Restrunden-Check #1: Bayreuth, Meppen, Aue, Zwickau
In wenigen Tagen ist sie endlich vorbei, die längste Winterpause der Geschichte. Bevor es nach neun Wochen weitergeht, unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Den Beginn machen die vier Teams, die derzeit auf einem Abstiegsplatz stehen.
Sportliche Lage: Ausgerechnet direkt vor der Winterpause rutschte die SpVgg Bayreuth auf den letzten Tabellenplatz ab und ist seither der Träger der Roten Laterne. In der Altstadt lernte ein Drittliga-Neuling sein Zuhause auf die harte Tour kennen: Ohne Aufstiegstrainer Timo Rost und einige aus dem Meisterkader, die Rost mit nach Aue genommen hatte, tat sich die SpVgg in neuer Konstellation unglaublich schwer. Bemerkenswert war bis zuletzt der spielerische Ansatz aus Regionalliga-Zeiten, für den die Bayreuther aber nicht gut genug ausbalanciert waren und immer wieder bestraft wurden. Das 0:6 gegen Saarbrücken im eigenen Hans-Walter-Wild-Stadion wurde zum schmerzhaften Höhepunkt dieser Art. Auch wenn der Etat einer der kleinsten der Liga ist, ohne Investitionen in Beine deutet sich nach diesen Eindrücken keine sportliche Wunderheilung an.
Transfers: Geschäftsführer Wolfgang Gruber nannte schon im November die Option, sich von drei bis vier Spielern zu trennen. Nun stehen die ersten beiden Akteure vor dem Absprung, dies könnte die Tür für einen oder zwei erfahrene Neuzugänge öffnen. Und die täten der Oldschdod in allen Mannschaftsteilen von Abwehr bis Angriff gut.
Vorbereitung: Bayreuth sparte sich ein teures Trainingslager, spielte in heimischen Gefilden gegen den Linzer ASK aus Österreich (0:0) und besiegte einmal mehr 1860 München, dieses Mal mit 4:2. Die Generalprobe stieg am vergangenen Wochenende gegen Regensburg und endete torlos.
Prognose: Bayreuth braucht viel mehr als punktuelle Glanzmomente wie das 1:0 über den TSV 1860 im Oktober. Eigentlich ist der Klub noch nicht stabil genug für die 3. Liga und benötigt daher eine außergewöhnliche Rückserie, um nicht direkt wieder in den bayrischen Amateurfußball abzurutschen. Platz 16 bis 20.
Sportliche Lage: Keiner hat weniger Punkte, keiner hat weniger Siege, keiner wartet so lange auf ein Erfolgserlebnis wie der Meppener Sportverein. Das 6:2 über Waldhof Mannheim war ein rauschendes Fußballfest und sollte zum Fluch werden, denn seit jenem 14. August 2022 hat der SVM kein Pflichtspiel mehr gewonnen. Die sportlichen Negativereignisse zehrten am Selbstverständnis des Drittliga-Dauergastes: Dass Rivale Oldenburg kurz nach dessen Aufstieg in der Händsch-Arena gleich mit 5:0 im Landespokal siegte, war Zeichen einer Wachablösung. Auch der VfL Osnabrück tütete zuletzt höchst souverän einen Derbysieg (3:0) ein. Überhaupt traf der SVM in den vergangenen acht Spielen nur noch einmal, verlor serienweise gegen Mitkonkurrenten wie Aue, Bayreuth und Dortmund II. Ganz viel deutet auf einen Abstieg hin, auch wenn Trainer Stefan Krämer weiterhin die Wende zugetraut wird. Bitter ist, dass der langzeitverletzte einstige Topscorer Luka Tankulic wohl erst im Februar zurückerwartet wird.
Transfers: Marek Janssen ist bislang der einzige Neue, der extrem wuchtige Mittelstürmer von Viertligist Lohne soll die überforderte Offensivreihe in Schwung bringen und in Konkurrenz zu Stammkraft Marvin Pourié treten. Darüber hinaus sollen Abgänge Budget öffnen, derzeit sind 33 Spieler im SVM-Kader gelistet. Beyhan Ametov, Paul Manske, Willi Evseev, Lukas Mazagg – es gäbe einige Kandidaten, die kaum zum Einsatz kamen.
Vorbereitung: Gegen durchweg höherklassige Gegner sammelte der SVM folgende Ergebnisse ein: Gegen Werder Bremen gab es eine knappe 0:1-Niederlage, ebenso gegen den 1. FC Köln. Im neuen Jahr fand nur die Generalprobe gegen Fortuna Düsseldorf statt, in einem turbulenten Spiel unterlagen achtbar aufgetretene Meppener mit 3:4.
Prognose: Meppen muss kämpfen wie nie zuvor. Aus jetziger Sicht ist ein Absturz in die Regionalliga wohl etwas wahrscheinlicher als der Ligaverbleib. Aber wer weiß, vielleicht kommt der SVM ja mit ganz anderem Gesicht aus der Wintervorbereitung. Platz 16 bis 20.
Sportliche Lage: Chaos, Chaos und noch mehr Chaos im Erzgebirge – diese lange Pause tat allen Beteiligten gut, um nach einem unerträglichen Jahr 2022 den Kopf freizukriegen. Die Entscheidung, Pavel Dotchev abermals als Cheftrainer zu installieren, wurde nicht nur von außen, sondern auch von der bedienten eigenen Anhängerschaft kritisch betrachtet. Die Skepsis ist auch einen Monat später noch vorhanden, zumal Dotchev eine Mannschaft übernimmt, deren Lethargie in der Hinrunde zuweilen schwer zu verstehen war. Allein an der Wahl des im Erzgebirge überforderten Ex-Coaches Timo Rost lag das nicht, auch der völlig zusammengewürfelte Kader weckte über weite Strecken kaum Hoffnung. Ein abschließender Sieg in Dortmund machte den Jahresabschluss zwar irgendwie versöhnlich, doch in 2023 brauchen die Veilchen ein ganz anderes Auftreten.
Transfers: Mit Außenverteidiger Kilian Jakob (Karlsruhe) und dem nach mehrmonatiger Pause reaktivierten Philipp Riese im Mittelfeldherzen hat Dotchev schon zwei zusätzliche Optionen. Nun fordert er weitere Qualität und möchte dafür abwarten, ob sich unter anderem Leihgeschäfte aus der 2. Bundesliga ergeben. Ob jemand geht, ist offen – im Sommer war Antonio Jonjic ein heißer Kandidat.
Vorbereitung: Im Dezember machte manches Mal noch die Witterung eine Strich durch die Rechnung, gegen den Halleschen FC (1:0) und Fünftligist Plauen (3:1) sammelte Aue aber schon etwas Selbstvertrauen. Das 5:1 über Oldenburg war ein echtes Lebenszeichen, es folgten ein ebenso beachtliches 3:3 nach 0:2 gegen den 1. FC Nürnberg. Die Richtung scheint zu stimmen, Mittwoch wartet noch Regionalligist Energie Cottbus. Ein kurzes Trainingslager bezog Dotchev in Ostwestfalen.
Prognose: Noch ist ausreichend Zeit, den nächsten Negativ-Durchmarsch ein Jahr nach den Würzburger Kickers abzuwenden. Der Kader gibt einiges mehr her, sollte ja ursprünglich ein Kandidat fürs obere Drittel sein. Doch der auf vielen Ebenen neu aufgestellte Klub braucht nun einen sportlichen Impuls und muss rasch runter von den Abstiegsrängen, sonst wird der Druck von außen unglaublich groß. Platz 13 bis 17.
Sportliche Lage: Das Überwintern auf einem Abstiegsplatz schockt in Zwickau keinen, schließlich ist das Umfeld vorgewarnt und kennt die finanzielle Ausgangslage. Kaum eine Mannschaft versteht es so gut, den ab dieser Woche benötigten, dreckigen Fußball in der 3. Liga vorzuleben – würde es daher jemanden wundern, wenn sich die mäßige Bilanz (vier Siege, vier Remis, neun Niederlagen) nun deutlich verbessert? Gerade in der Fremde gibt es noch reichlich Luft nach oben, da ist der FSV oft zu harmlos, nur ein Derbysieg in Aue steht auf dem Papier. Dass sich zuletzt einige Spieler mit längeren Verletzungen abmeldeten, passt Trainer Joe Enochs natürlich überhaupt nicht. Gerade die Abwehr ist längst auf Kante genäht.
Transfers: Zunächst hieß es, dass für Neuverpflichtungen kein Geld da sei – Zwickau muss just noch die DFB-Bedingungen für die Nachlizenzierung erfüllen. Nun wollen die Schwäne auf die Abwehrnot und den langfristigen Ausfall von Filip Kusic (Kreuzbandriss) aber reagieren und mindestens einen Neuen holen. Der 21-jährige Innenverteidiger Malik Talabidi überzeugte als Gastspieler, noch ist aber nichts unterschrieben.
Vorbereitung: Dreimal testete Zwickau vor dem Restrunden-Aufftakt gegen Oldenburg. Mit 3:2 siegte der FSV über Zweitligist Magdeburg, dann gab es ein 0:3 gegen Dynamo Dresden – alle Gegentore fielen binnen weniger Minuten. "Wir dürfen nicht die Nerven verlieren", kommentierte Enochs anschließend. Das 5:1 über den VfB Auerbach am Samstag dürfte diese anschließend wieder beruhigt haben.
Prognose: Ein siebtes Drittliga-Jahr für die Westsachsen? Es wird schwierig, weil Aue von unten drängt und auch Meppen ein Aufwärtstrend zugetraut werden muss. Alles hängt vom Start in der kalten Jahreszeit ab: Erarbeitet sich der FSV hier ein kleines Polster, kann die Saison gut ausgehen. Platz 15 bis 19.