grünwalder Stadion. Trainer Michael Köllner machte vor allem den Auftritt im ersten Durchgang dafür verantwortlich, haderte aber auch mit dem Schiedsrichter.
FCI umgeht zweimal Gelb-Rot
Nach dem Schlusspfiff kochten die Emotionen nochmal hoch. Ingolstadts Marcel Costly legte sich verbal mit mehreren Sechzgern an und war gar nicht mehr zu beruhigen. Köllner suchte derweil das Gespräch mit dem Schiedsrichter-Gespann um Benjamin Brand. Doch Redebedarf hatte der Unparteiische nicht, was den 1860-Coach sichtlich entzürnte. Und so bedachte er Brand bei dessen Gang in die Kabine mit einigen genervten Handbewegungen, während es von den Rängen ein Pfeifkonzert gab.
Was war passiert? Sowohl in der 27. Minute, als Ingolstadt Kopacz hart in einen Zweikampf mit Greilinger ging und ihm an Knöchel traf, als auch in Minute 54, als Doumbouya mit gestrecktem Bein in 1860-Keeper Hiller rauschte, ließ Brand die gelbe Karte stecken. Das war insofern von Bedeutung, als dass beide Ingolstädter bereits mit Gelb verwarnt waren. "Wenn sie zweimal Gelb-Rot bekommen, hätten sie sich nicht beschweren dürfen. Der Schiedsrichter hat Ingolstadt zweimal am Leben gelassen", meinte Köllner im "Telekom"-Interview. "Es sagt schon alles aus, wenn der gegnerische Trainer einen Spieler vom Platz nimmt, weil er kurz vor Gelb-Rot ist." Ohnehin war die Partie recht ruppig: Gleich neunmal zeigte Brand Gelb, allein im zweiten Durchgang zückte er sechsmal den Karton.
"Hatten es nicht verdient"
Doch am Schiedsrichter festmachen wollten die Löwen die erste Heim-Niederlage keineswegs, dafür war die Leistung in der ersten Halbzeit einfach nicht gut genug. "Wir haben zu viel zurückgespielt, zu wenig die Tiefe gesucht, waren zu langsam, haben zu statisch gespielt und haben zu lange gebraucht, um in der Partie anzukommen", zählte Köllner eine lange Mängelliste auf. Kurzum: "Das war zu wenig von uns." Tim Rieder sprach gar davon, dass 1860 die erste Halbzeit "komplett verschlafen" habe und nur "hinterhergelaufen" sei. "Wir haben einfach zu viele einfache Fehler gemacht, Pässe auf zwei Metern ins Aus gespielt und die Zielstrebigkeit vermissen lassen. So hatten wir es einfach nicht verdient, drei Punkte mitzunehmen." Köllner sah es ganz ähnlich: "Wir hätten konsequenter aufs Tor gehen müssen. Es war sicher nicht der Plan von Ingolstadt, uns so unter Druck zu setzen. Am Ende haben wir ihnen damit in die Karten gespielt." Der Gegentreffer nach 15 Minuten war daher die logische Konsequenz, zumal der TSV die Ecke nicht geklärt bekam.
Im zweiten Durchgang habe 1860 die Partie dann "absolut im Griff gehabt", wie Köllner befand. "Es war mehr Tempo drin, die Mannschaft hat alles investiert." Belohnt wurde der Aufwand allerdings erst in der Nachspielzeit. Weil die Schanzer zuvor jedoch bereits den zweiten Treffer nachgelegt hatten, gingen die Löwen erstmals in dieser Saison nicht als Sieger vom Platz des Grünwalder Stadions. Mit unmittelbaren Folgen: Weil die SV Elversberg zeitgleich gegen Duisburg gewonnen hat, sind die Löwen die Tabellenführung direkt wieder los.
Ein "Wachrüttler"
"Das war heute schon ein wichtiges Spiel für uns", haderte Köllner mit der Pleite, betonte aber: "Es entscheidet nicht die Saison." Sechzig müssen nun gucken, "dass wir in Osnabrück wieder gut auf den Platz kommen". Rieder sprach unterdessen von einem "Wachrüttler" und betonte: "Mit nur 90 Prozent kannst du in der 3. Liga nicht bestehen." Ob die Löwen, die nur eine der letzten vier Partien gewinnen konnten, an der Bremer Brücke wieder die volle Leistung abrufen?