"Dem Profifußball teilweise nicht gewachsen": Ziegners Schiri-Kritik
Während das 3:3 des MSV Duisburg gegen den SC Verl für den neutralen Zuschauer ein tolles Spiel war, konnte sich Trainer Torsten Ziegner nicht so recht freuen. Zum einen haderte der 45-Jährige mit Unzulänglichkeiten bei seiner Mannschaft, zum anderen mit der Leistung des Schiedsrichters.
"Amateure"
Torsten Ziegner hatte es nach Spielende eilig. Erst ging er zu Verl-Coach Michél Kniat, dann suchte er geradewegs den Weg zum Schiedsrichter-Gespann um Felix Bickel. Energisch und gestikulierend redete er auf den 26-Jährigen an, und selbst als er sich kurz danach wieder von den Unparteiischen entfernte, hatte er sich noch nicht beruhigt, drehte sich immer wieder um und machte mit wilden Gesten deutlich, was er von der Schiedsrichter-Leistung hielt. Beim Gang in die Kabine soll Ziegner gegenüber Bickel und Co. laut dem "RevierSport" zudem gesagt haben: "Liefert mal Argumente. Das ist Männerfußball. Amateure!" Worüber der MSV-Coach sich so aufregte? Es war die gelb-rote Karte gegen Caspar Jander nach 48 Minuten.
Die erste Verwarnung hatte der 19-Jährige nach 39 Minuten wegen Ballwegschlagens gesehen, die zweite für ein Foul an Mael Corboz. "Vom Regelwerk ist es sicherlich richtig, wenn man jeweils Gelb zeigt", musste Ziegner bei "MagentaSport" einräumen. "Aber ich finde ein Schiedsrichter-Gespann ist dafür da, ein Spiel zu leiten und nicht in eine Bahn zu lenken. Wenn ich weiß, dass ein 19-jähriger Spieler weder durch Aggressivität noch durch Unsportlichkeit auffällt, kann man, weg vom Regelwerk, als Schiedsrichter dem Jungen sagen: 'Pass auf letzte Verwarnung. Bei der nächsten Situation muss ich dir leider Gelb-Rot geben'. Dann ist geregelt."
Kurzum: "Da wünsche mir mehr Fingerspitzengefühl, aber die Jungs sind dem anspruchsvollen Profifußball teilweise nicht gewachsen", polterte Ziegner in Richtung der Schiedsrichters. und meinte: "Wenn wir die Partie mit elf Spielern zu Ende spielen, bin ich mir sicher, dass wir eine höhere Chance gehabt hätten, als Gewinner vom Platz zu gehen."
Ärger über Abwehrverhalten
Dass am Ende "nur" ein Remis heraussprang, lag aber nicht ausschließlich an der fast 45-minütigen Unterzahl, sondern vor allem an den eigenen Unzulänglichkeiten, die Ziegner ebenso scharf kritisierte wie die Leistung des Schiedsrichters. Knackpunkt war das schwache Abwehrverhalten. Wie schon in Dresden (0:2) fielen auch gegen Verl alle drei Gegentreffer nach einem Standard, zwei davon sogar in Folge eines Einwurfs. "Drei Gegentore auf dieselbe Art und Weise zu kassieren, ist zu viel. So bringen wir uns selbst um den Lohn", so Ziegner. Zumal unter der Woche "extrem darauf hingearbeitet" worden sei, solche Situationen zu verteidigen. "Das darf uns einfach nicht passieren", haderte auch Marvin Senger, der als Innenverteidiger maßgeblich dafür verantwortlich ist, derart einfache Gegentore zu vermeiden. "Wir müssen vom Kopf wacher sein."
Neben der löchrigen Defensive war Ziegner aber auch die fehlende Effektivität vor dem Tor ein Dorn im Auge. Zwar netzte sein Team über Girth (12.), Hettwer (45.+1) und Bakir (85.) immerhin dreimal ein, hätte aber gerade in der Anfangsphase schon höher führen müssen, wenn man die Riesenchancen von Jander (1.) und Hettwer (3.) bedenkt. "Wir hätten früh 3:0 vorne liegen können, dann wären die Standards auch nicht so schwer ins Gewicht gefallen", haderte der MSV-Coach und sprach von einem "Wermutstropfen".
Dennoch machte Ziegner seinen Spielern "ein Riesenkompliment" dafür, "wie sie nach der gelb-roten Karte reagiert haben und bis zum Schluss standhaft geblieben sind. Ich bin froh, dass sich die Mannschaft nicht aufgeben hat und sich am Ende noch mit einem Punkt belohnt hat. Das spricht für die Jungs". Beim Auswärtsspiel in Halle am kommenden Freitag sollen dann aber wieder drei Zähler her. Neben Jander wird allerdings auch Joshua Bitter fehlen, nachdem er zum fünften Mal Gelb gesehen hat.