Zwischenbilanz: So haben sich die Klubs bislang verstärkt
Auch wenn das Transferfenster noch mehr als zwei Monate auf Durchzug steht: Zurückgehalten hat sich die 3. Liga bei Spielerverpflichtungen in den vergangenen Tagen nicht. Hier ein Gerücht, dort eine Unterschrift – am Mittwochmorgen standen 126 Neuzugänge mehr als 240 Abgängen gegenüber. Was zeigt: Es wird noch viel passieren. liga3-online zieht eine Zwischenbilanz.
Die Transferkönige und die Bescheidenen
Wie so oft sind es die Absteiger, die die meisten Vertragsunterzeichnungen vermelden – weil sie es müssen. Beim SV Sandhausen und Jahn Regensburg blieb zumindest eine Rumpftruppe übrig, bei Arminia Bielefeld war es unter den Etablierten einzig Rekordtorjäger Fabian Klos, der sich vom Gang in die 3. Liga überzeugen ließ. Regensburg ist mit 14 Neuen der Primus, Sandhausen holte zehn Spieler und darunter so manchen Hochkaräter, Arminia steht bei neun Verpflichtungen. Gerade der DSC wird aber zeitnah noch nachlegen (müssen), denn elf Profis im Kader sind für den Trainingsauftakt doch ein eher dünne Grundlage. Auch der Hallesche FC tätigte schon neun Transfers, beim FC Ingolstadt sind es bis dato acht Neuankömmlinge.
Und wer hielt sich auffällig zurück? Die SpVgg Unterhaching kündigte bereits einen besonderen Weg an – und kann sich vorstellen, das Jahr nach dem Aufstieg komplett ohne externe Neuzugänge zu bestreiten. Bislang ist auch noch keiner verpflichtet worden. Beim MSV Duisburg sind es mit Thomas Pledl und Santiago Castaneda zumindest zwei Spieler, beim 1. FC Saarbrücken und Dynamo Dresden sind es bislang jeweils drei Neue, Viktoria Köln schlug viermal auf dem Transfermarkt zu.
Schillernde Namen im Anmarsch
Potenzielle Königstransfers? Haben wir schon Ende Juni so einige im Angebot. Allen voran in Sandhausen wurden plötzlich Goldadern entdeckt, sodass der Kader im Vergleich zur vergangenen Zweitliga-Saison gefühlt kaum an Niveau verliert. Rouwen Hennings will mit 35 Jahren noch einmal seinen Torinstinkt unter Beweis stellen, Alexander Mühling war lange Zeit Schlüsselspieler bei Holstein Kiel, auch Luca Zander kommt auf viel Zweitliga-Erfahrung. Die übrigen "Stars" verteilen sich und kommen zumeist aus der 2. Liga: Andreas Geipl (Regensburg), Bryan Henning (Köln), Lukas Fröde, Ryan Malone und Leon Guwara (alle Ingolstadt) zählen etwa dazu. Ein besonderes Augenmerk gilt zudem einem Altstar, der von einem Abstecher nach Indonesien zurückkehrt: Hanno Behrens dürfte für Aufsteiger VfB Lübeck Dreh- und Angelpunkt werden.
Schmerzhafte Verluste
Überraschend kam die Nachricht nicht mehr. Doch dass es den besten Torwart der 3. Liga, Daniel Batz vom 1. FC Saarbrücken, zum FSV Mainz 05 verschlägt, war ein Knaller. Toppen kann das nur der wohl lukrativste Verkauf des Sommers: 1860 München gab Abwehr-Megatalent Leandro Morgalla für 2,5 Millionen Euro an RB Salzburg ab. Andere Abgänge ziehen nicht ganz so helle Scheinwerfer auf sich, haben im vergangenen Jahren aber ebenso viel Freude bereitet: Niclas Thiede schafft es als Torwart von Verl ebenfalls in die Bundesliga (VfL Bochum), Tobias Bech (Aarhus) und Visar Musliu (Paderborn) verlassen Ingolstadt. Und Toptorjäger Ahmet Arslan schnürt die Schuhe nicht mehr für Dynamo, sondern nach Ablauf der Leihe künftig für den 1. FC Magdeburg.
Durch den Bielefelder Abstieg kursieren darüber hinaus manch besonders prominente Namen im Dunstkreis der 3. Liga, die aber gar nicht erst in Berührung mit dieser Spielklasse kamen: Robin Hack (Borussia Mönchengladbach), Masaya Okugawa (FC Augsburg), Bryan Lasme (Schalke 04) und Guilherme Ramos (Hamburger SV) haben den DSC nach dem Doppel-Abstieg den Rücken zugekehrt und haben teils eine erstklassige Zukunft vor sich. Bei Jahn Regensburg ist es Benedikt Gimber, der dank seines Wechsels nach Heidenheim gar in der Bundesliga unterkommt, beim SV Sandhausen darf sich David Kinsombi über die neue Aufgabe bei Zweitligst SC Paderborn freuen.
Drittliga-interne Aufstiege
Vom einen Drittligisten zum nächsten: Das kann a) mit einem persönlichen Aufstieg von den Ambitionen bis zum Verdienst einhergehen, b) mit einer Luftveränderung auf gleichwertigem Niveau oder c) mit einem leichten Abstieg, von dem man sich mehr Spielzeit erhofft. Wir schauen zunächst auf Kategorie A – wer hat innerhalb der 3. Liga die nächste Karrierestufe erklommen? Ganz klar: Tom Zimmerschied (vom HFC nach Dresden) zählt dazu, der variable Offensivspieler soll die SGD beim Unterfangen Aufstieg unterstützen. Bei Yannick Deichmann (von 1860 zu Ingolstadt) ist ein Gehaltsplus denkbar, ob der FCI die Ambitionen besser erfüllen kann als im Vorjahr, ist abzuwarten. Auch Patrick Sontheimer (von Köln nach Saarbrücken) dürfte die Perspektive auf die 2. Bundesliga im Saarland als höher einschätzen denn rechts des Rheins.
In Kategorie B fanden ebenso einige spannende Transfers statt. Thomas Pledl, der vom Waldhof nach Duisburg wechselte, wird sich dort nach dem Abgang von Moritz Stoppelkamp ebenso eine Schlüsselrolle erhoffen wie Marlon Frey, der von den Zebras zu den Löwen nach München-Giesing überwechselte. Und so geht das Spielchen weiter: Marcel Bär, Torschützenkönig der Saison 2021/22, zieht von 1860 weiter ins Erzgebirge, wo solch ein Goalgetter zuletzt bitter fehlte. Und Aue verlässt tor- und erfolglos Elias Huth – um vielleicht in Regensburg alte Kaltschnäuzigkeit wiederzufinden. Kurzum: Die Transfersaison bleibt kurzweilig, sie bleibt turbulent und hochspannend. Denn noch ist, den Sonderfall Unterhaching einmal ausgenommen, noch kein Kader komplett.