"Nicht so, wir uns das vorgestellt haben": Kritik trotz Dynamo-Sieg
Durch das 2:1 gegen Waldhof Mannheim hat sich Dynamo Dresden nicht nur vorerst auf den vierten Tabellenplatz vorgeschoben, sondern auch einen direkten Konkurrenten auf fünf Zähler distanziert. Entsprechend groß war der Jubel, doch es gab auch Kritik.
Spieler winken Anfang zu
Fast ganz unter dem Tribünendach nahm er Platz, Dynamo-Trainer Markus Anfang, der die Partie aufgrund einer Gelb-Sperre nicht von der Seitenlinie aus verfolgen und auch mit der Mannschaft keinen Kontakt haben durfte. "Eine schwierige Perspektive", sagte der 48-Jährige nach der Partie. "Schön, wenn du von oben alles sehen kannst, aber das brauche ich nicht mehr." Als das Spiel dann abgepfiffen und der Sieg eingetütet war, ballte Anfang die Fäuste und jubelte seinen Spielern auf dem Platz zu. Diese winkten zurück, auch von den Rängen gab es Applaus in Richtung des 48-Jährigen, zudem waren einige "Markus-Anfang"-Sprechchöre zu vernehmen.
"Der Trainer ist happy", berichtete Sport-Geschäftsführer Ralf Becker bei "MagentaSport" und schob nach: "Er bildet sich jetzt auch nicht ein, dass es ohne ihn gar nicht geht." Co-Trainer Florian Junge vertrat seinen Chef an der Seitenlinie und coachte die Mannschaft nach dem früheren Rückstand (5.) zum Sieg. "Für mich war es ungewohnt, aber ich glaube, wir haben es als Mannschaft und als Trainerteam gut aufgefangen und gut gemeistert", sagte Jung gegenüber der "Sächsischen Zeitung".
Kritik von Becker
Anfang bestätigte das: "Alle Entscheidungen hätte ich genauso getroffen. Die haben das klasse gemacht. Ich bin mächtig stolz auf die Jungs." Auch Becker lobte die Arbeit des Trainerteams, war aber trotz des Siegs nicht ganz zufrieden mit dem Auftritt der Mannschaft: "Es war bestimmt nicht unser bestes Spiel. Über weite Strecken ist es nicht so gelaufen, wir uns das vorgestellt haben. In der einen oder andern Situation müssen wir uns ruhiger verhalten." Und dennoch: "Wir haben das Spiel gewonnen."
Dass Dynamo die Partie noch drehte, war vor allem Stefan Kutschke zu verdanken. Erst holte der Stürmer nach 31 Minuten einen Elfmeter raus, den Ahmet Arslan verwandelte, dann traf er nach starker Vorarbeit von Park und Lemmer per Kopf zum 2:1 (76.). "Ich bin unheimlich stolz, wie wir das Spiel nach der Niederlage in Saarbrücken angegangen sind", sagte der Routinier. "Es war eine umkämpfte Partie, in der wir nicht glücklicher, aber effizienter waren."
"Das zeichnet eine Mannschaft aus"
Dass der 34-Jährige überhaupt spielen konnte, war lange nicht klar, nachdem er unter der Woche mit einer Mandelentzündung ausgefallen war und erst am Donnerstag wieder trainieren konnte. Am Ende sei die Kraft dann ausgegangen, musste der Angreifer zugestehen. Doch für das Tor reichte sie noch, kurz danach ging er vom Platz. Der Sieg gebe nun nochmal Antrieb für die nächsten Spiele. "Ich hoffe, dass diese kleine Delle aus Saarbrücken halbwegs korrigiert wird. Das zeichnet eine Mannschaft aus – wie stabil ist sie nach Rückschlägen auftritt."
Auch Anfang hob die Moral seiner Mannschaft hervor: "Alle haben Gas gegeben." Und ob der Sieg verdient oder unverdient war, spiele keine Rolle. "Wenn du zwei Tore in einem Spitzenspiel schießt und ganz gut verteidigst, hast du es irgendwie verdient", meinte der Dynamo-Coach, der auch das Momentum sowie die Spielglück auf Seiten seines Teams sah. Beim Duell gegen die U23 des SC Freiburg steht am kommenden Samstag nun direkt das nächste Spitzenspiel an. "Dann müssen wir nochmal einen draufsetzen", forderte Anfang, der im Dreisamstadion an die Seitenlinie zurückkehren wird. Auch Niklas Hauptmann und Jakob Lewald sind nach Sperren wieder eine Option, während Kutschke nach seiner zehnten gelben Karte aussetzen muss.