Alles, was ihr zum 23. Spieltag wissen müsst
Ein Debüt beim Halleschen FC, wohl noch keine bei 1860 München und dem FSV Zwickau: Auch der anstehende Spieltag steht noch ganz im Zeichen der heftigen Trainerrochaden vergangener Wochen – dabei zeigten diese bislang in den Ergebnissen überhaupt keine Wirkung. Dazu steht manch anderer Stuhl längst nicht mehr sicher – und andere kämpfen darum, den Komplett-Fehlstart zu vermeiden. Lasst uns auf die 23. Episode dieser Saison blicken.
Die Ausgangslage
Es braucht längst Ferngläser eines guten Fabrikats, um als Ottonormal-Drittligist die SV Elversberg fern am Horizont noch erkennen zu können. Vorzeitig gratulieren ist ja nicht en vogue, doch wer soll diese 14 Punkte Vorsprung binnen 16 Spieltagen noch aufholen? Zum FSV Zwickau, bei dem Trainer-Wunschkandidat Ronny Thielemann abgesagt hat, reisen die Saarländer als eiffelturmhoher Favorit, bereit, den nächsten Schritt zum unausweichlichen Ziel Aufstieg zu gehen. Die, die sich offiziell noch Verfolger nennen dürfen, wollen in Heimspielen kontern: Wiesbaden empfängt Aue, Saarbrücken den schwer kriselnden FC Ingolstadt. Der VfL Osnabrück will den achten Sieg in Serie gegen Bayreuth ansteuern und Dynamo Dresden den immerhin fünften in Folge gegen Viktoria Köln. 1860 München, noch immer ohne neuen Trainer, empfängt den SC Verl – und ist zum Siegen verdammt, nachdem Präsident Robert Reisinger den Aufstieg schon abgeschrieben hat.
Was bleibt da noch übrig aus dem Tabellenkeller? Der Hallesche FC etwa, der sich etwas ungewohnt als Schlusslicht wiederfindet – schriller können die Sirenen kaum aufheulen. Der HFC reist zum Tabellen-16. Oldenburg, könnte sich also rasch wieder näher an die rettenden Plätze bringen. Gespielt wird am Montagabend in Hannover. Der SV Meppen schließlich muss eine Fußballwelt mit eigenen Erfolgserlebnissen nach fast einem halben Jahr erst wieder neu verstehen lernen, eine 17 Spiele andauernde Negativserie ist vorbei. Jetzt geht’s zu dem Klub, der in der Hinrunde mit 6:2 besiegt wurde: zum SV Waldhof Mannheim.
Fünf Spiele im Fokus
Lila-Weiss im Vorwärtsmarsch: VfL Osnabrück gegen die SpVgg Bayreuth
Heute können sie beim VfL über das Hinspiel entspannter reden. Doch die 0:1-Niederlage in Bayreuth, es war das letzte Spiel des danach zu Arminia Bielefeld gewechselten Cheftrainers Daniel Scherning, dürfte eine der schwächsten Saisonleistungen bleiben. Ganz anders präsentieren sich die Niedersachsen in diesen Tagen: Spiele werden zu Selbstläufern, da ist Freude gepaart mit Intensität und Effizienz, individuelle Qualität und Eingeschworenheit. Das 4:1 in Ingolstadt war die neuerliche Krönung einer nun sieben Partien andauernden Siegesserie, zwei Punkte sind es nur noch zu Platz 4, der momentan zur Relegation berechtigen würde. Gegner Bayreuth ist mit sechs Zählern aus fünf Spielen passabel ins neue Jahr gekommen, nur fünf Auswärtspunkte in elf Anläufen sind dürftig. Doch schon ein Punkt an der Bremer Brücke wäre für die "Oldschdod" eine ganz feine Sache.
Wundertüte gegen Aufersteher: SV Waldhof Mannheim gegen den SV Meppen
Eine Halbzeit spielte Samuel Abifade beim 2:1-Sieg der Meppener über 1860 München – er feierte sein Comeback, nachdem den 23-Jährigen ein Knochenödem längere Zeit außer Gefecht gesetzt hatte. Bislang ist Abifade ein astreines One-Hit-Wonder, seine drei Saisontore erzielte er allesamt beim 6:2-Sieg über Waldhof Mannheim im August. In der Folge brauchte der SVM fast ein halbes Jahr für den nächsten Erfolg, der SVW immerhin fünf weitere Monate für einen Auswärtssieg. Zuletzt gab’s Haue in Aue (1:2), wodurch im heimischen Carl-Benz-Stadion ein Sieg Pflicht ist, sonst geht der Anschluss an den Relegationsrang wohl verloren. Aber Achtung: Wintertransfer Marcos Alvarez fügte sich bei den Emsländern zuletzt gleich mit einem Traumtor ein – und wenn einer weiß, wie man Spitzenteams ärgert, dann ist es der ehemalige Osnabrücker.
Chancenlose Schanzer? 1. FC Saarbrücken gegen den FC Ingolstadt
Ein 2:0 über die Würzburger Kickers, das sich am 16. Januar 2022 ereignete, ist bis heute der letzte Punktspielsieg von Guerino Capretti als Cheftrainer. Zwölf vergebliche Anläufe bei Dynamo Dresden im vergangenen Frühjahr sowie nun zwei Pleiten mit dem FC Ingolstadt haben den Siegesfluch des Deutsch-Italieners anwachsen lassen, die Resthoffnungen auf den Aufstiegskampf sind in der Audi-Heimat längst verflogen. Ob es sich ohne diese Ambitionen vielleicht besser lebt? Als Gast des 1. FC Saarbrücken ist der taumelnde FCI (alle fünf Spiele im Jahr 2023 wurden verloren!) trotz seines namhaften Kaders erstmal klarer Underdog. Dass Moussa Doumbouya verletzt ausfällt und David Kopacz gesperrt ist, macht die Sache nicht leichter. Saarbrücken ist mit dem 2:1-Sieg beim BVB II wieder hellwach und will den Relegationsplatz bestätigen. Für den FCS wird es eine Reifeprüfung – denn zumindest das Potenzial für höhere Ziele schlummert in den Ingolstädtern ja noch.
Krisenduell im Ruhrpott: Rot-Weiss Essen gegen Borussia Dortmund II
Vor zwei Jahren lieferten sich RWE und BVB, die auf den Rängen ein wohlwollender Zusammenhalt verbindet, einen epischen Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga. Nun haben es beide geschafft – und kämpfen in den nächsten Monaten darum, nicht wieder in die Regionalliga West abzurutschen. Aktuell ist die Essener Ausgangslage noch besser, 25 Punkte wanderten an die Hafenstraße, nur 21 an die Strobelallee. Dort ging auch der Einstand von Trainer Jan Zimmermann – den RWE-Coach Christoph Dabrowski im Dezember 2021 bei Hannover 96 ersetzte – in die Hose, das 1:2 gegen Saarbrücken ließ die Hoffnung auf eine Trendwende erstmal schwinden. Und doch ist der Druck auch bei den Hausherren riesig: Sieben sieglose Spiele sowie wenig berauschende Offensivdarbietungen lassen die Kritik größer werden. Geht auch das Ruhrpott-Duell noch schief – RWE fehlen die pfeilschnellen Flügelspieler Lawrence Ennali und Isaiah Young beide gesperrt – stünden ungemütliche Zeiten bevor.
Mit Ristic richtig richtungsweisend: VfB Oldenburg gegen den Halleschen FC
Letzter. Schlusslicht. Ganz unten angekommen. Das ist die bittere Realität beim Halleschen FC, der sich so lange im Drittliga-Mittelfeld hielt und in diesem Jahr plötzlich durchgereicht wird. Wobei: plötzlich? Aus neun Spielen gab es nur noch vier Pünktchen, das ist die Bilanz eines Absteigers. Wobei der Gegner vom Montagabend, der VfB Oldenburg, im gleichen Zeitraum auch nur sechs Punkte holte…und er hat noch ein entscheidendes Handicap: Aus Lärmschutzgründen und weil das temporäre Flutlicht im Marschwegstadion nicht bei voller Dunkelheit leuchten darf – klingt kurios, ist aber so – muss die Elf von Trainer Dario Fossi nach Hannover ausweichen. 170 Kilometer fährt der VfB dahin, 230 der Hallesche FC. Einigen wir uns also auf ein Auswärtsspiel für beide. Für Sreto Ristic, der sein Pflichtspiel-Debüt bei den Hallensern feiert und kurzfristig vor allem die Wackel-Defensive stabilisieren soll, ist das ein nicht unbedeutender Vorteil.