Um den FSV zu retten: Zwickau-Fans starten Crowdfunding-Kampagne
Nach dem Abstieg aus der 3. Liga und der kurzfristigen Absage an einen Investor kämpft der FSV Zwickau ums Überleben. Über 750.000 Euro benötigen die Westsachsen, um kurzfristig Verbindlichkeiten bedienen zu können. Auch die Fans wollen ihren Teil dazu beitragen – und haben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
"Fußball gehört den Fans"
Die Kampagne läuft unter dem Motto "Fußball gehört den Fans" und soll Anhänger in ganz Deutschland ansprechen. "Das Netzwerk der Fankurven ist deutschland- und europaweit vorhanden und wurde von uns bereits in den letzten Wochen informiert", so Chris Bluhm, Mitorganisator der Kampagne und FSV-Vorsänger. Die FSV-Fans setzen vor allem auf zwei Faktoren: Die negativen Erfahrungen vielerorts mit Investoren im Fußball und die Fragilität des Systems 3. Liga bzw. des Fußballs im Allgemeinen.
"Wir wissen, dass in vielen Städten und Vereinen der Kampf gegen zu einflussreiche Sponsoren bereits gekämpft wurde, aktuell gekämpft wird oder möglicherweise vor der Tür steht. Fakt ist, dass das Thema vielerorts allgegenwärtig ist und das System Fußball, so wie es aktuell aufgebaut ist, für viele Vereine eine Einbahnstraße ist, ohne die Möglichkeit jemals anzukommen", so Bluhm. Auch beim FSV stand nach dem Abstieg ein türkischer Investor dem Einstieg, der die finanziellen Probleme der Westsachsen wohl auf einen Schlag behoben hätte. Doch in letzter Minute hatten sich die Verantwortlichen gegen den Verkauf von Anteilen entschieden.
Ziel: 500.000 Euro
Mit der Crowdfunding-Kampagne wollen die FSV-Fans nun ein bundeweites Exempel statuieren, dass es auch ohne Investoren geht. Die Aktion soll ein Symbol "für einen gesunden und ehrlichen Fußball mit stetem Blick auf die Basis" werden. Damit das gelingt, werden innerhalb der nächsten acht Wochen 500.000 Euro benötigt. Ein ambitioniertes Ziel, doch Bluhm zufolge sei die Bereitschaft für den FSV zu spenden auch außerhalb der Stadtgrenzen vorhanden. Als kleines Dankeschön dürfen sich die Spender viele verschiedene Fan-Artikel passend zum Kampagnennamen aussuchen – etwa T-Shirts, limitierte Biergläser, ein Training mit Chefcoach Rico Schmitt und eine Stadionführung mit FSV-Spielern. "Erreichen wir unser Ziel, spielen wir nächste Saison Regionalliga. Erreichen wir es nicht, droht die Löschung aus dem Vereinsregister", so Matthias Bley, Mitglied der Fanszene und FSV-Aufsichtsrat.
Den FSV in sieben Drittliga-Jahren auf gesunde Beine zu stellen, sei nicht gelungen, wie der neue Finanzvorstand des FSV, André Beuchold, einräumt: "Die 3. Liga war und ist wirtschaftlich aus eigener Kraft für unseren Verein nicht zu stemmen. Wir agieren mit 2,7 Millionen Euro an der Obergrenze der Sponsoreneinnahmen. Wir haben es mit ehrlicher Arbeit versucht – aber sind gescheitert. Vor allem gegen finanzstarke Konkurrenz, ehemalige Bundesligisten und Vereine aus wirtschafts- und strukturstarken Regionen." Selbst eine stete demütige Kaderplanung habe nicht ausgereicht, um nach den sieben Jahren nur mit geringen Schulden dazustehen. Die Aufarbeitung dauere immer noch an. Gelingt es nun mit der Hilfe von Fußball-Fans aus ganz Deutschland, den finanziellen Kollaps abzuwenden? Wenige Stunden nach Start der Kampagne am Montag waren immerhin schon rund 10.000 Euro zusammengekommen.