Kommentar: Aufstockung der 3. Liga ist komplett abwegig
Damit die Aufstiegsregelung zur 3. Liga gerechter wird, schlagen 19 Klub-Vertreter aus den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern die Aufstockung der 3. Liga auf 22 Teams mit dann fünf Absteigern vor, sodass alle fünf Regionalliga-Meister direkt aufsteigen. Eine Idee, die jedoch aus mehreren Gründen komplett abwegig ist. Ein Kommentar.
Abwälzung auf die 3. Liga ist grotesk
Keine Frage: Dass nicht alle Regionalliga-Meister direkt aufsteigen und dass die Staffeln in der Aufstiegsfrage nicht gleichberechtigt sind, ist ein Unding. Doch dass ausgerechnet die 3. Liga herhalten soll, um den Missstand zu beheben, kann nicht die Lösung sein – zumal sich die Frage stellt, wie vier zusätzliche Spieltage im ohnehin schon vollen Terminkalender untergebracht werden sollen. Die Drittligisten hätten dann mehr Pflichtspiele, als Bundesligisten, die nicht international spielen. Um ob die zusätzlichen Heimspiele die höheren Kosten (Personal, Prämien etc.) ausgleichen würden, sei dahingestellt.
Doch völlig losgelöst davon sei daran erinnert, dass die 3. Liga bereits 2018 – wohlgemerkt als einzige Partei, obwohl sie nicht mal direkt betroffen war – ein Zugeständnis gegenüber den Regional- und Landesverbänden gemacht – und zähneknirschend einen vierten Abstiegsplatz akzeptiert hatte. Damit war die 3. Liga in Vorleistung gegangen, um bei einer Reduzierung der Regionalliga-Staffeln von fünf auf vier allen Meistern den Aufstieg zu ermöglichen.
Allein: Weil die Verbände zu keinen Kompromissen für eine viergleisige Regionalliga bereit waren, blieb es bei fünf Aufsteigern. Die Anzahl der Abstiegsplätze aus der 3. Liga ist dagegen geblieben – und das, obwohl die zentrale Forderung der Drittligisten nicht erfüllt worden war. Und auch vier Jahre später deutet sich keine Lösung für eine viergleisige Regionalliga an, da – heute wie damals – niemand "seine" Staffel abgeben möchte. Das ist unter gewissen Gesichtspunkten zwar nachvollziehbar, doch das Problem der Aufstiegsfrage einfach auf die 3. Liga abzuwälzen, mutet grotesk an. Ganz nach dem Motto: Weil wir keine Lösung finden (wollen), sollen es eben die anderen machen.
Weit weg von einer Stimmmehrheit
"Relativ leicht" sei die von den Vereinen vorgeschlagene Lösung umzusetzen, sagte Hermann Winkler als Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) am Mittwoch. Klar, mal eben die Liga oberhalb der eigenen aufstocken, damit sich niemand von "seiner" Staffel trennen muss, ist natürlich herrlich einfach. Damit es dazu kommt, brauche es Mehrheiten, so Winkler. Doch dass es diese Mehrheiten geben wird, scheint unrealistisch. Beim DFB-Bundestag 2022 hatten die betroffenen Landesverbände aus den Gebieten Nord, Nordost und Bayern gerade mal 63 von insgesamt 262 Stimmen – und damit nicht mal ein Viertel. Zum Vergleich: Alle anderen Landesverbände (darunter West und Südwest) kommen zusammen auf 67 Stimmen. Um die Aufstockung der 3. Liga zu beschließen, bräuchte es die einfache Mehrheit von 132 Stimmen – satte 68 Stimmen fehlen somit. Entweder müssten die betroffenen Landesverbände alle anderen Landesverbände (plus die Regionalverbände) überzeugen, oder aber die DFL (74 Stimmen).
Der Liga-Verband der beiden Bundesligen soll nach Vorstellung der betroffenen Klubs jährlich fünf Millionen an die 3. Liga zahlen, damit den Klubs durch die Aufstockung keine Gelder verloren gehen. Die Frage ist nur: Warum sollten die DFL und ihre Klubs dem – gerade in den aktuellen Zeiten – zustimmen? Das Geld würde ihnen schließlich fehlen. Ebenso illusorisch ist der Vorschlag, die 3. Liga könnte zwei zusätzliche direkte Startplätze im DFB-Pokal erhalten. Woher sollen die Plätze kommen? Denkbar wäre zwar, dass Landesverbände, die über zwei Startplätze verfügen – Bayern, Westfalen und Niedersachsen – einen abgeben. Doch aus welchem Grund sollte das passieren, schließlich würden die Verbände damit ihre Amateurklubs schlechter stellen. Und auf einen Zwist mit diesen Klubs, die in jedem Verband die deutliche Mehrheit ausmachen, wird sich wohl niemand einlassen.
Landesverbände sind gefordert
Fazit: Das Ansinnen der 19 Klub-Vertreter, dass alle Meister direkt aufsteigen müssen, ist komplett richtig. Dieses bisher nicht gelöste Problem aber an die 3. Liga abzugeben, ist der falsche Weg. Die Drittligisten waren vor vier Jahren bereits zu einem Kompromiss bereit, jetzt sind die Landesverbände gefordert, eine Lösung für eine viergleisige Regionalliga zu finden. Andernfalls werden nicht alle Meister direkt aufsteigen können. Denn dass die 3. Liga einer Aufstockung mit fünf Absteigern zustimmen wird, dürfte nahezu ausgeschlossen sein.