Gorenzel mit klarer Ansage: "Gehe für meine Spieler durchs Feuer"
Im ersten Spiel nach Michael Köllner musste der TSV 1860 München in Oldenburg ein ärgerliches 2:2-Remis in der Nachspielzeit hinnehmen. Interimstrainer Günther Gorenzel sah zuvor in der Partie, dass weite Teile seiner Pläne aufgegangen waren. Anhaltende Kritik an den Löwen nimmt der Österreicher ebenfalls wahr, wehrt sich vor der Partie in Meppen (Samstag, 14 Uhr) aber vehement gegen die Art und Weise. Die Trainersuche dauert derweil weiter an.
"Solange jeder Einzelne alles gibt"
Marco Hiller kassierte in Oldenburg einen Treffer aus 45 Metern, Raphael Holzhauser ist noch nicht der versprochene Coup im Münchner Spiel. Die Kritik an den 1860-Spielern reißt nicht ab. Doch Günther Gorenzel war in der Spieltags-Pressekonferenz auf anhaltende Fragen vorbereitet, zitierte zum Teil aus der vergangenen Berichterstattung und verwies verärgert auf die vermeintlich schnell wechselnden Meinungen. "Ich kann gerne noch einmal aufdröseln, was über Holzhauser vor zwei, drei Wochen geschrieben wurde und was jetzt geschrieben wird", lieferte sich der 51-Jährige eine hitzige Debatte mit einzelnen Medienvertretern. Immer mit dem Hinweis: "Kritik nehmen wir zur Kenntnis."
Dass nach dem 2:2-Remis beim VfB Oldenburg die zwei Gegentore in der Nachspielzeit in Erinnerung bleiben, dürfte dem Österreicher genauso klar sein. Doch Gorenzel stellte unmissverständlich klar: "Für meine Spieler gehe ich durchs Feuer, solange jeder Einzelne alles gibt." Und diese Vorgabe sah der Interimstrainer bei seinem ersten Spiel an der Seitenlinie zum größten Teil als erfüllt an. "In der regulären Spielzeit von 90 Minuten war vieles dabei, was nach unserem Plan aufging", versicherte Gorenzel. Und hob positiv hervor, dass Spieler wie Jesper Verlaat, Erik Tallig und Quirin Moll – die zuvor keinen leichten Stand hatten – wieder aufgeblüht waren.
Gorenzels Abwägung im Risiko
In Meppen erwartet Gorenzel nun ein ähnliches Spiel von der Charakteristik her. "Wir haben die Zügel in mehreren Bereichen angezogen, was die Klarheit in gewissen Dingen anbelangt. Das ist wichtig, dass diese Dinge klar sind", so der Interimstrainer. Aus dem neuerlichen Rückschlag könne das Team auch "Kraft, Stärke und Motivation" ziehen, um es in den entscheidenden Faktoren noch besser zu gestalten. Auch über taktische Details aus der vergangenen Partie spricht der Österreicher viel, doch: "Tiefer will ich Sie nicht mitnehmen, sonst kann ich direkt ein Buch schreiben und nach Meppen schicken." Abgesehen von Phillipp Steinhart (Gelb-Sperre) wird dem Coach dort kein Akteur fehlen.
Zweifel an der Bereitschaft seiner Spieler hatte Gorenzel nicht. Die Frage ist, inwieweit die Löwen ins Risiko gehen. "Risiko heißt Risiko, weil die Wahrscheinlichkeit besteht, dass öfter Fehler passieren. Mit jedem Fehler, den du jetzt machst, beginnt das Szenario von der Psyche her schwieriger zu werden", verwies der 51-Jährige darauf, dass es auf Giesings Höhen immer noch darauf ankommt, den richtigen Mix zu finden. Dazu richtete Gorenzel seine Mannschaft wieder nach den eigenen Stärken aus: "Ich halte überhaupt nichts davon, das Spiel in der Basis auf den Gegner auszurichten. Aber natürlich musst du in der Vorbereitung auf dessen Spielanlage eingehen."
Trainersuche dauert an
Offen ist, wie der zukünftige Trainer diese Aufgabe handhaben wird – denn ein Nachfolger von Michael Köllner steht weiterhin nicht fest. Gespräche mit mehreren Kandidaten seien erfolgt, aber Gorenzel könne "erst auf Enter drücken", wenn er die wirtschaftliche Freigabe erhalte. Dazu befindet sich der Sport-Geschäftsführer gemeinsam mit der übrigen Geschäftsleitung im Austausch mit den Gesellschaftern. "Wir bereiten in der Geschäftsführung eine sportliche und wirtschaftliche Lösung vor". Namen, so Gorenzel, werde er nicht kommentieren. Die Auswahl an Kandidaten auf seiner "Short- und Longlist" sei aber längst vorbereitet. Dennoch wird Gorenzel auch in Meppen wieder auf der Bank sitzen und versuchen, die Wende einzuleiten.