So läuft der "Finaltag der Amateure" für die Drittligisten

Mit Regensburg, Sandhausen, Wiesbaden/Bielefeld, Elversberg, Saarbücken und Münster haben bislang sechs Drittligisten die Qualifikation für den DFB-Pokal sicher, fünf weitere Vereine könnten am Samstag noch folgen – und sich damit garantierte Einnahmen in Höhe von 200.000 Euro sichern. So läuft der "Finaltag der Amateure" für die Drittligisten.
Schreibt der FC Einheit aus Wernigerode noch einmal Vereinsgeschichte? Zum zweiten Mal in Folge winkt dem Oberligisten die lukrative Teilnahme am großen DFB-Pokal. Damals wie heute ist der Hallesche FC das Team, das es aus Sicht der Gastgeber zu schlagen gilt. Noch vor einem Jahr traf Wernigerode auf die Saalestädter im Halbfinale des Landespokals, gewann durch Tore von Kevin Hildach und Erik Weinhauer mit 2:1 und zog ins Finale gegen den 1. FC Magdeburg ein. Weil der FCM als Drittliga-Meister bereits qualifiziert war, machte auch die 0:5-Niederlage für Wernigerode am Ende nichts aus.

Der HFC ist entsprechend vor dem Fünftligisten gewarnt – zumal auch Hildach immer noch im Harz-Klub spielt. Weinhauer hat es mittlerweile zu Rot-Weiß Erfurt in die Regionalliga gezogen, doch zumindest ein Wernigeroder weiß noch, wie Tore gegen Halle funktionieren. Die Saison in der Oberliga schloss der FC Einheit auf dem siebten Platz ab, was die Motivation auf eine erneute Pokal-Überraschung aber nicht mindern wird. Denn Wernigerode hat wieder den DFB-Pokal im Blick – und will dieses Mal einen noch größeren Gegner als den SC Paderborn (0:10) ziehen. Beim HFC fällt Niklas Kreuzer aus, während der Einsatz von Tom Zimmerschied noch fraglich ist und Jannes Vollert wegen eines grippalen Infekts nicht trainieren konnte. "Die Jungs sind nach kräftezehrender Aufholjagd natürlich nicht mehr so frisch wie Mitte der Saison. Aber wir wollen nochmal an die Grenze gehen und unbedingt den Pokal nach Halle holen", kündigt Trainer Sreto Ristic an.

 

Zuhause erzielte Flensburg einen 1:0-Sieg, an der Lohmühle kassierte Weiche eine 0:2-Niederlage – das sind die Ergebnisse, die sich in der abgelaufenen Saison der Regionalliga Nord zwischen beiden Teams zugetragen haben. Beide Teams zählen zu den Top-Mannschaften, die im harten Kern der Nord-Staffel den Aufstieg meist unter sich ausmachen. Flensburg ging dieses Mal trotzdem mit einem Rückstand von 20 Punkten gegenüber Lübeck über die Ziellinie, sodass zumindest die DFB-Pokalteilnahme für den früheren Regionalliga-Meister von 2017/18 ein lukratives Trostpflaster wäre. Zumal der SC Weiche noch eine Rechnung offen hat: In vier Endspielen war immer der VfB erfolgreich.

Ein diesjähriger Sieg wäre Balsam auf der Flensburger Seele. Seit neun Jahren kämpft der Klub um den Aufstieg in die 3. Liga, belegte noch nie einen schlechteren Rang als Platz 7 in der Abschlusstabelle. Geklappt hat es noch nie. Vor fünf Jahren war das Team dann nah dran, scheiterte in der Aufstiegsrunde aber nach einem torlosen Remis im Hinspiel mit einer 2:3-Niederlage gegen Energie Cottbus im Rückspiel. Wie die Flensburger die Lübecker ärgern können, haben sie in dieser Saison zumindest schon einmal gezeigt.

 

"Düren spüren" ist das Motto des Viertligisten, in dessen Kader sich bekannte Profis aus dem Kölner Raum wie Adam Matuszczyk, Christian Clemens oder Kevin Goden befinden. Zudem steht Ex-Lautern-Coach Boris Schommers an der Seitenlinie des Regionalligisten, der mit seinem Team in der vergangenen Rückrunde satte 29 Punkte sammelte – ein beachtlicher fünfter Platz in der Rückrundentabelle der West-Staffel. Doch der 1. FC Düren hat ein großes Problem – und zwar das eigene Stadion.

Die Makel an der Westkampfbahn gehen sogar soweit, dass der Verband dem Klub die Lizenz für die kommende Saison nicht erteilte. Das Landespokal-Finale findet entsprechend auch im Kölner Sportpark Höhenberg statt, sodass der Außenseiter zumindest seinen Heimvorteil als unterklassiger Klub aufgeben muss. Das finale Urteil zur Lizenz für die Dürener soll am Montag fallen, doch das Endspiel um die DFB-Pokalteilnahme wird zumindest unter den Vorzeichen einer unsicheren Zukunft ausgetragen. In der Saison 2020/21 war der 1. FC Düren sogar schon einmal im großen Wettbewerb dabei – und zog das vielversprechende Los gegen den FC Bayern München (0:3). Bei der Viktoria wollen Mike Wunderlich und Marcel Risse ihre Karriere mit einem Titel beenden. "Ich freue mich auf einen Festtag", so Trainer Olaf Janßen. "Wir haben danach unsere Abschlussfeier, und da gäbe es natürlich nichts Schöneres, als den Pott bei uns auf dem Tisch zu haben."

 

Rivalität, Revier, Rot-Weiss – oder Rot-Weiß? Diese Frage gilt es an der Essener Hafenstraße zu klären, wenn es zum Aufeinandertreffen zwischen den Traditionsklubs aus dem Ruhrgebiet kommt. Viermal gab es diese Finalpartie zwischen Oberhausen und Essen bereits, nur einmal konnte sich RWO am Ende gegen den ewigen Rivalen durchsetzen. Auch in der Regionalliga-Tabelle gab es für die Kleeblätter in dieser Saison wieder wenig Bewegung, seit elf Jahren kämpft der Ex-Zweitligist um eine Rückkehr in den Profifußball. Der siebte Platz in der Abschlusstabelle reicht dafür nicht aus.

Eine Teilnahme am DFB-Pokal wäre für RWO aber immerhin ein lukratives Zeichen. Seit der Saison 2011/12 konnten die Oberhausener nur einmal in den großen Pokalwettbewerb einziehen – und jetzt wäre für die Kleeblätter kein schlechter Zeitpunkt, um das Kunststück zu wiederholen. Denn nach sieben Jahren (mit Unterbrechung) verabschiedet sich Ex-Zweitliga-Stürmer und Cheftrainer Mike Terranova von der Seitenlinie. In 226 Regionalliga-Partien holte der Coach rund 1,76 Punkte pro Partie – obwohl damit nie der ganz große Wurf gelang, waren die Oberhausener mit dem 46-Jährigen immer ganz nah dran. Auf diese emotionale Wucht muss wiederum RWE vorbereitet sein, nachdem der Saisonausklang schon eher mäßig für die Essener verlief. Mit knapp 20.000 Zuschauern wird das Stadion an der Hafenstraße restlos ausverkauft sein." Dieses Traditionsduell vor einer tollen Kulisse ist für uns ein absolutes Saisonhighlight, die Jungs freuen sich sehr", so Trainer Christoph Dabrowski, der auf Andreas Wiegel und Meiko Sponsel verzichten muss.

 

Der Gewinner der Partie zwischen Saarbrücken und Elversberg ist der FC 08 Homburg. Dadurch, dass der Spitzenreiter von der Kaiserlinde und die Saarländer aus dem Ludwigspark durch ihre Tabellenplatzierungen in der 3. Liga bereits für den DFB-Pokal qualifiziert sind, rücken die Homburger als Halbfinalist nach. Zuvor hatte der Viertligist das Spiel um Platz 3 gegen den SV Auersmacher für sich entschieden.

Somit ziehen drei saarländische Vereine in der kommenden Saison in den großen Pokalwettbewerb ein – und zwischen Saarbrücken und Elversberg geht es wirklich nur noch um die vorläufige Vorherrschaft im Saarland. Kann der FCS dafür die Konzentration aufrecht erhalten? Insgesamt elf Spieler wurden seit dem Saisonende bereits verabschiedet. Bringen die Saarbrücker ihre Moral auf den Platz, gewinnen am Ende alle.

 

Der Fußballverein aus Illertissen hat eine belebte Pokalgeschichte, denn nach Auftritten gegen Eintracht Frankfurt (2013/14), Werder Bremen (14/15) und Heidenheim (22/23) soll nun wieder ein großes Los gezogen werden – und immerhin sind die Bayerisch-Schwaben auch schon zum dritten Mal in Folge im Finale des Landespokals dabei. Die letzten beiden Male endeten die Endspiele jeweils im Elfmeterschießen, sodass sich der FC Ingolstadt womöglich schon auf einen langen Atem einstellen kann.

Zumal sich Illertissen in dieser Saison bereits als Favoritenschreck entpuppte. Im Halbfinale schaltete das Team von Holger Bachthaler erst die Würzburger Kickers (2:0) aus, im Viertelfinale war schon der TSV 1860 München (1:0) geschlagen. "Wir haben unsere Qualität nicht auf den Platz gebracht, während Illertissen über sich hinausgewachsen ist", sagte Ex-Löwen-Coach Michael Köllner damals nach der Partie – und hofft, dass er nun als Cheftrainer der Schanzer mehr Glück gegen Illertissen haben wird. "Ein Finale hat immer einen besonderen Charakter. Wir wissen, dass wir das Spiel in den 90 Minuten für uns richten müssen", so Köllner am Donnerstag. Die gute Nachricht: Tobias Bech, der unter der Woche krankheitsbedingt kürzer treten musste, ist wieder fit und somit einsatzbereit.

   

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