Acht Klubs zittern: Der Abstiegskampf im Endspurt-Check
Lange ging es im Tabellenkeller der 3. Liga nur um sechs Teams. Jetzt drohen weitere Klubs in den Strudel der Abstiegssorgen zu rutschen – und es bleiben nur neun Spieltage Zeit, das Drama abzuwenden. liga3-online.de checkt Form und Restprogramm vom FC Ingolstadt bis hin zu Schlusslicht Meppen. Und wagt abschließend eine Prognose.
Ausgangslage: "Wir sind jetzt definitiv im Abstiegskampf", sagte Trainer Guerino Capretti am Sonntag nach der 0:2-Niederlage in Zwickau ernüchtert. Stimmt: Nach vier Punkten aus zwölf Spielen liegt der dicke, teure Drittliga-Dampfer völlig manövrierunfähig auf einer Donau-Sandbank, zudem fällt die halbe Besatzung verletzt oder gesperrt aus. Capretti fehlen die Ergebnisse, bekommt aber noch das Vertrauen ausgesprochen – zumindest für das Krisenduell gegen 1860 München am kommenden Montag. Die Lage ist trotz sieben Punkten Vorsprung gefährlich: Ingolstadt hat den Faden völlig verloren und ist weit weg von der Widerstandsfähigkeit, die es jetzt braucht.
Restprogramm: 1860 (H), Meppen (A), Oldenburg (H), Köln (A), Verl (H), Halle (A), Duisburg (H), Aue (A), Elversberg (H). Bis auf die dann wohl längst aufgestiegenen Elversberger keine Aufstiegskandidaten mehr – das ist machbar.
Prognose: Irgendwann wird sich Ingolstadt fangen und die Klasse vorzeitig halten, gegen Zwickau waren sie ja schon kurz vor einem Erfolgserlebnis. Platz 12 bis 14.
Ausgangslage: Da waren es nur noch fünf Zähler Vorsprung für den Aufsteiger, auch in Essen greift die Unruhe allmählich um sich. Offensiv enttäuscht RWE viel zu oft, was schon allein daran liegt, dass so gut wie nie ein Stürmer das Tor trifft. Angesichts des Aufwands, der in den Kader gesteckt worden ist, bleibt Essen unter seinen Möglichkeiten. Und doch bleibt auch nach zuletzt vier sieglosen Partien (ein Punkt) immer noch der Eindruck haften: Die müssten doch deutlich zu stark für Platz 17 bis 20 sein!
Restprogramm: Freiburg II (H), Dresden (A), Mannheim (H), Zwickau (A), Oldenburg (H), Meppen (A), 1860 (H), Halle (A), Verl (H). Die nächsten Wochen haben es in sich, geht es für die ersten sechs Gegner zwischen Titel, Aufstieg und Nichtabstieg noch um alles. Auch das Match in Halle am 37. Spieltag könnte noch brisant werden…
Prognose: RWE rettet sich. Weil es bei diesem Verein selten ohne Drama geht, wird es aber knapper, als es sich viele wünschen. Platz 14 bis 16.
Ausgangslage: Ist die Ketchupflasche nun endlich offen? In der Hinrunde traf der BVB II so gut wie gar nicht, nun gab es binnen weniger Wochen den dritten Sieg mit vier selbst erzielten Toren bei 1860 München (4:1). Jan Zimmermann scheint den Talenten, über deren außergewöhnliche Veranlagungen wir nicht diskutieren müssen, Spielfreude und fußballerisches Leben eingeflößt zu haben. Ist die Lockerheit einmal nachhaltig drin in der Mannschaft, kann der Rest ein Selbstläufer werden…
Restprogramm: Halle (H), Duisburg (A), Meppen (H), Verl (A), Elversberg (H), Köln (A), Aue (A), Bayreuth (H), Osnabrück (A). Da sind noch einige Kellerduelle dabei – und das ganz, ganz happige finale Duell in Osnabrück, wo die Gastgeber noch um den Aufstieg spielen könnten. Dortmund tut gut daran, vorher Klarheit zu schaffen.
Prognose: Der Borussen-Stern geht auf, und eine verkorkste Saison endet versöhnlich. Der BVB klettert dank guter Form und einiger Siege gar noch ein paar Ränge nach oben. Platz 11 bis 13.
Ausgangslage: Dass Sreto Ristic auf Serbisch offenbar "Verliert nicht!" bedeutet, nehmen die Fans des HFC freudig zur Kenntnis. Angefangen mit dem 1:0-Sieg beim VfB Oldenburg ist Halle seit sieben Partien ungeschlagen, kommt aufgrund von vier Punkteteilungen in Folge aber auch nur noch im Schneckentempo voran. Was solls: Unter Ristic wird guter Fußball gezeigt, und die wichtigen direkten Duelle werden gewonnen. Geht das so weiter, sollte es gut ausgehen. Oder?
Restprogramm: BVB II (A), Aue (H), Bayreuth (A), Osnabrück (H), Mannheim (A), Ingolstadt (H), Saarbrücken (A), Essen (H), Wiesbaden (A). Hui! Erst noch mehr Sechs-Punkte-Spiele, dann reihenweise Zweitliga-Anwärter – langweilig wird das nicht. Ein ganz knackiges Restprogramm, weil kaum ein Gegner um die goldene Ananas spielt.
Prognose: Halle hat guten Teamspirit und hält in vielen Spielen mit. Kurzum: So kickt kein Absteiger. Und daher geht es – wahrscheinlich – gut. Platz 14 bis 17.
Ausgangslage: Vor 25.000 Zuschauern in Dresden alle Punkte mitzunehmen – Respekt, Spielvereinigung! Das schaffen nicht viele. Wenn dazwischen nur nicht so viele Leistungsaussetzer wären – darunter auch richtig schmerzhafte wie die Heimpleite gegen Oldenburg. Die Qualität der Mannschaft mag begrenzt sein, ihr Zusammenhalt und auch ihre Konterstärke an guten Tagen sind herausragend.
Restprogramm: Meppen (H), Verl (A), Halle (H), 1860 (A), Duisburg (H), Elversberg (A), Köln (H), Dortmund II (A), Aue (H). Zu Beginn warten wichtige Heimspiele (Meppen, Halle), am Ende noch einige Klubs, für die es dann wohl um wenig geht. Eine Chance für Bayreuth.
Prognose: Platz 16 bis 19. Wahrscheinlicher ist der Abstieg, auch weil die Konkurrenz über der Elf von Thomas Kleine entweder ein Stück enteilt oder besser in Form ist. Doch die Oldschdod abzuschreiben, wäre ein Fehler.
Ausgangslage: Unter dem neuen Trainer Fuat Kilic hatten sich die Oldenburger zuletzt mit zwei Siegen in Folge in höchster Not Luft zum Atmen verschafft, das 1:3 daheim gegen Viktoria Köln ändert die Lage wieder eher zum Schlechten. Gemäß den Statistiken sind VfB und Bayreuth die harmlosesten und zugleich defensiv anfälligsten Drittligisten – keiner hat weniger erwartete Tore, keiner mehr erwartete Gegentore als dieses Duo. Auch Oldenburg muss, wenn der mysteriöse "Trainereffekt" einmal abgeklungen ist, über sich hinauswachsen.
Restprogramm: Aue (A), Wiesbaden (H), Ingolstadt (A), Freiburg II (H), Essen (A), Saarbrücken (H), Mannheim (A), Zwickau (H), Dresden (A). Fünf Spitzenklubs, schwerer geht es kaum. Daheim gegen Zwickau (37. Spieltag) wird es elementar, am Finaltag bei Dynamo vielleicht ein Hexenkessel.
Prognose: Platz 16 bis 20. Der VfB Oldenburg ist zusammen mit Meppen einer der ganz heißen Abstiegskandidaten. Gefühlt fehlen trotz der jüngsten Siege ein paar Prozente zu den Klubs, an denen die Kilic-Elf vorbei muss.
Ausgangslage: Irgendwie steht dieser FSV Zwickau ja seit zig Drittliga-Jahren sinnbildlich für ein 1:0-Siegtor in der 89. Minute, am Sonntag gelang genau dies gegen Ingolstadt tatsächlich. So schwimmt man sich also frei! Der Glaube ist bei den Westsachsen schon einmal zurückgekehrt, die zuletzt hin und wieder vermissten Basics auch. Klar: Da waren schon heftige Aussetzer wie das 0:4 beim BVB II dabei. Und der Restspielplan hat es in sich. Das wird ein hartes Stück Arbeit für Ronny Thielemann, die Klasse zu halten.
Restprogramm: Wiesbaden (A), Saarbrücken (H), Freiburg II (A), Essen (H), Osnabrück (A), Mannheim (H), Dresden (H), Oldenburg (A), 1860 (H). Sechs Aufstiegsanwärter bis Mitte Mai, dann geht es nach Oldenburg. Keiner hat es schwerer. Immerhin: Drei der letzten vier Spiele bestreitet der FSV vor heimischer Kulisse.
Prognose: Ein Standort muss über sich hinauswachsen. Hätte er das nicht früher schon oft getan, wäre der Restoptimismus weg. Aber auch Zwickau braucht neben Können eine Menge Glück, in diesem Rennen nicht den Kürzeren zu ziehen. Platz 16 bis 19.
Ausgangslage: "Power-Ernst" Middendorp hat endlich seinen ersten Sieg – und was für einen: Das 3:2 über Aue war hart erkämpft, begleitet von einem Stimmungsboykott, doch diese 90 Minuten haben das Emsland zurückgewonnen. Ist ein nüchterner Blick in die Realität da überhaupt angebracht? Nun: Meppen muss gleich vier Konkurrenten überholen, und hat auf jeden mindestens einen Sieg Rückstand. Die Aufholjagd glückt nur mit einem Zwei-Punkte-Schnitt. Oder anders gesagt: Das Team, das vier von 29 Spielen gewonnen hat, muss nun (mindestens) fünf Siege in neun Versuchen nachlegen.
Restprogramm: Bayreuth (A), Ingolstadt (H), BVB II (A), Saarbrücken (H), Wiesbaden (A), Essen (H), Osnabrück (A), Dresden (H), Freiburg II (A). Ein Knaller-Terminplan mit drei Schlüsselspielen zum Anfang und lauter Krachern am Ende.
Prognose: Die schlechteste Ausgangslage und ein überdurchschnittlich schwieriges Restprogramm: Das sechste Jahr in der 3. Liga wird vorerst das letzte sein. Platz 18 bis 20.