"Dann sollten wir aufhören": Großer MSV-Ärger nach Platzverweis
Nach dem erfolgreichen Auftakt ins neue Jahr kassierte der MSV Duisburg am Montagabend eine 1:3-Niederlage gegen den SV Waldhof Mannheim. Dabei holten die Zebras zunächst einen Rückstand auf, kassierten dann aber einen Platzverweis, der für sehr viel Unverständnis und Ärger sorgte. Dementsprechend fielen die Reaktionen der Beteiligten aus.
"Hätte mir Feingefühl gewünscht"
Nach dem Abpfiff brauchte Torsten Ziegner erst einmal Zeit zum Durchatmen und Beruhigen. Nachdem der MSV-Trainer seine Spieler von Schiedsrichter Florian Exner ferngehalten hatte, ging der 45-Jährige in den Kabinentrakt, kam erst eine ganze Weile später vor das "MagentaSport"-Mikrofon. "Das Spiel war bis zur 43. Minute wieder offen, dann ist es in eine Richtung gelenkt worden. Aber das sind Dinge, die wir nicht verändern können, damit müssen wir leben und arbeiten", meinte der MSV-Coach. Damit sprach er die Szene in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs an. Nach einem Pfiff des Unparteiischen sank Joshua Bitter zu Boden, schlug die Hand auf den Rasen und äußerte so seinen Unmut. Zuvor sollte der 26-Jährige Mannheims Adrien Lebeau gefoult haben, was die TV-Bilder aber eindeutig widerlegten.
Zur Überraschung aller zog Exner daraufhin die gelbe Karte. Da der Abwehrspieler bereits vier Minuten zuvor erstmals eine Verwarnung erhalten hatte, wurde er praktisch mit dem Halbzeitpfiff vom Feld gestellt. "Dass ich den Ball spiele, sieht jeder, dass man im Fußball auch mal einen emotionalen Ausbruch hat, ist normal", sagte Bitter zu seiner Verteidigung. "Ich hätte mir mehr Feingefühl vom Schiedsrichter gewünscht."
"Dann sollten wir Schach spielen"
Denn tatsächlich waren es die Emotionen, die ihm den Platzverweis eingehandelt hatten. Das bestätigte auch Ziegner nach der Partie: "Ich fand die Situation total komisch und habe den Schiedsrichter in der Halbzeit ganz vernünftig gefragt, mit welcher Begründung er Gelb-Rot gezeigt hat." Exner, der eine Stellungnahme gegenüber "MagentaSport" erst zu-, dann aber wieder abgesagt hatte, soll die Ampelkarte damit begründet haben, dass Bitter sich in die Richtung des Spielleiters beschwert hätte, was dann zu ahnden sei – auch hier zeigen die TV-Bilder das Gegenteil. Der Spieler blickte in die entgegengesetzte Richtung.
"Der Schiedsrichter meinte, dass es eine klare Anweisung vom DFB gebe, sowas schneller zu ahnden, aber ganz ehrlich: Wenn solche Entscheidungen gegen die Spieler und Verantwortlichen getroffen werden, dann sollten wir aufhören mit Fußballspielen. Dann sollten wir Schach spielen, wo es keine Emotionen gibt oder gar keinen Sport mehr machen", echauffierte sich Ziegner. "Im Fußball geht es heiß zur Sache. Gar keine Emotionen mehr zeigen zu dürfen, wird nicht funktionieren. Dann macht dieser Sport keinen Sinn mehr. Wir werden immer dazu angehalten, uns mehr zu zügeln und die Schiedsrichter mehr respektieren. Doch hier ruhig zu bleiben, ist unmöglich."
Kritik auch am eigenen Team
Doch bei allem Unmut über den Platzverweis: Die Niederlage nur damit begründen wollte Ziegner nicht und sprach von einem "verdienten Sieg" für den Waldhof: Denn in den ersten 30 Minuten, Angreifer Benjamin Girth musste nach 13 Minuten verletzt vom Feld (Diagnose noch offen), "haben wir kein gutes Spiel gemacht". Immerhin gelang nach dem Rückstand durch Dominik Martinovic (24.) der Ausgleich durch Sebastian Mai (43.).
Doch der schnelle Rückstand zu Beginn des zweiten Durchgangs durch Lebeau (47.) zog den Hausherren den Zahn. Thomas Pledl sorgte nach 55 Minuten für die Entscheidung. Ziegner habe von seinem Team in den letzten 15 Minuten der Partie gefehlt, "das Risiko zu erhöhen, um noch mal vor das Tor zu kommen. Es wirkte für mich wie aufgeben". Das Duell gegen den Waldhof sei ein "Rückschlag" und "total ärgerlich". Doch auch dies gehöre zum Lernprozess dazu. Die Hinrunde schließen die Zebras nun mit 25 Punkten auf Platz 11 ab. Mit einem weiteren Heimspiel gegen den VfL Osnabrück geht es am Samstag in die Rückrunde – dann ohne den gesperrten Bitter.