"Frage mich, was das soll": Tumulte nach erster Waldhof-Heimpleite

Nach zuletzt sechs Siegen aus sechs Liga-Heimspielen ist die Serie des SV Waldhof Mannheim durch die 1:2-Niederlage gegen Rot-Weiss Essen gerissen. Nach der Partie herrschte großer Diskussionsbedarf über die strittigen Szenen. Zudem kam es zu Tumulten, bei denen sogar die Polizei einschreiten musste.

Emotionen kochen hoch

Überaus hitzig und emotional: So lässt sich das Geschehen während der 90 Minuten im Carl-Benz-Stadion am Samstagnachmittag wohl am besten zusammenfassen. Doch als wäre im Laufe der Partie nicht schon genug passiert, kochten die Emotionen direkt nach Abpfiff nochmal so richtig hoch. Was war passiert? Als Schiedsrichter Assad Nouhoum die Partie abgepfiffen hatte, jubelte Essens Björn Rother provozierend vor den Mannheimer Spielern und Fans über den Sieg und löste damit Tumulte zwischen nahezu allen Akteuren beider Mannschaften aus – heftige Wortgefechte inklusive. Weil auch einige Fans über den Zaun in den Innenraum kletterten und mehrere Gegenstände in Richtung Rasen flogen, kam sogar die Polizei auf den Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Situation aber schon wieder abgekühlt, die Essener gingen zunächst geschlossen in die Kabine.

Bei "MagentaSport" versuchte Fridolin Wagner derweil, die Geschehnisse nach Abpfiff einzuordnen: "Es gibt manche Szenen im Fußball, die gehören nicht dazu. Wenn ein Essener vor unserem Spieler jubelt, als hätte er gerade die Champions League gewonnen, frage ich mich schon, was das soll. Aber das muss er selber wissen."

Strittige Szenen sorgen für Diskussionen

Für erhitzte Gemüter sorgten aber nicht nur die Szenen nach Abpfiff, sondern auch mehrere Situationen während des Spiels. Darunter das 1:0 für RWE nach fünf Minuten. Nachdem Waldhof-Keeper Behrens den Ball aufgenommen hatte, wurde er von Innenverteidiger Gohlke umgerempelt und unglücklich mit dem Knie im Gesicht getroffen. Dabei ging Behrens benommen zu Boden und ließ das Spielgerät fallen, sodass Berlinski keine Probleme mehr damit, den Ball im leeren Tor unterzubringen. "Ich will Berlinski keinen Vorwurf machen, aber da muss der Schiedsrichter das Spiel einfach unterbrechen. Er sieht ja, dass unser Spieler benommen auf dem Platz liegt." Trainer Christian Neidhart sah es ganz ähnlich: "Wenn zwei Spieler mit den Köpfen zusammenprallen, pfeift der Schiedsrichter sofort ab."

RWE-Coach Christoph Dabrowski bezeichnete den Treffer derweil als "regeltechnisch in Ordnung" und meinte: "Da brauchen wir gar nicht diskutieren.  Er trifft den eigenen Torhüter am Kopf, von daher ist es ein reguläres Tor." Vielmehr störte er sich daran, dass Waldhof-Kapitän Seegert direkt nach dem Treffer zu Berlinski gelaufen war und ihn im Ärger darüber, den Ball nicht ins Aus befördert zu haben, gleich zweimal umgeschubst hatte, während dieser gerade am Jubeln war: "Das ist eine Tätlichkeit und ein klarer Platzverweis." Nouhoum gab allerdings nur Gelb. "Er hatte Glück, dass er so lange auf dem Platz war."

In der fünften Minute der Nachspielzeit flog Seegert dann aber doch vom Platz, nachdem es zu einer Auseinandersetzung mit Essens Rother gekommen war, für die er seine zweite gelbe Karte an diesem Nachmittag sah. Sehr zum Unverständnis von Neidhart: "Rother provoziert das sehr gut. Er geht unseren Kapitän an und nicht umgekehrt. Da ist der Schiedsrichter leider drauf reingefallen", schimpfte der Waldhof-Coach. "Wenn ich das sehe, dann passt das sehr gut zum Spiel, dass der Schiedsrichter genau diese Sachen nicht gesehen hat." Dabrowski bewertete die Szene erneut völlig anders: "Was hat Rother denn angestellt? Seegert schubst ihn, das ist eine eindeutige Szene."

Wagner findet es "zum Kotzen"

So beendete der Waldhof die Partie mit einem Mann weniger und ging erstmals in dieser Saison nicht als Gewinner aus einem Heimspiel. Dabei wäre ein Punkt durchaus verdient gewesen, wie die Mannheimer Beteiligten befanden: "Wir haben das Spiel 75 Minuten lang dominiert, bringen uns aber um den Lohn", so Wagner. Es sei "zum Kotzen", dass trotz des "Riesenaufwands" am Ende null Punkte zu Buche stehen. Oder wie es Neidhart formulierte: "Es ist ärgerlich, ein Spiel zu verlieren, in dem der Gegner nicht überragend war."

Dass es nicht wenigstens zu einem Punkt reichte, lag aber auch daran, dass der Waldhof sich den zweiten Gegentreffer an diesem Nachmittag in Minute 12 durch einen viel zu kurzen Rückpass von Gohlke quasi selbst ins Tor gelegt hatte. Erneut war Berlinski zur Stelle. "Wenn man sich die beiden Gegentore anschaut, spricht das Bände", meinte Neidhart dazu. "Danach waren wir aber im Spiel und hatten viele Chancen. Die Jungs haben eine gute Reaktion gezeigt. Wir hatten die Möglichkeit, das Spiel zu drehen." Es reichte jedoch lediglich für einen Treffer: Martinovic traf nach 32 Minuten im Anschluss an einen Konter nach einer RWE-Ecke.

Trotz der Niederlage sprach Wagner aus spielerischer Sicht aber von einem "Schritt nach vorne", habe der Waldhof doch "viel Druck" gemacht. "Wir sind auf dem richtigen Weg." Neidhart ahnte dagegen schon, dass die gute Leistung in den nächsten Tagen nicht so sehr im Fokus stehen wird: "Wahrscheinlich wird wieder nur das Ergebnis bewertet und alles andere nicht." Klar ist: "Wir brauchen Punkte", weiß auch Wagner. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Dynamo Dresden – dann allerdings ohne Seegert und Kother, der seine fünfte gelbe Karte sah.

   

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