Hollerbach über Bielefelds Fan-Krawalle: "Hatte Angst"
Für 20 Minuten musste das Hinspiel der Relegation zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und Arminia Bielefeld am Freitagabend wegen Fan-Krawallen im Gästeblock unterbrochen werden, zwischenzeitlich drohte gar ein Abbruch. Während Benedict Hollerbach offen zugab, Angst gehabt zu haben, hatte Arminia-Kapitän Fabian Klos zumindest teilweise Verständnis für die Reaktion der Fans.
"War extrem gefährlich"
Es waren hässliche Bilder, als unmittelbar nach dem 4:0 der Wiesbadener zahlreiche Raketen und Böller aus dem Gästeblock auf den Platz gefeuert wurden und Fans auf den Platz stürmen wollten. "Das hat mir ein sehr mulmiges Gefühl gemacht und habe ich in der Form auch noch nie erlebt", sagte ein sichtlich mitgenommener Benedict Hollerbach im "Sky"-Interview. Ein Böller sei zwei Meter neben ihm eingeschlagen. Es sei "Wahnsinn", dass Zuschauer "solche Kanonen" mit ins Stadion nehmen könnten. "Das war extrem gefährlich, ich hatte schon Angst." Der 22-Jährige forderte ein hartes Durchgreifen von Seiten der Verantwortlichen. "Ich finde, da müsste man klar eingreifen, dass so etwas auch nicht mehr passiert." Gegenüber intoleranten Fans dürfe man "nicht kulant" sein. "Der Fußball lebt von Fans, und ich finde es geil, dass die mit hierherkommen und ihr Team unterstützen, aber bei aller Liebe, das ist sehr gefährlich."
Auch Torhüter Florian Stritzel, der in der zweiten Halbzeit mit dem Rücken zum Gästeblock stand, fand im "Wiesbadener Kurier" deutliche Worte: "Klar, Emotionen kann ich verstehen. Aber das geht nicht, das ist ein No-Go." Unmittelbar, nachdem die ersten Böller auf den Platz geworfen wurden, hielt der Keeper sich das Ohr. "Die ersten beiden Dinger, die gekommen sind, da ist das Ohr kurz abgestürzt. Aber was willst du machen. Du musst halt weitermachen." Auch neben Arminias Athletiktrainer Niklas Klaasen explodierte ein Böller. Er trug offenbar ein "extremes Hörtrauma" davon, wie Chefcoach Uwe Koschinat berichtete.
Klos mit Teil-Verständnis
Sauer auf die Fans war Arminia-Kapitän Fabian Klos derweil nicht: "Sie reagieren auf das, was dieses sogenannte Team auf den Platz gebracht hat." Auch, wenn derartige Ausschreitungen "natürlich nicht passieren sollten". Als er während der Spielunterbrechung versuchte, die Anhänger zu beruhigen, hätten diese zugehört. "Sie waren sauer, aber auch verständnisvoll. Ich kann nicht sauer auf die Fans sein. Die mussten viel durchmachen." Als die Partie dann fortgesetzt werden konnte, hielten sich die Arminia-Fans zunächst zurück. "Dafür haben sie meinen Respekt." Ehe direkt nach Abpfiff erneut zahlreiche Feuerwerkskörper auf den Platz flogen.
Droht das Rückspiel am Dienstag nun vor leeren Rängen ausgetragen zu werden? Trainer Markus Kauczinski hofft, dass es nicht soweit kommt: "Ich will ein vernünftiges Fußballspiel, ich will Fans, ich will Stimmung." Ein Geisterspiel habe er schonmal erlebt. "Das brauche ich nicht nochmal." Angst ob der Szenen habe er nicht gehabt: "Wenn etwas auf den Platz geschossen wird, gehe ich eben rein." Wäre es am Freitagabend nach Wiederanpfiff zu weiteren Ausschreitungen gekommen, hätte Schiedsrichter Benjamin Brand abgebrochen. Das sei von den Unparteiischen "klar kommuniziert" worden, berichtete der SVWW-Coach. Wie die Arminia-Fans am kommenden Dienstag mit dem bevorstehenden Abstieg umgehen werden, wird sich zeigen. Zu hoffen ist nur, dass sich die Bilder von Freitagabend nicht wiederholen. Auf ihrer Homepage entschuldigten sich die Bielefelder für das Verhalten ihrer Fans.