Aue-Sportchef Heidrich: "Wollen in der Offensive aktiv werden"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Matthias Heidrich, Geschäftsführer Sport beim FC Erzgebirge Aue, über den vielsagenden letzten Spieltag in der 3. Liga, die Erwartungen an das Trainerteam um Pavel Dotchev, die zu schließende Lücke in der Offensive und die Ziele für die kommende Spielzeit.
"Den ganz großen Umbruch wird es daher nicht geben"
liga3-online.de: Eine Saison mit Höhen und Tiefen ist zu Ende gegangen. Wie blicken Sie auf die vergangene Spielzeit zurück, Herr Heidrich?
Matthias Heidrich: Ab dem Zeitpunkt, an dem ich die Tätigkeit beim FC Erzgebirge übernommen hatte, muss ich ein positives Fazit ziehen. Wenn man mit drei Punkten aus neun Spielen in eine Saison startet, hat man mit einer großen Hypothek zu kämpfen. Von daher hat es die Mannschaft letztlich gut gelöst. Rein aus meiner Perspektive fällt das Fazit positiv aus.
Der VfL Osnabrück, für den Sie zwischen 2007 und 2011 selbst am Ball gewesen sind, hat in einem Herzschlagfinale die mit zwei Toren in der Nachspielzeit den Aufstieg perfekt gemacht. Wie bewerten Sie den letzten Spieltag der Saison?
Ich freue mich für die Osnabrücker, weil noch eine große Verbundenheit zum Verein besteht. Das Spiel habe ich ein wenig auf dem Liveticker verfolgt. Als das 1:1 in der Nachspielzeit gefallen ist, dachte ich mir, dass es so ein typischer Osnabrück-Moment werden könnte. Und tatsächlich blinkte kurz darauf der zweite Treffer auf, sodass der Aufstieg tatsächlich besiegelt war. Die Konsequenz daraus war, dass andere Vereine letztlich leer ausgingen. Aus der Ferne betrachtet, ist diese Spannung für den neutralen Beobachter aber genau das, was den Fußball ausmacht. Es ist totaler Wahnsinn, dass nach 37 Spieltagen sechs Teams mehr oder weniger auf Augenhöhe waren. Das zeigt zum einen, wie eng es zugeht und zum anderen aber auch wie wenig planbar diese 3. Liga ist.
Mit Ihrem Bekenntnis zu Pavel Dotchev ist auch die Trainerfrage wohl endgültig geklärt. Dotchev hatte die Mannschaft erst im Dezember wieder übernommen und sie stabilisiert. Was erwarten Sie nun in der neuen Saison von ihm?
Ich erwarte vom gesamten Trainerteam, dass es die Mannschaft weiterentwickelt und auch formt. Das Team wird in vielen Teilen zusammenbleiben. Auslaufende Verträge mit Spielern, mit denen wir keine gemeinsame Zukunft gesehen haben, haben wir nicht ausgeweitet. Stattdessen sind wir in Gesprächen mit Jungs, die wir gerne behalten würden. Den ganz großen Umbruch, wie im vergangenen Sommer, wird es daher nicht geben. Am Ende geht es darum, eine homogene Einheit zu formen, die für den FC Erzgebirge spielt und kämpft. Darum ist es besonders zum Saisonbeginn wichtig, diesen Findungsprozess innerhalb der Mannschaft zu begleiten.
Wie viel Arbeit haben Sie auf dem Schreibtisch liegen?
Sehr viel. Aktuell liegt sie allerdings nicht mehr auf dem Schreibtisch, sondern mehr in E-Mail-Postfächern (lacht). Wie viele Neuzugänge es am Ende werden, ist schwer zu sagen. Das hängt vor allem davon ab, wie viele Verträge wir intern noch verlängern können. Also gibt es noch einige Themen zu erledigen. Aber wie schon bei der jüngsten Verlängerung mit Boris Tashchy wird es auch Schritt für Schritt weitergehen. Daraus wird resultieren, welche Möglichkeiten wir noch haben werden, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.
Bei einigen Spielern – unter anderem Sam Schreck und Erik Majetschak – laufen die Verträge aus. Eine Entscheidung über eine Ausweitung des Vertrages ist noch nicht gefallen. Wie ist der aktuelle Stand?
Aktuell ist es ruhig. Wir sind mit den Spielern in guten Gesprächen. Unsere Haltung ist dabei allerdings klar. Von daher gibt es derzeit keinen neuen Stand zu vermelden.
"Können jetzt nicht den Aufstieg das Ziel ausgeben"
Gibt es bestimmte Positionen, die Sie gerne neu besetzen möchten?
Wenn man auf die Abgänge von Dimitrij Nazarov und Antonio Jonjic schaut, dann wird schnell klar, dass uns in der nächsten Saison 15 Tore und 25 Scorerpunkte fehlen. Von daher richten wir den Blick vermehrt auf den offensiven Bereich. Fest steht aber auch, dass andere Spieler in gewisse Rollen hineinwachsen müssen, um Tore zu erzielen und Spiele zu gewinnen. Aber klar ist, dass wir in der Offensive aktiv werden wollen. In der Defensive sind wir aus meiner Sicht ordentlich aufgestellt. Ausgeschlossen sind Transfers aber auch dort nicht.
Mit dem 14. Rang dieser Saison kann der FC Erzgebirge sicherlich nicht zufrieden sein. Wie sieht die Zielsetzung für die kommende Spielzeit aus?
Erst einmal müssen wir schauen, wie sich der Kader letztlich zusammensetzen wird. Wir können jetzt nicht den Aufstieg das Ziel ausgeben. Dafür hat der letzte Spieltag gezeigt, wie unrund und schwer planbar die 3. Liga ist. Eine genauere Zielsetzung wird sich erst in den kommenden Wochen ergeben.
Zwischen Ihrem Ex-Klub FC Energie Cottbus, bei dem Sie mehrere Jahre Leiter der Nachwuchsabteilung waren, und der SpVgg Unterhaching wird noch ein Ticket für die 3. Liga ausgespielt. Ihr Sohn Finn spielt für die U17 der Lausitzer spielt. Drücken Sie daher Cottbus die Daumen?
Absolut! Neben Finn spielt auch mein zweiter Sohn Phil für die U15. Die ganze Familie ist in Cottbus. Daher drücke ich dem Klub die Daumen, dass er den Aufstieg schafft. Der FC Energie hat gegen den FC Rot-Weiß Erfurt vor 18.000 Fans und gegen den SV Babelsberg vor 12.000 Zuschauern gespielt. Neben dem regionalen Aspekt bringt Cottbus auch viele Fans mit, die in den letzten Jahren sicherlich viel miterleben mussten. Unabhängig von meinen Jungs, aber auch für meine Kinder, drücke ich dem Klub, in dem sie spielen, die Daumen, in der nächsten Saison drittklassig zu sein.
Wie sieht bislang die Planung auf die Vorbereitung aus?
Wir starten am 26. Juni wieder mit dem Training. In den kommenden Tagen haben die Jungs erst einmal komplett frei, sollen sich gut erholen und ein wenig den Kopf frei bekommen. Danach haben sie Trainingspläne mit auf den Weg bekommen, die sie abarbeiten müssen, damit wir zum Auftakt nicht bei null starten. Ein Trainingslager ist für Mitte Juli geplant. Nach aktuellem Stand wollen wir bis zum Saisonstart sieben Testspiele absolvieren. Diese sind final allerdings noch nicht alle terminiert. Ziel ist es, Anfang August mit dem 1. Spieltag stabil in die neue Saison zu starten.