"Chapeau vor dieser Leistung": Halles erlösende Premiere
Es ist vollbracht! Nach nur einem Punkt aus den letzten sieben Partien hat der Hallesche FC wieder gewonnen, setzte sich am Montagabend in Hannover trotz über einstündiger Unterzahl mit 1:0 gegen den VfB Oldenburg durch. Durch den ersten Auswärtserfolg seit Mai schoben sich die Rot-Weißen bei der Premiere von Neu-Trainer Sreto Ristic vom letzten Tabellenplatz auf Rang 18, liegen nur noch einen Punkt hinter dem rettenden Ufer.
Früher Platzverweis für Casar
Wie groß die Sehnsucht nach solch einem Moment gewesen war, sah man der Mannschaft und den mitgereisten Fans nach dem Schlusspfiff deutlich an. Ausgiebig wurde der erste Sieg seit November zelebriert. Arm in Arm standen die Profis vor dem Gästeblock, feierten diese immens wichtigen Punkte. "Das tut sehr gut", meinte Niklas Kreuzer, der am Montag 30 Jahre alt wurde, bei "MagentaSport".
Der Verteidiger war es, der nach 51 Minuten das Tor des Tages per Elfmeter erzielt hatte. Zuvor wurde Andor Bolyki von Robert Zietarski leicht am Fuß getroffen, nahm den Kontakt dankend an und ging im Strafraum zu Boden. Das Besondere: Der HFC war zu diesem Zeitpunkt schon seit über 20 Minuten in Unterzahl, weil Aljaz Casar binnen drei Minuten zwei Mal die gelbe Karte sah und schon sehr früh vom Feld musste (29.).
Nietfeld wieder in der Abwehr
"Im ersten Moment dachte ich mir: 'Blöder kann man nicht sein'", war Kreuzer ehrlich. "Die erste gelbe Karte war dämlich, das muss nicht sein", so der Abwehrspieler über seinen 22-jährigen Kollegen, der beim ersten Vergehen am gegnerischen Trikot gezogen hatte, beim zweiten seinen Gegner umgrätschte. "Wir wollten über Emotionen und Leidenschaft kommen. Aber so früh Gelb zu sehen, ist auf der Position immer gefährlich." Was sich für den defensiven Mittelfeldspieler schnell rächte. Doch Kreuzer wies auch darauf hin, dass die Oldenburger ansonsten wohl eine gute Chance bekommen hätten, wäre Casar nicht regelwidrig dazwischen gegangen. "Schlussendlich hat der Junge alles richtig gemacht."
In der verbleibenden Spielzeit habe der HFC die Tugenden wie Kampf, Leidenschaft und Herz, gezeigt, "die wir des Öfteren in diesem Jahr haben vermissen lassen. Chapeau vor dieser Leistung", meinte Kreuzer, der in der Viererkette wieder zusammen mit Jonas Nietfeld gespielt hatte. Der Kapitän war von Sturm in die Defensive zurückbeordert worden. Sicherlich auch, weil Alexander Winkler verletzt fehlte.
Freitag gegen die Löwen
Neu-Trainer Sreto Ristic sei die Woche "sehr professionell angegangen", lobte Kreuzer. Der 47-Jährige habe eine klare Idee gehabt, "wie wir es angehen wollen: aus einer stabilen Defensive. Dieses Jahr war es oft so, dass wir versucht haben, über den ganzen Platz Eins-gegen-Eins zu verteidigen". Im Duell mit den Oldenburgern agierte die Mannschaft aus einem kompakten Abwehr-Block heraus, legte Wert auf ein dichtes Zentrum. Dies sei "hervorragend gelungen. Es war immer mal brenzlig. Aber Hut ab, wie die Jungs das heute verteidigt haben".
Ristic wollte nicht genauer auf die Taktik eingehen, dies seinem Trainerkollegen überlassen und nicht mit offenen Karten spielen. Die Mannschaft habe gegen den Ball "aufopferungsvoll gearbeitet" und "auch das Quäntchen Glück" auf seiner Seite gehabt. So zum Beispiel in der 85. Minute, als Marten-Heiko Schmidt den Pfosten traf. Doch auch Halle hatte mehrfach die Entscheidung auf dem Fuß. "Wir sind sehr glücklich, haben aber noch viel Arbeit vor uns und müssen schnellstmöglich regenerieren". Denn schon am Freitag steht das Heimspiel gegen die Krisen-Löwen vom TSV 1860. Als Tabellen-18. liegt der HFC nur noch einen Punkt hinter dem rettenden Ufer und könnte die Abstiegsränge mit einem weiterem Erfolg erstmals seit Anfang Januar wieder verlassen.