Kutschke: "Hohe Siege einfahren zu wollen, kann nur in die Hose gehen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Stefan Kutschke von Dynamo Dresden über das gesetzte Zeichen gegen den SV Wehen Wiesbaden, das Vierrennen um den Aufstieg, den Schwierigkeitsgrad des Restprogramms und seine Erinnerungen an den ersten Aufstieg mit der SGD im Jahr 2016.
"Favorit? Dieser Rolle müssen wir erst einmal gerecht werden"
liga3-online.de: In der vergangenen Woche hat die SG Dynamo mit einem 3:1-Heimerfolg gegen den direkten Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden den direkten Aufstiegsplatz übernommen. War dies vielleicht die größte Hürde auf dem Weg zum Aufstieg, Herr Kutschke?
Stefan Kutschke: Für uns waren in diesem Jahr alle Spiele große Hürden, egal ob Wiesbaden, Freiburg, Mannheim, Essen oder Osnabrück. Wir wurden immer wieder mit dem Druck konfrontiert, bloß kein Spiel verlieren zu dürfen. Im Laufe meiner Karriere hatte ich aber immer wieder ähnliche Situationen. Mit dem Spiel gegen Wiesbaden haben wir ein Zeichen gesetzt. Vor allem die Art und Weise, wie der Sieg zustande gekommen ist, hat mir sehr gefallen.
Ein kurzer Blick auf die Tabelle genügt, um zu erkennen, wie eng es um die Aufstiegsränge zugeht. Drei punktgleiche Teams mit einer ähnlichen Tordifferenz. Geht es jetzt in den letzten Spielen auch ein wenig darum, wer die meisten Treffer erzielt?
Wenn man sich das Ziel setzt, einen hohen Sieg einzufahren, dann kann das nur in die Hose gehen. Das sollte in unserer Vorbereitung auf das Spiel beim FSV Zwickau gar keine Rolle spielen. In erster Linie zählen die drei Punkte.
Ist es für Euch dann eher ein Vor- oder ein Nachteil, dass ihr gegen drei Teams (FSV Zwickau, SV Meppen, VfB Oldenburg), die in der nächsten Saison wohl kaum noch in der 3. Liga vertreten sein werden?
Von außen betrachtet ist es immer einfacher zu sagen, dass Teams aus der unteren Tabellenregion die scheinbar leichteren Aufgaben sind. Genau darin liegt aber auch die Gefahr. Diese Gegner müssen genauso bespielt werden, wie alle anderen Teams der 3. Liga. Uns wird sicherlich keiner etwas schenken. Wir haben ein schweres Restprogramm vor der Brust, spielen gegen Mannschaften, für die es noch um alles geht, auch wenn die Hoffnung klein ist. Wichtig ist, dass wir uns auf uns konzentrieren. Schließlich werden wir schon vor der Partie in die Rolle des Favoriten gedrängt. Dieser Rolle müssen wir erst einmal gerecht werden.
Möglich ist, dass die SGD die drei abstiegsbedrohten Klubs nach und nach endgültig in die Regionalliga schickt, um die eigenen Ziele zu erreichen. Besonders bitter wäre dies auch im Fall des FSV Zwickau, da eine starke Fan-Freundschaft zwischen den beiden Klubs besteht, oder?
Auch wenn beim FSV noch ein letzter Funke Hoffnung auf den Klassenverbleib mit schwebt, können wir auf eine Fan-Freundschaft keine Rücksicht nehmen. Schließlich geht es für beide Teams noch um sehr viel. Wir benötigen dringend drei Punkte, um einen weiteren Schritt zu machen. Daher ist unser Ziel klar: Wir wollen mit der gleichen Entschlossenheit und gleichen Willen wie in den vergangenen Spielen ans Werk gehen.
"Sehe für den Einsatz in Zwickau kein Problem"
Sie hatten sich einen Nasenbeinbruch zugezogen. Wie sieht es für einen Einsatz in Zwickau aus?
Schon die Begegnung gegen Wiesbaden hatte ich mit dem Bruch unter Adrenalin zu Ende gebracht. Daher sehe ich für den Einsatz in Zwickau kein Problem. Ein Einsatz mit einer speziellen Maske sollte problemlos klappen.
Sie waren im Sommer von einem Absteiger, dem FC Ingolstadt, zu einem anderen gewechselt. War Ihnen von vorneherein bewusst, dass die SGD die größeren Chancen hätte, um den Aufstieg zu spielen?
Das war für mich überhaupt kein Gedankengang. Mir war immer klar: Wenn es für mich noch einmal eine Möglichkeit geben würde, nach Hause zu kommen, dann würde ich diese dann auch in Erwägung ziehen. Im vergangenen Sommer hat es mit einer Rückkehr zur SGD hervorragend gepasst.
Den größten Teil Ihrer Laufbahn haben Sie in der 2. Bundesliga verbracht (123 Einsätze). Was würde es Ihnen bedeuten, noch einmal im Bundesliga-Unterhaus angreifen zu dürfen?
Egal, ob in der nächsten Saison oder irgendwann noch einmal, für einen Fußballer ist es immer das Größte, so hoch wie möglich zu spielen. Da ich mit meinen 34 Jahren nicht mehr zu den Talenten Fußball-Deutschlands zähle, wäre es sicherlich eine tolle Gelegenheit, noch einmal in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Ich fühle mich aber vollkommen fit und traue mir weitere Spielzeiten eine Liga höher durchaus zu.
Sie durften während Ihrer Laufbahn so einige Aufstiege bejubeln. Welcher war bislang für Sie der bedeutendste?
Ganz klar der erste Aufstieg mit Dynamo Dresden in der Saison 2015/2016. Unter dem damaligen Trainer Uwe Neuhaus kam ich in eine funktionierende Mannschaft und musste mich vorerst hinten anstellen. Es war einer der schönsten Momente meiner Karriere, dass wir es als Meister in die 2. Bundesliga geschafft hatten.