Saarbrückens Schwede vor Gericht: Vorwurf der Vergewaltigung
Ohne Tobias Schwede war der 1. FC Saarbrücken vor einer Woche ins Trainingslager geflogen. Nun ist auch klar, warum: Wie Trainer Rüdiger Ziehl am Freitag bekanntgab, muss sich der 28-Jährige vor dem Landgericht Wiesbaden verantworten. Es steht der schwere Vorwurf einer gemeinschaftlichen Vergewaltigung im Raum.
Vorfall im Januar 2020
Konkret soll der Mittelfeldspieler zusammen mit einem Kumpel eine 23 Jahre alte Frau aus Mainz vergewaltigt haben. Zugetragen haben soll sich der Vorfall in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 2020, wie die "Wiesbadener Kurier" berichtet. Zu diesem Zeitpunkt stand Schwede noch beim SV Wehen Wiesbaden unter Vertrag. Laut Anklage, die sich auf die Aussagen der 23-Jährigen stützt, sollen die beiden Männer gegen ihren erklärten Willen gehandelt haben. Von zeitweiser Gewalt ist die Rede. "Nach zunächst einvernehmlichen Küssen mit dem Fußballspieler soll das Geschehen in jener Januarnacht eine Wendung genommen haben, mit der die Frau nicht einverstanden gewesen sein will. Sie sagte deutlich, dass sie das nicht will", zitiert das Blatt aus der Anklage.
Die beiden Angeklagten bestreiten den Vorwurf der Vergewaltigung, da es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt haben soll. "Da war nichts gegen ihren Willen", so Verteidiger Temba Hoch. Vor Gericht habe Schwede-Anwalt Thomas Becker das Bild einer jungen Frau gezeichnet, die "animierende und treibende Kraft" und "alles andere als ein Opfer" gewesen sein soll, heißt es im Kurier. Und weiter: Nach dem ersten Kennenlernen im Herbst 2019 habe es von ihr immer wieder Nachrichten mit sexuellem Bezug gegeben, schon beim ersten Treffen soll die junge Frau gegenüber Schwede nach dessen Darstellung die lockere Unterhaltung "in Richtung Sex gelenkt" haben.
Verletzungen festgestellt
Wenige Wochen nach dem Kennenlernen habe man in der Wohnung des Fußballspielers Sex gehabt, und zwar zu dritt – offenbar einvernehmlich. Auch damals war ein Freund zu Besuch. Die Frau soll "Gefallen gefunden haben an der Aktion", sie soll "zufrieden und gelöst gewirkt" haben. Ob das allerdings auch in jener Januar-Nacht der Fall war, muss nun das Gericht klären.
"Entscheidend für die strafrechtliche Bewertung ist der Punkt, ob es den erkennbaren Willen gab, dass sich die Frau nach ihrer Darstellung in jener Nacht nicht mehr weiter sexuell einlassen wollte", schreibt der Kurier. Was womöglich dafür spricht, dass gegen den Willen der Frau gehandelt wurde, ist die Tatsache, dass bei ihr am 13. Januar in einer Klinik eine Verletzung festgestellt worden war. Laut Darstellung der Frau soll sie festgehalten, an den Haaren gepackt und vom Freund des Fußballspielers auch noch gewürgt worden sei. "Ich hatte große Angst", wird die 23-Jährige zitiert. Sie habe sich "wie in einer Falle gefühlt".
Schwede vorerst freigestellt
Für die Dauer des Prozesses, der noch vor Weihnachten abgeschlossen sein soll, wurde Schwede vom 1. FC Saarbrücken freigestellt. "Er ist freigestellt, um sich darauf zu konzentrieren, weil es natürlich keine einfache Situation für ihn ist. Und für uns hätte es auch keinen Sinn ergeben, dass er bei uns jetzt trainiert“, wird Ziehl in der "Saarbrücker Zeitung" zitiert. Bekannt sind dem FCS die Vorwürfe schon seit etwa vier Wochen: "Tobias kam kurz vor der Winterpause zu Sportdirektor Jürgen Luginger und mir und hat uns die Thematik erläutert", berichtet Ziehl, der auch die Mannschaft am Freitag informiert hat. "Es war schon sehr, sehr still, als ich der Mannschaft davon berichtet habe. Es ist für sie natürlich auch eine schwierige Angelegenheit."
Es gelte die Unschuldsvermutung, der FCS will das Ende des Prozesses abwarten. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten und Schwede gar verurteilt werden – nach § 177 Absatz 6 StGB droht eine Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren -, könnte seine Profikarriere beendet sein. Bereits im vergangenen März hatte es aufgrund eines Vorfalls im März 2020 ein Ermittlungsverfahren gegen Schwede wegen Nötigung, sexuellen Übergriffs und Vergewaltigung gegeben, das jedoch eingestellt worden war. Allerdings nicht aufgrund der erwiesenen Unschuld, sondern weil sich ein hinreichender Tatverdacht nicht erhärtet hatte. Die Mittäter wurden hingegen angeklagt. Der 28-Jährige kam im Sommer aus Rostock nach Saarbrücken und bestritt bislang 13 Partien.