Abifade im Interview: "Müssen kämpfen, bis der Arzt kommt"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Samuel Abifade vom SV Meppen über die mögliche Wende seiner Mannschaft an der Hafenstraße und im Derby gegen den VfL Osnabrück, wie ihn Weltstar Didier Drogba geprägt hat, die lange Winterpause und seinen Tipp zur Weltmeisterschaft in Katar.

"Wie aus dem Drehbuch"

liga3-online.de: Das erste halbe Jahr beim SV Meppen ist fast vorüber. Wie lautet Ihr erstes Zwischenfazit, Herr Abifade?

Samuel Abifade: Ich habe mich in Meppen sehr gut eingelebt. Da die Stadt nicht die größte ist, geht hier alles deutlich familiärer zu. Im Vergleich zu meiner Heimat Braunschweig ist im Emsland alles ländlicher. Für mich ist es optimal, um auch mal mit dem Fahrrad die Umgebung zu erkunden. Sportlich sind wir leider nicht in einer guten Position. Der Zusammenhalt im Verein und den Fans in der Region ist aber nach wie vor ungebrochen. Klar, waren die Fans zuletzt auch mal angefressen. Wir haben es ihnen in letzter Zeit auch nicht einfach gemacht. Dennoch unterstützen sie uns in jedem Spiel. Das ist beeindruckend.

Zum Jahresabschluss stehen noch zwei anstrengende Begegnungen auf dem Programm. Ein ordentlicher Abschluss mit Spielen bei Rot-Weiss Essen (Mittwoch, 19 Uhr) und das Derby vor heimischer Kulisse gegen den VfL Osnabrück (Samstag, 14 Uhr), oder?

Gegen Essen erwarte ich eine hervorragende Kulisse. Auch wir werden von vielen Anhänger unterstützt, sodass von beiden Seiten eine tolle Stimmung herrschen wird. Dass wir dann zum Abschluss das Derby vor heimischer Kulisse bestreiten, ist wie aus dem Drehbuch. Nach der Partie in Essen müssen wir noch einmal all unsere Kräfte mobilisieren und mit viel Leidenschaft und Herzblut die letzte Begegnung des Jahres bestreiten.

Was macht Sie optimistisch, dass der SVM in den letzten beiden Spielen des Jahres wieder in die Erfolgsspur zurückkehren wird?

Vor allem stimmt mich positiv, dass wir in den vergangenen Wochen immer genügend Chancen kreieren konnten. Wir hatten immer wieder genügend Möglichkeiten, Tore zu erzielen. Durch individuelle Fehler haben wir es unseren Gegnern aber oftmals sehr leicht gemacht. Das müssen wir so schnell wie möglich ablegen.

Eine Baustelle wurde besonders gegen den SV Wehen Wiesbaden (0:3) deutlich. Im Abschluss hat der SV Meppen derzeit noch Probleme, erzielte gerade einmal 16 Tore in 15 Spielen. Woran liegt das?

Das fragen wir uns auch ständig im Training (lacht). In unseren Einheiten simulieren wir immer wieder solche Abschlusssituationen. Woran diese Ladehemmungen vor dem gegnerischen Tor aber letztendlich liegen, muss jeder Spieler für sich beantworten. Da spielt eine solche Negativspirale sicherlich auch eine Rolle. Schon nach dem ersten gescheiterten Versuch fängt man an, darüber zu grübeln. Das haben wir in der Analyse angesprochen und uns fest vorgenommen, uns von den Ergebnissen der letzten Wochen zu lösen.

Rot-Weiss Essen ist derzeit mit drei Siegen und zwei Unentschieden aus den letzten fünf Partien in blendender Verfassung. Was für ein Spiel erwarten Sie?

RWE hatte zu Beginn nach dem Aufstieg eine schwierige Phase, aus der sie sich eindrucksvoll befreit haben. Daraus haben sie sicherlich sehr viel Selbstbewusstsein gezogen. An der Hafenstraße zu spielen, ist ohnehin immer ein Erlebnis. Wir wollen aber alles daran setzen, um unseren Negativtrend zu beenden. Dafür müssen wir kämpfen, bis der Arzt kommt.

 

"Brauchen vielleicht einen Hallo-Wach-Effekt"

Was müssen die Emsländer grundsätzlich anders machen, um den Negativlauf nach elf Spielen ohne Sieg (fünf Punkte) zu beenden?

Erst einmal ist es wichtig, dass wir die Defensive stabilisieren. Unser Ziel ist es, so lange wie möglich hinten die null zu halten. Unser Wille, das Spiel zu gewinnen, sollte auch bei unseren Fans erkennbar sein, sodass sie uns ein weiteres Mal voller Leidenschaft unterstützen. Und am Ende müssen wir es auch schaffen, eine unserer Chancen dann auch mal zu nutzen. Vielleicht brauchen wir auch einfach mal einen Hallo-Wach-Effekt, indem wir früh den Führungstreffer markieren.

Wenn man so lange auf einen Sieg wartet, steht unweigerlich auch der Trainer in der Kritik. Wie zuversichtlich sind Sie, dass der SVM gemeinsam mit Stefan Krämer die Wende schafft?

Ich gehe stark davon aus, dass wir gemeinsam mit unserem Trainer wieder aus dieser Misere herausfinden. Man sieht schließlich, dass seine Ideen vom Fußball zünden. Diese Spielweise trägt nur keine Früchte, weil uns das nötige Glück im Abschluss fehlt. Daran kann auch der Trainer nichts ändern. Wir sind uns unserer Stärken bewusst und greifen bis zur Winterpause weiter an.

Dass blau und weiß Ihre Farben sind, zeigen Sie nicht nur als Spieler des SVM, sondern auch als Fan des FC Chelsea. Wie kam es überhaupt dazu?

Das liegt tatsächlich schon einige Jahre zurück. Um genau zu sein, seit dem Finale Dahoam in der Champions League im Jahr 2012 zwischen dem FC Bayern München und dem FC Chelsea. Das Endspiel hatte ich als damals Zwölfjähriger bei einem Freund geschaut. Als dann Didier Drogba per Kopf zum Ausgleich getroffen hat, war ich von diesem Spieler einfach nur fasziniert. Seitdem verfolge ich regelmäßig Spiele der Blues. Ich habe mich auch gefreut, als sie im Achtelfinale gegen Borussia Dortmund ausgelost wurden. Sollte es die Zeit zulassen, werde ich versuchen, das Spiel live im Stadion zu sehen. Dortmund ist schließlich nicht so weit entfernt von Meppen.

Erstmals wird bereits im November die Winterpause eingeläutet. Haben Sie schon einen Plan, wie Sie die Zeit bis zum Auftakt im Januar überbrücken?

Für uns als Spieler ist es schon ein etwas komisches Gefühl, bereits Mitte November in die Pause zu gehen. Da es aber mein erstes Jahr in der 3. Liga ist und ich zuvor nur im Amateurbereich gespielt habe, habe ich durch die coronabedingten Unterbrechungen ähnliche Situationen schon erlebt. Ich weiß noch, wie ätzend ich es fand, nicht regelmäßig um Punkte zu spielen. Als Fußballer will man natürlich so häufig wie möglich selbst auf dem Platz stehen. Aber es ist nun so wie es ist. Die trainingsfreie Zeit bis zum 5. Dezember werde ich dafür nutzen, Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Vielleicht werde ich auch das eine oder andere Spiel der Weltmeisterschaft schauen.

Wie genau werden Sie die WM in Katar verfolgen und was ist Ihr Tipp?

Noch nie hat mich eine Weltmeisterschaft so sehr zum Grübeln gebracht. Auf der einen Seite will man das ganze Geschehen rund um das Turnier nicht unterstützen und mit einem Boykott eine Message senden. Als fußballbegeisterter Mensch will ich aber auch Begegnungen auf Top-Niveau sehen. Daher habe ich für mich entschieden, zumindest die Spiele der Deutschen Nationalmannschaft zu verfolgen. Ich hoffe, dass wir das Viertelfinale überstehen. Ich denke aber, dass Brasilien gute Chancen hat, den Pokal zu gewinnen.

   

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