Fehlentscheidungen: Wer am häufigsten benachteiligt wurde

Nach jedem Spieltag analysiert Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati exklusiv für liga3-online.de die strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Doch wer wurde in der abgelaufenen Spielzeit am häufigsten benachteiligt und wer profitierte am meisten? liga3-online.de klärt auf.

Bayreuth am häufigsten benachteiligt

206 Mal lagen die Schiedsrichter in der beendeten Saison in den von Rafati analysierten Szenen daneben. Die mit Abstand meisten Fehlentscheidungen musste demnach die SpVgg Bayreuth hinnehmen: Satte 20 Mal sind die Oberfranken benachteiligt worden, darunter allein bei zwölf Elfmeter-Entscheidungen – Liga-Spitze! Auf Rang zwei folgt 1860 München (15 Fehlentscheidungen), Dritter ist die SV Elversberg (14). Gegen Dynamo wurde 13 Mal falsch gepfiffen, bei Rot-Weiss Essen waren es zwölf falsche Entscheidungen.

Die wenigsten Fehlentscheidungen gab es gegen den SV Meppen (drei), den VfB Oldenburg und Viktoria Köln (jeweils drei). Größter Streitpunkt sind die Strafstöße: Hier entschieden die Unparteiischen Rafati zufolge 120 Mal falsch, was einen Anteil von 58 Prozent aller Fehlentscheidungen ausmacht.

Fehlentscheidungen (benachteiligt)

Erläuterungen:

  • Tor: Eigenes Tor wird aberkannt oder Gegentor durch Fehlentscheidung (Abseits, Foulspiel vorangegangen etc.)
  • Elfmeter: Elfmeter wird nicht gegeben oder unberechtigter Elfmeter gegen sich
  • Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen sich oder Gegner erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis

 

Dresden profitierte am häufigsten

Während Dynamo Dresden auf der einen Seite am vierthäufigsten benachteiligt wurde, profitierten die Sachsen auf der anderen Seite am häufigsten – nämlich gleich 15 Mal. Dahinter folgen der 1. FC Saarbrücken, der SC Freiburg II (beide 14) und der FC Ingolstadt (13). Die SpVgg Bayreuth profitierte dagegen nur dreimal – und damit so selten wir kein anderer Klub. Der SV Meppen, nur dreimal benachteiligt, bekam dagegen gleich zwölf Entscheidungen zu Unrecht zu den eigenen Gunsten ausgelegt.

Fehlentscheidungen (profitiert)

Erläuterungen:

  • Tor: Gegnerischer Treffer wird aberkannt oder eigener Treffer gegeben trotz Fehlentscheidung
  • Elfmeter: Gegner erhält berechtigten Elfmeter nicht oder unberechtigter Elfmeter erhalten
  • Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen den Gegner oder eigenes Team erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis

 

Große Differenzen bei Bayreuth und Meppen

Gleichen sich die Entscheidungen im Laufe der Saison aus? Beim FC Ingolstadt (13x benachteiligt, 13x profitiert), Waldhof Mannheim (9/9) und Rot-Weiss Essen (9/9) kam das exakt hin. Bei vielen Klubs aber nicht. So wurde die SpVgg Bayreuth gleich 20 Mal benachteiligt, profitierte aber nur dreimal. Eine so krasse Differenz weist kein anderer Klub auch nur annähernd auf. Auch der Hallesche FC (15/8) sowie 1860 München (15/10) wurden deutlich häufiger benachteiligt.

Genau anders herum verhält es sich beim SV Meppen, der zwölfmal profitierte, aber nur dreimal benachteiligt wurde. Der 1. FC Saarbrücken (8/14) sowie Viktoria Köln (5/11) wurde ebenfalls häufiger bevorteilt als benachteiligt.

 

Auswirkungen auf die Tabelle?

Ob es einen Zusammenhang zwischen falschen Entscheidungen und der Tabellenplatzierung einer Mannschaft gibt, lässt sich nicht eindeutig klären. Während Bayreuth mit 20 falschen Pfiffen als Letzter abgestiegen ist, hat sich die SV Elversberg trotz immerhin 14 Fehlentscheidungen die Meisterschaft gesichert. Und während Halle trotz 13 falschen Pfiffen den Klassenerhalt geschafft hat, stieg der SVM ab, obwohl er nur drei Fehlentscheidungen hinnehmen musste und gleich zwölfmal profitierte.

Doch gerade bei der SpVgg Bayreuth, die in der kompletten Saison nicht einen Strafstoß erhalten hat, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Saison wohl anders verlaufen wäre, wenn die zwölf (!) zu Unrecht verwehrten Elfmeter allesamt gegeben worden wären. "Natürlich muss man einen Elfmeter erst einmal verwandeln. Ich bin mir aber sicher, dass wir ohne Fehlentscheidung gegen uns, besonders bei der Masse an nicht gegebenen Strafstößen, schon den einen oder anderen Punkt mehr auf dem Konto hätten", hatte Geschäftsführer Michael Born vor einigen Wochen gesagt.

Auffällig: Drei der vier Mannschaften, die am wenigsten profitierten, sind abgestiegen (Oldenburg, Zwickau und Bayreuth). Auf der anderen Seite gehören die drei Teams, die am häufigsten profitierten (Dresden, Saarbrücken und Freiburg II) allesamt zu den Spitzenteams.  Es spielt aber natürlich immer eine Rolle, welche Entscheidungen falsch waren und welchen Einfluss sie auf den weiteren Spielverlauf nahmen. Zudem gibt es keine Garantie dafür, dass nicht gegebene Elfmeter tatsächlich verwandelt worden wären. Aus diesen Gründen lässt sich auch keine "Wahre Tabelle" erstellen.

Anzahl der Fehlentscheidungen gestiegen

Insgesamt lagen die Schiedsrichter in dieser Saison in den von Rafati analysierten Szenen 206 Mal daneben. Im Schnitt wurden pro Spieltag somit 5,42 Fehlentscheidungen getroffen. Zum Vergleich: 2020/21 lag der Schnitt bei 5,18, in der vergangenen Serie bei 5,3 (bei 373 Partien, nachdem Türkgücü München vorzeitig aus dem Spielbetrieb ausgeschieden war). Der Trend geht also nach oben. Ob die Einführung des Vierten Offiziellen zur neuen Saison dafür sorgt, dass die Anzahl der Fehlentscheidungen wieder zurückgeht? Die Einführung des VAR ist vorerst nicht geplant.

   

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