Was aus früheren Drittligisten geworden ist #4: Würzburg
Eine neue Spielzeit in der 3. Liga steht bevor. Mit dem SSV Ulm darf ein weiterer Verein erstmals in der eingleisigen dritthöchsten Spielklasse ran. Dadurch erstreckt sich das Teilnehmerfeld in der niedrigsten deutschen Profiliga auf mittlerweile 67 Teams. Während einige Klubs (Union Berlin, RB Leipzig) den ganz großen Sprung nach oben geschafft und sich in der Bundesliga etabliert haben, sind andere Teams von der ganz großen Bühne vorerst verschwunden. Auf diese Vereine blickt liga3-online.de in seiner Serie. Heute: Würzburger Kickers.
Direkten Wiederaufstieg verpasst – klappt es im zweiten Anlauf?
Es ist noch gar nicht allzu lange her, als sich die Würzburger Kickers nach zwei Abstiegen in Folge aus dem professionellen Fußball verabschiedeten. Erst vor knapp mehr als einem Jahr mussten die Würzburger den Gang in die Regionalliga Bayern antreten. Immerhin konnten die Kickers in der 4. Liga den freien Fall stoppen.
Für den Klub aus dem Norden Bayerns war die rasante Achterbahnfahrt allerdings nicht unbedingt ein neues Gefühl. Nach dem letzten Aufstieg aus der Regionalliga Bayern in die 3. Liga in der Saison 2014/2015 schafften die Rot-Weißen ein Jahr später prompt den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Erst in dieser Saison – also exakt sechs Jahre später – konnte die SV Elversberg den direkten Sprung hoch wiederholen. Außerdem vollbrachten auch für den heutigen Bundesligisten RB Leipzig (2013/2014) und aktuellen Zweitligisten SSV Jahn Regensburg (2016/2017) jeweils das "Kunststück" als Aufsteiger direkt wieder aufzusteigen. Zwar schaffte es auch die U 23 des FC Bayern München, sich in der Spielzeit 2019/2020 als Neuling in der 3. Liga zum Meister zu krönen, durfte als Zweitvertretung den Aufstieg aber nicht antreten.
Platz zwei hinter Unterhaching trotz besten Angriffs
Aber nun zurück zu den Kickers: Nach dem Gang in die Regionalliga waren die Ambitionen groß, so schnell wie möglich in den Profi-Fußball zurückzukehren. Den Aufstieg konnte die Mannschaft von Kickers-Trainer Marco Wildersinn, der die Unterfranken im Sommer nach dem Abstieg in der 4. Liga übernommen hatte, allerdings nicht realisieren. Am Ende hatten die Würzburger einen Rückstand von sechs Zählern auf Meister und Aufsteiger SpVgg Unterhaching. Und das, obwohl die Kickers zu den Ballermännern der Liga gehörten. Ganze 103 Tore erzielten die Rothosen in der abgelaufenen Spielzeit. Das ergibt einen Schnitt von 2,71 Toren pro Begegnung.
Gleich neunmal erzielte der Vizemeister der Bayern-Staffel mindestens fünf Tore in einer Partie. Allen voran stellte Angreifer Saliou Sané seine Fähigkeiten vor dem gegnerischen Kasten eindrucksvoll unter Beweis. In 36 Einsätzen markierte der 29-jährige Deutsch-Senegalese 21 Treffer, musste in der Torschützenliste aber Patrick Hobsch (27 Tore/SpVgg Unterhaching), Adam Jabiri (1. FC Schweinfurt) und Leonardo Vonic (beide 22/1. FC Nürnberg U 21) den Vortritt lassen. Dass die Würzburger Kickers eine erhöhte Torgefahr ausstrahlen, zeigt sich vor allem darin, dass sich gleich 19 verschieden Spieler in die Torschützenliste eintragen konnten.
Mit Sparkurs in die neue Saison
Nun will Würzburg im besten Fall einen neuen Anlauf starten, um die Bayern-Staffel der 4. Liga wieder zu verlassen. Wie schon in der Saison zuvor schweben aber weiterhin finanzielle Schwierigkeiten wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Noch zur Winterpause hatten die Kickers einen wirtschaftlichen Kollaps abwenden können, indem ein neuer Investor eingestiegen war. Um Kosten einsparen zu können, verzichten die Würzburger ab dieser Saison unter anderem darauf, ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) lizenziertes Leistungszentrum zu stellen.
Dass der Klub an der Grenze zu Baden-Württemberg den Gürtel in dieser Saison deutlich enger schnallen muss, zeigen auch die bisherigen Transferaktivitäten des Vereins. Nur rund zwei Wochen vor dem Ligastart am Freitag, 21. Juli, ab 18.30 Uhr gegen den Aufsteiger FC Memmingen, gab es auf Seiten der Würzburger mit Yannick Scholz (SV Wacker Burghausen) und Fabian Wessig (FC Augsburg U 23) lediglich zwei externe Zugänge. Dem gegenüber stehen allerdings zehn Abgänge, die Würzburg verkraften muss. Bleibt also abzuwarten, in welche Richtung die Würzburger Kickers in der kommenden Spielzeit blicken müssen.