Kommentar: Die letzte Patrone beim HFC muss zünden
Überraschend kommt die Trennung von André Meyer beim Halleschen FC überhaupt nicht. Unter wahrlich nicht optimalen Bedingungen konnte der 39-Jährige als Trainer an der Saale nicht überzeugen und musste nach nur 37 Pflichtspielen wieder gehen. Damit werden die brisanten Wochen bei den Rot-Weißen fortgeführt. Ein Kommentar.
Fans bekommen ihren Willen
Als Fan des Halleschen FC sind die Sorgenfalten momentan sehr ausgeprägt. Spaß macht es schon seit einiger Zeit nicht mehr, die Auftritte der Mannschaft zu verfolgen. Offensive Ideenlosigkeit tritt defensive Überforderung. Wie tief der Frust bei den Anhängern sitzt, zeigte sich erst wieder am Samstag. Nach dem 0:2 gegen den FSV Zwickau gab es lautstarke Pfiffe. Zudem wurde die Entlassung von Trainer André Meyer gefordert.
Ein besseres Auftreten der Spieler ist nicht garantiert, aber zumindest dem Wunsch nach einem neuen Mann an der Seitenlinie ist der Klub nachgekommen. Nachdem die Trennung am Montag bereits durchsickerte, wurde der 39-Jährige am Dienstag von seinen Aufgaben entbunden.
Großes Vakuum
Somit wurde allein im Januar bekannt, dass Sportdirektor Ralf Minge zum 31. März geht, Präsident Jens Rauschenbach im Sommer sein Amt als Präsident niederlegen wird und nun also auch ein neuer Coach gefunden werden muss. Immerhin soll ein neuer sportlicher Leiter gefunden sein, damit ist eine der drei Stellen bald wieder neu besetzt. Das Machtvakuum im Klub wird ein Stück weit kleiner, ist aber dennoch vorhanden.
Als Tabellenvorletzter liegt das Team zwei Punkte hinter dem rettenden Ufer, hinter den Kulissen brodelt es aufgrund der vielen Abgänge. Natürlich ist es sportlich keine aussichtslose Situation, doch nur ein Punkt aus den vergangenen fünf Partien und die Unruhen geben wenig Anlass zur Hoffnung, dass die Resultate bald wieder für den taumelnden Verein sprechen.
Letzte Patrone muss zünden
Das Selbstvertrauen hatte in dieser Saisons schon oft gelitten, nach einem schwachen Saisonstart folgten zwei Phasen mit je drei ungeschlagenen Spielen. Für Meyer reichte es saisonübergreifend dennoch nur im Schnitt zu 1,03 Punkten in 37 Spielen. Es ist die Bilanz eines Absteigers und nochmal schlechter als die unter Vorgänger Florian Schnorrenberg (durchschnittlich 1,33 Punkte in 67 Spielen).
Das Scheitern jedoch allein am gebürtigen Hallenser festzumachen, ist zu einfach. Im Sommer entschied sich die Führungsetage für einen Umbruch und viele junge, liga-unerfahrene Kicker größtenteils aus der Regionalliga. Eine Mannschaft zu entwickeln, die Drittliga-Niveau hat, klappte bislang nicht. Sicherlich wird Meyer seine Fehler gemacht und somit einen Teil zum Misserfolg beigetragen haben. Doch musste er auch mit dem Spielermaterial arbeiten, das zur Verfügung stand. Das Geld an der Saale ist bekanntlich nicht üppig vorhanden. Und bald muss auch noch ein weiterer Trainer bezahlt werden. Es ist die letzte Patrone, die zünden muss. Sonst startet der Klub im Sommer erstmals seit 2011 wieder in eine Regionalliga-Spielzeit.