Kommentar: Der FSV Zwickau geht ein großes Risiko ein

Trotz vier Punkten aus den letzten beiden Spielen hat sich der FSV Zwickau am Montag sowohl von Trainer Joe Enochs als auch von Sportdirektor Toni Wachsmuth getrennt – und geht damit großes Risiko ein. Denn ein Duo, das aus den vorhandenen Möglichkeiten mehr rausholt, müssen die Schwäne erstmal finden. Ein Kommentar.

Enochs war ein Glücksfall

Enochs und der FSV, das passte wie die Faust aufs Auge. Trotz schwieriger finanzieller Bedingungen schaffte es der US-Amerikaner immer wieder ein Team zu formen, das am Ende über dem Strich stand. Insgesamt viermal führte Enochs die Schwäne zum Klassenerhalt, und bis auf eine Ausnahme schlossen die Sachsen die Saison sogar stets in der oberen Tabellenhälfte ab. Für einen Klub wie den FSV Zwickau angesichts der Möglichkeiten absolut keine Selbstverständlichkeit.

Ein Glücksfall für die Schwäne war der 51-Jährige auch deshalb, weil er sich nie über die Bedingungen in Zwickau beschwerte, sondern immer darum bemüht war, das Beste aus den bescheidenen Mitteln zu machen. Als der Vorstand, der mittlerweile nicht mehr im Amt ist, den Etat vor Beginn dieser Saison um 700.000 Euro kürzte, war bereits klar, dass der Klassenerhalt so schwierig werden würde wie noch nie. Denn während etablierte Spieler wie Max Reinthaler gingen, kamen im Gegenzug überwiegend Akteure aus der Regionalliga.

In höhere Regale konnte Sportdirektor Toni Wachsmuth aufgrund der nicht vorhandenen finanziellen Mittel schlicht nicht greifen. Auch in der Winterpause waren dem Ex-Profi lange Zeit die Hände gebunden, erst nach bestandener Nachlizenzierung konnten die Schwäne tätig werden – und holten unter anderem mit Jan-Marc Schneider einen früheren Zweitliga-Spieler. Dass Wachsmuth nun eine Woche nach Transferende gehen muss, mutet etwas skurril an. Denn Änderungen am Kader sind nun nicht mehr möglich. Und aus den monetären Mitteln hat der 36-Jährige offensichtlich bereits das Beste herausgeholt.

Eine schwierige Suche

Zudem stellt sich die Frage: Wer sucht nun den neuen Trainer? Diese Aufgabe dürfte nicht nur deshalb schwierig werden, weil es dafür sportlicher Expertise bedarf, sondern auch deswegen, weil die Verantwortlichen erstmal jemanden finden müssen, der sich der finanziellen Bedingungen, die unter dem Liga-Durchschnitt liegen, annimmt – und bereit ist, die Herkulesaufgabe Ligaverbleib ohne das ganz große Gehalt anzutreten. Potenzielle Kandidaten werden sich ganz genau überlegen, ob der Klassenerhalt mit der Mannschaft tatsächlich realistisch ist. Zwar fehlt bis zum rettenden Ufer derzeit nur ein Punkt, doch einen Abstieg will niemand in seiner Vita stehen haben.

Natürlich wollen sich die Verantwortlichen am Ende nicht vorwerfen lassen, nicht alles dafür getan zu haben, den Abstieg zu verhindern – zumal dieser mehr Geld kosten würde als die Verpflichtung eines neuen Trainers zum aktuellen Zeitpunkt. Dennoch hat der FSV mit der Entlassung von Enochs und Wachsmuth nun einen Weg gewählt, der mächtig schief gehen kann – vor allem im Hinblick auf die ohnehin schon angespannte finanzielle Lage. Das Risiko ist groß, dass sich der erhoffte Erfolg auch nach dem Trainerwechsel nicht einstellen wird – neuer Impuls hin oder her. Einfach, weil der Kader nicht mehr hergibt.

Zwar hat Enochs in dieser Saison auch Fehler gemacht, etwa bei Aufstellungen oder taktischen Vorgaben. Doch dass er Krisen trotz schwieriger Umstände bewältigen kann, stellte er in den letzten Jahren mit all seiner Erfahrung aus 254 Drittliga-Spielen mehrfach unter Beweis. Sucht der FSV jetzt nicht genau so einen Trainer, der weiß, wie Abstiegskampf geht und noch dazu bezahlbar ist? Enochs war dafür eigentlich schon die Idealbesetzung. Ob die Zwickauer einen besseren Coach finden? Gleiches gilt auch für die Sportdirektor-Position. Genau das ist das große Risiko, das die Verantwortlichen nun eingehen.

   

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