Restrunden-Check #5: Ingolstadt, Wiesbaden, FCS, Elversberg
In wenigen Tagen ist sie endlich vorbei, die längste Winterpause der Geschichte. Bevor es nach neun Wochen weitergeht, unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Im fünften und letzten Teil nehmen wir die vier absoluten Spitzenteams unter die Lupe.
Sportliche Lage: Der FCI hat sich als Absteiger gefangen und eine selten spektakuläre, aber grundsolide Hinrunde gespielt, als Lohn steht der direkte Kontakt zu den Aufstiegsrängen zu Buche. Alles paletti also an der Donau. Oder? Nun, ein paar Niederlagen gegen "kleinere" Kontrahenten (1:2 in Verl, 1:3 gegen Köln) ärgerten dann doch. Auch die vermeintlichen Top-Transfers, beispielhaft Pascal Testroet, waren noch längst nicht die Faktoren, die sie in der 3. Liga sein könnten. Gemessen am Kader ginge noch einiges mehr – aber dies umzusetzen, Trainer Rüdiger Rehm weiß das ganz genau, ist alles andere als selbstverständlich.
Transfers: Ein "Neuzugang" ist schon seit Sommer unter Vertrag, aber nun stößt Maximilian Dittgen nach langwieriger Verletzung endlich wieder zur Trainingsgruppe hinzu – auch er kommt mit klaren Stammspielerambitionen. Ansonsten gibt es noch keine Neuverpflichtungen und mit Nico Antonitsch (Elversberg) einen Abgang, der in dieser Saison aber kaum noch zu Einsätzen kam. Wundern würde es nicht, fänden die Schanzer bis zum 31. Januar noch einen Hochkaräter.
Vorbereitung: Kein Trainingslager, aber drei Testspiele standen dem FCI bevor. Gegen Zweitligist Greuther Fürth unterlagen die Schanzer 1:3, dem 1. FC Heidenheim aus gleicher Spielklasse mit 0:1. Die Generalprobe gegen Viertligist Chemnitz mündete in einem 4:0-Sieg und dürfte rechtzeitig Selbstvertrauen gegeben haben.
Prognose: Der FC Ingolstadt ist nach der SV Elversberg und dem TSV 1860 München der heißeste Kandidat auf den Zweitliga-Wiederaufstieg. Platz 1 bis 4.
Sportliche Lage: Immer dabei und nun auf Rang drei – der SVWW macht abseits der großen Scheinwerfer einen prima Job und hat sich die Position erarbeitet, im neuen Jahr um die Rückkehr in die 2. Bundesliga mitspielen zu können. Ein Kader ohne echte Schwächen sowie eine variabel besetzte Offensive mit Ivan Prtajin als neuem, effektivem Zielspieler machen den SV Wehen Wiesbaden unter Markus Kauczinsi (Vertrag verlängert bis 2025) ziemlich unangenehm: Ob per Kombination durch die Mitte oder über die Schienenspieler und Flanken, irgendwie findet er eigentlich immer ein Mittel. 33 Tore toppt nur Elversberg – so kann es weitergehen.
Transfers: Ein Neuer ist schon seit einigen Wochen da: Mohamed Amsif, einstiger Nationaltorhüter Marokkos und in der Bundesliga beim FC Augsburg aktiv, ersetzt den aufgrund einer Schulterverletzung lange ausfallenden Florian Stritzel im Tor. Sonst ist es noch ruhig, mit 26 Spielern hat der Kader quantitativ eine solide Größe. Solange es keine weiteren Verletzten gibt…
Vorbereitung: Bis kurz vor dem Jahresauftakt – ein Kracher gegen Spitzenreiter Elversberg – weilte der SVWW im spanischen Oliva Nova. Schon im Dezember gab es Tests gegen Kaiserslautern (0:2) und Ligarivale Mannheim (2:1), in Spanien folgte noch einer gegen Zweitliga-Primus Darmstadt 98 (1:1).
Prognose: Auf Strecke reichte es in den vergangenen zwei Jahren nicht, ganz oben mitzuspielen. Nun wirkt Wiesbaden reifer und schlicht stärker, aber die Konkurrenz (Ingolstadt, 1860, FCS) ist es auch. Im Hauen und Stechen gibt es ein hochspannendes Finale um die Plätze 1 bis 5, Wiesbaden wird dabei sein.
Sportliche Lage: "Wenn sonst keiner will, dann nehmen wir’s gerne" – nach diesem Motto krallte sich Saarbrücken auf der Zielgeraden des Vorjahres noch den zweiten Platz und rangiert damit nach Dartsspezi Gabriel Clemens und Elversberg immerhin noch auf dem Treppchen der saarländischen Sport-Überraschungen. Der FCS war prächtig in Form, ihm kam die Pause im November eher ungelegen. Die beste Defensive der Liga um Torwart Daniel Batz, den zu Saisonbeginn lange gar kein Stürmer überwinden konnte, ist schon immer ein prächtiges Argument für einen späteren Aufsteiger gewesen. Vorne aber gab es so viel Stückwerk, das die Saarbrücker als einziges Team der Top 9 den Coach wechselten und Uwe Koschinat nach 466 Tagen den Laufpass gaben. Rüdiger Ziehl wurde vom Teammanager zum Interims- und dann zum Cheftrainer.
Transfers: Auch hier ist noch nichts zu vermelden, der Markt ist ruhig. Doch Verletzungsprobleme und die Freistellung des der gemeinschaftlichen Vergewaltigung beschuldigten Tobias Schwede könnten dafür sorgen, dass der FCS doch noch nachjustiert. Am Geld scheitert es in solchen Fällen an der Saar üblicherweise nicht. Die erwartete Verlängerung mit Sportdirektor Jürgen Luginger könnte einen weiteren Anstoß geben. Derweil hat der umworbene Luca Kerber bereits signalisiert, bleiben zu wollen.
Vorbereitung: Sieben Drittligisten fuhren in ein mediterranes Trainingslager, Saarbrücken zählte Anfang Dezember dazu (Belek/Türkei). Dort gab es 1:2-Niederlagen gegen die Erstligisten Kayserispor und Sivaspor. Die Generalprobe gegen Regionalligist Fortuna Köln endete dank zweier Tore Kasim Rabihics mit einem 2:1-Sieg.
Prognose: Es wird eng, denn die Konkurrenz ist stark und ruft in Bestform auch stärkere Leistungen ab. Doch die Konstanz und der Trend der Saarbrücker sind nicht zu verkennen. Im Dunstkreis des dritten Rangs dürfte sich der FCS bis in die Endphase der Saison hinein bewegen.
Sportliche Lage: Brauchen wir nicht groß zu palavern: Es war ein sensationelles erstes Halbjahr, das die Latte immens hoch setzt. Denn wie soll nun ein anderes Ziel als der Aufstieg verkauft werden? Zehn Punkte Vorsprung sind ein Brett, doch Garantien zum Durchmarsch gibt es nicht – und ein Jahr ganz ohne Krise ist selten. Spannend zu beobachten war, wie sowohl Trainer Horst Steffen als auch Sportdirektor Nils-Ole Book zuletzt in den Fokus rückten: Steffen war gerüchteweise beim FC St. Pauli auf dem Markt, Book beim SC Paderborn – beides trat nicht ein. Doch die Lage weckt Begehrlichkeiten größerer Klubs, so funktionierte die Nahrungskette des Fußballs schon immer. Abwarten, wie es mit diesen Personalien weitergeht.
Trransfers: Gibt es nach den besten ersten 17 Spieltagen, die je ein Drittligist abgerufen hat, Grund zur Veränderung? Wohl kaum. Allerdings lockte Elversberg Nico Antonitsch von Konkurrent Ingolstadt an die Kaiserlinde, der Innenverteidiger sichert einen möglichen Engpass aufgrund von Verletzungen (Kevin Conrad, Robin Fellhauer) ab. Kleinere Anpassungen etwa bei Spielern, die nicht auf den Erfolgszug aufgesprungen sind, können zudem nie ausgeschlossen werden.
Vorbereitung: Drei Spiele setzte die SVE an: Gegen die TSG Hoffenheim gab es ein 3:4, gegen den französischen Zweitligisten Metz ein 1:2. Das ligainterne Duell mit Viktoria Köln endete nach 3:1-Führung in einer 3:5-Niederlage – ein Warnschuss zur rechten Zeit?
Prognose: Souverän zum Aufstieg zocken, zittrig den Vorsprung über die Runden bringen oder alles verspielen? Unser Tipp ist ein Mix aus den ersten beiden Varianten: Der Vorsprung des Herbstmeisters wird schmilzen, aber Elversberg kommt durch. Platz 1 bis 2.
Die weiteren Teile der Serie