Restrunden-Check #4: Waldhof, Köln, 1860, Freiburg II
In wenigen Tagen ist sie endlich vorbei, die längste Winterpause der Geschichte. Bevor es nach neun Wochen weitergeht, unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Im vierten Teil blicken wir auf ein Verfolgerquartett.
Sportliche Lage: Man muss es so hart formulieren: Der Waldhof ist nach knapp der Hälfte der Saison noch weit entfernt vom Zustand der Aufstiegsreife. Eine Erklärung dafür, dass die Heim- und Auswärtsbilanz derart auseinandergedriftet ist, gibt es kaum – krass ist es aber allemal: 24 Punkte im Carl-Benz-Stadion, nur zwei in der Fremde. Was in diesen Zahlen nicht ersichtlich wird, ist die Tatsache, dass der SVW sich seinen Status als Macht im eigenen Wohnzimmer auch mit einigen späten Siegen erschmeichelt hat. Keine Konstanz, ein negatives Torverhältnis, verletzte Leistungsträger: Zu beneiden sind die Verantwortlichen in Mannheim nicht, allerdings haben sie das große Ziel Aufstieg auch selbst ausgegeben – unter anderem Trainer Christian Neidhart.
Transfers: Vor allem im Mittelfeld braucht es Verstärkung, da Marco Höger nach seinem Kreuzbandriss noch eine Weile fehlen wird. Der erste Neue hieß allerdings Luca Bolay, ist ein 20-jähriger Linksverteidiger aus Karlsruhe und eher perspektivisch eine Option. Ein weiteres KSC-Talent, Innenverteidiger Felix Irorere, stellte sich länger im Probetraining vor, erhielt aber keinen Vertrag. Gut stehen die Chancen, dass Gastspieler Thomas Pledl (170 Zweitliga-Spiele) unterschreibt.
Vorbereitung: Das erste Testspiel in Basel wurde aufgrund eines Wintereinbruchs abgesagt, danach gab es Niederlagen gegen Heidenheim (0:2) und den SV Wehen Wiesbaden (0:1) sowie eine herbe 1:5-Klatsche gegen den Karlsruher SC. Drei Testspiele, drei Niederlagen und nur ein Tor: Eine gelungene Vorbereitung sieht sicherlich anders aus.
Prognose: Dieser Waldhof bietet mehr Potenzial zur Enttäuschung der Saison als zur Überraschung, zu regelmäßig kamen die Ausschläge nach unten. Mit dem anvisierten Aufstieg wird es in dieser Saison eher nichts. Platz 6 bis 10.
Sportliche Lage: Diejenigen, die Viktoria Köln nicht ganz so intensiv verfolgen, wunderten sich im November. Viktoria, Platz 7? Die waren doch in der ganzen Hinrunde nur im hinteren Mittelfeld? Stimmt! Doch dann reihten Olaf Janßen und Co. plötzlich vier Siege aneinander. Ingolstadt, Aue, Dortmund und Bayreuth gaben jeweils alle Punkte an die Rheinländer ab. So ist der stets ambitionierte und genauso stets etwas unscheinbare Klub vom Sportpark Höhenberg wieder voll im Soll – und das mit einer Mannschaft, in der abseits weniger Routiniers auch auf jede Menge Talente gesetzt wird. Eines davon, Innenverteidiger Jamil Siebert, überzeugte als Leihgabe aus Düsseldorf derart, dass nun Interesse aus England und Italien an ihm nachgesagt wird.
Transfers: Der verlorene Sohn, der zurückkehrt – auf wen träfe diese Heiligsprechung besser zu als auf Mike Wunderlich? Sein großes Ziel, die 2. Bundesliga, hat er in Kaiserslautern erreicht, nun will der 36-Jährige die Karriere im Klub seines Vaters Franz endgültig ausklingen lassen. Und selbst in diesem Alter kann der begnadete Fußballer immer noch eine Mannschaft lenken. Bislang ist dieser Transfercoup der einzige seiner Art im Lager der Viktoria, folgen soll aber noch Innenverteidiger Michael Schultz von Zweitligist Eintracht Braunschweig. Talent Benjamin Hemcke wurde dazu bis 2024 an Alemannia Aachen verliehen.
Vorbereitung: Eine Grippewelle ließ im Dezember unter anderem einen geplanten Test gegen Bielefeld platzen, gegen den Karlsruher SC gab es ein 1:1-Remis. Der letzte Härtetest gegen Spitzenreiter Elversberg endete mit einem 5:3-Sieg, ein klarer Fingerzeig.
Prognose: Die Erfolgsserie hat Viktoria Köln etwas weiter nach oben gespült, als es die tatsächliche Leistungskraft hergibt. Realistisch wäre ein Platz zwischen 8 und 10 – noch nie stand der Klub in der Drittliga-Endtabelle übrigens höher als auf Rang 12.
Sportliche Lage: Ohne die letzten vier Spiele des vergangenen Jahres hätte es ein ziemlich runder Abschluss werden können für die Löwen. Dann kamen Bayreuth, Saarbrücken, Freiburg und Essen – es setzte drei Niederlagen und eine gefühlte. Statt des Himmels voller Geigen grummelte man sich in Giesing nur so in die Adventszeit. Völlig unnötig, lautete das Urteil der meisten, denn 1860 hat nicht nur einen der bestbesetzten Kader dieser Liga, sondern auch einen Trainer mit nachgewiesener Kompetenz. Michael Köllner war auch im Gespräch bei St. Pauli, will aber nach dem vierten Platz im Vorjahr unbedingt den Aufstieg mit den Sechzigern schaffen. Noch ist alles drin – sofern die Krise nicht mit ins Jahr 2023 genommen wird.
Transfers: Mit Raphael Holzhauser haben die Sechzger – wenn auch mit etwas Verspätung – den von Köllner geforderten Unterschiedsspieler für das zentrale Mittelfeld verpflichtet. Ein Spieler der Kategorie Königstransfer – und ein klares Signal an die Konkurrenz. Keine Rolle mehr spielen Marius Willsch, Quirin Moll, Lorenz Knöferl und der bereits im Sommer aussortierte Kevin Goden. Sie können die Löwen allesamt verlassen.
Vorbereitung: Erst vier Tage vor dem Auftakt beim SV Waldhof am Samstag kehrte der TSV aus dem türkischen Belek zurück, später als jeder andere der reisenden Drittligisten. Dazu wurde seit November reichlich getestet: Hertha BSC (7:6 n.E.), Klagenfurt (1:2), Nürnberg (1:0), Hoffenheim (2:3), Bayreuth (2:4) sowie Kaiserslautern (1:1) und UTA Arad (Rumänien/1:2) standen den Löwen gegenüber, gegen die beiden letztgenannten Gegner testete der TSV binnen nur einer Stunde mit A- und B-Elf. Beobachter stellten fest: Gerade offensiv läuft noch zu wenig zusammen.
Prognose: Trotz der Schwächephase zum Jahresausklang samt des Abrutschens auf Platz 6 bleibt der TSV 1860 ein heißer Kandidat auf den Aufstieg. Durch die Verpflichtung von Holzhauser haben die Löwen ihren Ambitionen nochmal deutlich untermauert und sind nun auf jeder Position gleichwertig doppelt besetzt. Platz 2 bis 4.
Sportliche Lage: Platz 5 in der 3. Liga, diesen Status würde der SC Freiburg für seine Reserve liebend gerne bis in alle Ewigkeit unterschreiben. Die Talente entwickeln sich gut, Trainer Thomas Stamm ist ein Glücksgriff und wird längst überregional wahrgenommen. Die Profis spielen dazu ein überragendes Bundesliga-Jahr – und das mit Eigengewächsen wie Keitel, Sildilla und Wagner. Was will man mehr? Auffällig: Die Effizienz aus dem Vorjahr wurde einfach übernommen. 31 Punkte mit 21 erzielten Toren einzuheimsen, ist ein eigenwilliger wie mächtiger Bestwert. Denn es bedeutet nicht weniger als: Gegen diese Freiburger ins Hintertreffen zu geraten, ist ein klarer Vorbote fürs Scheitern.
Transfers: Bis auf die Verpflichtung des 18-jährigen Innenverteidigers Andres Vaher aus Italien (U19 von Spal Ferrara), der seinen Wechsel kurzerhand selbst verkündete, ist im Breisgau wenig passiert. Ohnehin rangeln sich schon aktuell 29 Talente und die Routiniers Vincent Vermeij und Sandrino Braun-Schumacher um die Einsatzzeiten. Quantitativ ist der SCF prima besetzt, qualitativ ganz offenbar auch.
Vorbereitung: Auf ein 3:0 gegen den FC Wil und ein 0:3 gegen den FC Lugano (1. Liga Schweiz) folgte ein einwöchiges Trainingslager in Spanien. Die Generalprobe ging mit 1:5 gegen den Schweizer Erstligisten FC Winterthur verloren.
Prognose: Der Klassenerhalt ist überhaupt kein Problem, in der Tabelle geht es wohl noch hinter den einen oder anderen strauchelnden Aufstiegskandidaten. Selbst Platz 7 oder 8 wird aber für große Zufriedenheit im Breisgau sorgen.
Die weiteren Teile der Serie