SVM am Boden: "Hat mit Profifußball wenig zu tun" – Fans im Innenraum
Seit 13 Spielen sieglos, damit einen Vereins-Negativrekord aufgestellt, nur ein Tor in den letzten acht Partien, im Worst-Case als Tabellenletzter in die Winterpause und am Samstag auch noch das Derby gegen Osnabrück mit 0:3 verloren: Längst reicht das Wort 'Krise' nicht mehr aus, um die Situation beim SV Meppen treffend zu beschreiben. Während einige vermummte Fans nach dem Spiel in den Innenraum vordrangen, rechneten Spieler und Trainer mit der Leistung ab.
"Offensiv wie defensiv bodenlos"
Immer wieder schaute Trainer Stefan Krämer sich um, als er beim Interview mit "MagentaSport" Rede und Antwort stand. Kurz zuvor waren mehrere vermummte Anhänger des SV Meppen unter "Wir haben die Schnauze voll"-Rufen über einen Zaun in den Innenraum gesprungen, um der Mannschaft dort die Leviten zu lesen. Ordner sicherten die Spieler, die Richtung Kabinen gingen, von den aufgebrachten Anhängern ab, zu einem Platzsturm kam es somit nicht. Auch Handgreiflichkeiten blieben aus.
Folglich bestand für Krämer keine Gefahr, als er im "Telekom"-Gespräch deutliche Worte zur Leistung seiner Mannschaft fand: "Die ersten 45 Minuten waren noch okay, aber so wie wir nach der Pause gespielt haben, können wir nicht gewinnen. Wie wir das zweite und dritte Gegentor kassieren, hat mit Profifußball wenig zu tun." Schließlich resultierten diese Gegentreffer jeweils aus individuellen Fehlern, nachdem das 0:1 durch einen Elfmeter zustande gekommen war. Von seinen Spielern fühlte sich Krämer im Stich gelassen: "Nach dem 0:2 waren zu viele Spieler auf dem Platz, die keine Verantwortung übernehmen wollten. Das war kein Abstiegskampf. Wir haben völlig mutlos agiert. Ich hatte den Eindruck, dass der eine oder froh war, als die Partie vorbei war."
Auf Tobias Kraulich traf das wohl nicht zu – jedenfalls redete er sich nach Abpfiff in Rage: "Wir spielen gute erste 30 Minuten, doch dann schenken wir drei Tore her. Ich finde keine Worte dafür. Offensiv wie defensiv ist das bodenlos – und das seit Wochen." Die Zahlen belegen das: In den letzten acht Spielen gelang dem SVM gerade mal ein Treffer, gleichzeitig setzte es in diesem Zeitraum 15 Gegentore. "Das geht mir auf den Sack. So kann man kein Spiel angehen. Es ist einfach zu wenig, was wir zeigen."
Was wird aus Krämer?
Entsprechend wird die Luft für Krämer immer dünner, wobei Kraulich die aktuelle Misere nicht am Trainer festmachen will: "Was soll der Trainer anders machen? Wir haben mehrere Systeme gespielt, mal offensiver mal defensiver. Mal Dreierkette, mal Viererkette." Alles ohne Erfolg. "Wir müssen daher nicht über den Trainer sprechen. Es liegt nur an uns. Ich weiß nicht, ob die Einstellung nicht stimmt." Krämer selbst antwortete auf die Frage, ob er noch der Richtige sei, kurz und knapp. "Ich denke ja." Zwar betonte der 55-Jährige, dass die Entscheidung über seine Zukunft nicht in seiner Hand liege, "aber wenn ich es entscheiden könnte, würde es weitergehen".
Ob es tatsächlich so kommen wird, dürften die kommenden Tage zeigen. Mit Blick auf das neue Jahr zeigt sich Krämer jedenfalls trotz der eklatanten Sieglos-Serie zuversichtlich: "Wir haben des Öfteren bewiesen, dass wir konkurrenzfähig sein können. Im Winter kommen Spieler zurück, zudem können wir in der Offensive Leute dazu holen. Dann beginnt die Aufholjagd." Von welchem Platz, das entscheidet sich am Sonntag. Vorletzter sind die Emsländer bereits, und sollte Bayreuth in Köln punkten, würde Meppen als Schlusslicht in die lange Pause gehen – dann wären die Emsländer auch in der Tabelle am Boden. Schon jetzt beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer drei Punkte.
Aussprache mit den Fans
Neun Wochen bleiben nun, um die schwache bisherige Saison aufzuarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. "Ich kann mich nur bei den Fans entschuldigen", so Erik Domaschke in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Ich glaube, dass das, was wir gezeigt haben, nichts mit dem zu tun hat, was die Fans draußen für uns veranstaltet haben, was die auf die Beine gestellt haben. Das müssen wir irgendwie wiedergutmachen".
Nach der Partie war es vor der Geschäftsstelle zu einer Aussprache zwischen Fans und Mannschaft gekommen. "Es gibt Situationen, in denen du dich gerade machen und dich mit den zu Recht unzufriedenen Fans austauschen musst", berichtete Krämer. Wut, Enttäuschung und die große Sorge vor dem Abstieg hätten bei den Anhängern vorgeherrscht, so der 55-Jährige, laut dem es aber friedlich und sachlich geblieben war. "Wir müssen die Situation knallhart analysieren, die Fast-Hinrunde löschen und neustarten", forderte Kraulich. "Im Januar greifen wir wieder an". Mit Krämer?