"Geht mir auf den Sack": Kauczinski trotz Sieg in Bayreuth "sauer"
Verkehrte Welt beim SV Wehen Wiesbaden: Trotz der verlängerten Erfolgsserie des Aufstiegsanwärters durch das 3:2 bei Abstiegskandidat SpVgg Bayreuth ließ Trainer Markus Kauczinski kaum ein gutes Haar an seinem im neuen Jahr noch ungeschlagenen Team.
"Das geht mir auf den Sack"
Der 52-Jährige gab wegen Bayreuths späten Anschlusstreffern (81. / 90.+9) bei den Hessen den Partycrasher. Eine Standpauke für seine Spieler um den gleich dreimal erfolgreichen Matchwinner Benedict Hollerbach (50., 53., 61.) im Mittelkreis reichte Kauczinski offenbar nicht als Ventil, so dass der Coach am "MagentaSport"-Mikrofon weiter Dampf abließ: "Wir führen 3:0, haben das Spiel in der komplett auf unserer Seite – und müssen uns am Ende drüber zittern. Da ist völlig unnötig gewesen."
Einmal in Fahrt, legte der SVWW-Trainer mit einem Querverweis auf den vergleichbar eingefahrenen Erfolg wenige Wochen zuvor beim Krisenklub Hallescher FC nach. "Beim ersten Mal sage ich noch, das kann passieren, alles klar. Dieses Mal bin ich sauer, weil wir aus so einem Ding wie in Halle lernen müssen, und das haben wir nicht getan. Wir spielen da ein bisschen rum, legen den Ball noch selber vor anstatt seriös zu Ende zu spielen, anstatt ohne Risiko zu spielen. Die Mannschaft nimmt das vielleicht zu locker und das geht mir auf den Sack", schimpfte Kauczinski.
Hollerbach "soll Klappe halten und weiterarbeiten"
In seiner unerwartet großen Verärgerung mochte der Übungsleiter nicht einmal Hollerbach nach seinen Saisontoren Nummer acht bis zehn ein Lob und Anerkennung für den Gala-Auftritt zukommen lassen: "Belohnung?“, fragte Kauczinski in der Pressekonferenz auf eine entsprechende Nachfrage zurück und sagt mit einem Augenzwinkern: "Der soll die Klappe halten und weiterarbeiten."
Doch auch ohne Kauczinskis Komplimente stand Hollerbach nach dem vierten Sieg in den fünf Spielen seit dem Jahreswechsel im Mittelpunkt des Wiesbadener Jubels über den nächsten Schritt in Richtung Aufstieg. Artig würdigte zumindest der 21-Jährige einen aus seiner Sicht entscheidenden Schachzug seines Trainers in der Pause: "Wir haben die Formation gewechselt, und ich bin dadurch in den Doppelsturm gerückt. Das hat unserem Spiel insgesamt gut getan, weil wir eine geile Dynamik in unser Spiel bekommen haben." Sein Coach dachte da schon an das nächste Spiel des Tabellenzweiten am Freitag gegen Erzgebirge Aue. Für das Duell mit den Sachsen hofft Kauczinski erneut auf einen Lerneffekt aus einem Zittersieg: "Wir müssen immer am Limit spielen, denn wenn wir nachlassen, wird es bestraft."