Rafati erklärt: Warum Freiburg-Leipzig nicht abgebrochen wurde
Anders als die Partie zwischen dem FSV Zwickau und Rot-Weiss Essen ist das Pokalspiel zwischen dem SC Freiburg und RB Leipzig am Dienstagabend nicht abgebrochen worden, obwohl Leipzigs André Silva aus dem Fanblock des SC Freiburg von einer Münze getroffen worden war. liga3-online.de-Experte Babak Rafati erklärt die Hintergründe.
Spielstand war ein Faktor
70 Minuten waren am Dienstagabend gespielt, als Leipzigs Auswechselspieler André Silva beim Warmmachen hinter dem eigenen Tor von einer 2-Euro-Münze aus dem Freiburger Fanblock getroffen wurde und zu Boden ging. Daraufhin kletterten mehrere Freiburger Fans über den Zaun und stürmten in den Innenraum. Eine minutenlange Diskussion zwischen Fans und Spielern war die Folge, anschließend wurde weitergespielt. Doch warum wurde die Partie – anders als Zwickau gegen Essen – nicht abgebrochen? Regeltechnisch wäre das möglich gewesen, wie Rafati gegenüber unserer Redaktion erklärt, da Attacken auf Spieler oder Schiedsrichter gleich zu behandeln seien. Allerdings gebe es auch "elementare Faktoren", die berücksichtigt werden müssten. "In diesem Pokalspiel wird der Schiedsrichter bei den Leipziger Verantwortlichen nachgefragt haben, wie ihre Sicht der Dinge ist und ob die Spieler wegen der Vorkommnisse noch in der Lage sind, auf den Platz zurückzukehren."
Dadurch, dass zu diesem Zeitpunkt der Spielstand so deutlich war (4:0), "wird es bei den Leipzigern entspannter zugegangen sein, und sie werden entsprechend abgewogen haben", so Rafati. Wäre der Spielstand knapp gewesen, hätten die Leipziger Verantwortlichen "womöglich eine andere Sichtweise gehabt". Natürlich spiele auch eine Rolle, dass die Freiburger Spieler auf die Fans eingewirkt haben. Das sei aber nebensächlich. "Letztendlich werden die Leipziger gespürt haben, dass sie das Spiel an diesem Abend auch sportlich entscheiden können und somit den Freiburgern ein Nachspiel in puncto Sportgericht ersparen wollen."
Bei Schiedsrichtern: Emotionaler Zustand entscheidend
Es sei nicht so, dass Schiedsrichter bei Attacken gegen sich kleinlicher agieren, als bei Attacken gegen Spieler, "auch wenn das gefühlt diesen Eindruck vermittelt. Wenn aber ein Schiedsrichter wie auch immer angegriffen wird, ist er oftmals allein aufgrund seines emotionalen Zustandes nicht mehr in der Lage, ein Spiel sachlich und objektiv weiter fortzusetzen. Deshalb kommt es häufiger zu Spielabbrüchen, als wenn Spieler angegangen werden". Bei Spielern sei zu berücksichtigen, inwieweit eine ganze Mannschaft betroffen beziehungsweise benommen ist. "Spielstand und Wunsch des betroffenen Vereins sowie der Schutz für den weiteren Spielverlauf spielen somit ebenso eine elementare Rolle bei der Entscheidungsfindung."
In Zwickau sei Schiedsrichter Nicolas Winter emotional angeschlagen gewesen, "sodass eine weitere Spielleitung nicht möglich war. Somit war der Spielabbruch alternativlos". In Freiburg sei der Spielstand ein wesentliches Argument für die Leipziger gewesen, das Spiel in Abstimmung mit dem Schiedsrichter fortzusetzen und sportlich das Spiel für sich zu entscheiden. "Außerdem war sicherlich der Schutz der Spieler aus Sicht aller Beteiligten gewährleistet. Somit gab es treffende Argumente, das Spiel fortzusetzen." Schiedsrichter Sven Jablonski, der die Partie am Dienstagabend geleitet hatte, erklärte im Nachgang so: "Die Sicherheit der Spieler geht zu jedem Zeitpunkt vor. Ein Spielabbruch ist aber die letzte Instanz. Die Freiburger haben auf die Fans eingewirkt, die Leipziger waren auf der anderen Seite geschützt, und so konnten wir das Spiel fortführen.”