Nach Vorfällen: Rot-Weiss Essen spricht 76 Hausverbote aus
Rot-Weiss Essen hat auf die jüngsten Vorfälle nach den Auswärtsspielen in Bayreuth und Wiesbaden reagiert und gegen insgesamt 76 Personen ein Hausverbot ausgesprochen.
Verbote gelten für drei Jahre
Ein tätlicher Angriff auf eigene Fans nach der Partie in Bayreuth, Übergriffe auf Anhänger des FC Schalke 04 nach dem Spiel in Wiesbaden: Mehrfach haben Fans von Rot-Weiss Essen in den letzten Wochen für Negativschlagzeilen gesorgt. Nun hat RWE durchgegriffen und sich nach "diversen internen Beratungen und einer anschließend Abteilungs-, Gruppen- und Gremien-übergreifend erzielten Einstimmigkeit" dazu entschieden, Hausverbote gegen insgesamt 76 Personen zu verhängen, die allesamt in der jüngeren Vergangenheit auffällig geworden seien.
Es handelt sich dabei um lokale Stadionverbote, die ab sofort und für die kommenden drei Jahre für das gesamte Gelände des Stadions an der Hafenstraße gelten. Erstmalig wirksam sind Hausverbote zum Heimspiel gegen Dynamo Dresden am kommenden Wochenende. Die polizeilichen Ermittlungen dauern unterdessen noch an, laut RWE sei aber davon auszugehen, dass gegen alle zweifelsfrei identifizierten Beteiligten bundesweite Stadionverbote angeregt und auch ausgesprochen werden.
In einer Stellungnahme erklärt RWE: "In den letzten Monaten ist eine Zunahme an bedenklichen und strafrechtlich relevanten Vorfällen im Zusammenhang mit RWE-Spielen festzustellen. Unser klarer Eindruck ist, dass nicht das Interesse am Fußball, sondern an gewalttätigen Auseinandersetzungen mehr und mehr in den Mittelpunkt einiger Stadionbesucher rücken. Die Gewaltbereitschaft wächst, die Hemmschwelle vor Gewalt sinkt." Daraus seien in jüngster Vergangenheit immer wieder und zuletzt vermehrt Vorfälle resultiert, "die wir als Verein zutiefst verurteilen".
"Wir sind Essener – und Ihr nicht!"
Spätestens durch die Vorkommnisse nach der Wiesbaden-Partie sei ein Punkt erreicht worden, "an dem unsere Geduld am Ende ist und wir klare Konsequenzen ziehen und Sanktionen aussprechen". RWE habe sich "lange und intensiv" über die richtige Form des Vorgehens ausgetauscht und sich mehrheitlich gegen eine Kollektiv-Bestrafung (einer Gruppe) ausgesprochen. Vielmehr habe der Klub entschieden, gezielt Leute zu sanktionieren, die in der jüngeren Vergangenheit mehrfach und eindeutig zuordenbar an strafrechtlich relevanten Vorfällen aktiv beteiligt gewesen seien.
"Daher haben wir an diese Personen Hausverbote für das Stadion an der Hafenstraße ausgesprochen und werden Verstöße dagegen konsequent verfolgen und zur Anzeige bringen." Darüber hinaus werde diesen Fans die Dauerkarten entzogen sowie Vereinsausschluss-Verfahren geprüft. "Um es klar zu sagen: Wir werden es nicht zulassen, dass sich aus einer völlig falsch verstandenen Fankultur heraus Gewalt und Angst rund um unsere Spiele Bahn brechen und die Oberhand gewinnen!"
Rot-Weiss Essen distanziert sich "in aller Form" von Gewalt und Diskriminierung. "Jeder, der an kriminellen Handlungen beteiligt ist oder diese gut heißt, verwirkt sein Recht auf den Besuch von RWE-Spielen und entfernt sich dadurch immer mehr von dem, wofür RWE steht: Für ein leidenschaftliches, gerne auch emotionales, jedoch gewaltfreies Stadionerlebnis. RWE steht mit seinen Werten in keiner Weise für eine gewalt-verherrlichende Fankultur, in der das Fußballspiel offensichtlich zunehmend zur Nebensache wird." Allen Störenfrieden ruft RWE "in aller Deutlichkeit" zu: "Wir sind Essener – und Ihr nicht!" Wie die Fanszene auf die Hausverbote reagiert, wird sich zeigen. Bereits am Sonntag beim Spiel in Freiburg hingen die Banner am Gästeblock verkehrt herum, zudem gab es keinen geregelten Support.