Saisonprognose #1: Haching, Ulm, Lübeck, Münster
Ab dem 4. August geht die 3. Liga in ihre 16. Saison. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg befürchten? Wer überrascht und wer enttäuscht? In fünf Teilen unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Den Auftakt machen die vier Aufsteiger.
Sportliche Lage: Allemal spannend ist das Konzept, mit dem die SpVgg Unterhaching in die 3. Liga geht: Trainer Sandro Wagner ist gegangen, Marc Unterberger übernimmt – obwohl er die nötige Lizenz nicht besitzt. Josef Welzmüller und Markus Schwabl, Sohn von Präsident Manfred Schwabl, werden als Spieler zugleich Managementfunktionen (Technischer Direktor und Sportdirektor) einnehmen. Das ist ein Novum. Dazu wird Haching auf dem Transfermarkt nur rudimentär aktiv werden, setzt auf eine, "überdurchschnittlich charakterstarke“ Mannschaft, so Manfred Schwabl. Schon finanziell soll die mit viel höherem Aufwand betriebene 3. Liga ein Wagnis sein. Mal gucken, wie konkurrenzfähig die SpVgg ist.
Transfers: Der Stichpunkt fällt denkbar kurz aus, es gibt schlicht keine neuen Spieler. Vielleicht kommen bis zum 1. September noch einige wenige, doch der Kader ist quantitativ inklusive vieler Nachwuchstalente schon üppig besetzt. Auf der anderen Seite sind gleich neun Spieler gegangen, darunter mit Niclas Anspach (Regensburg), Christoph Ehlich (Sandhausen) und David Pisot (Freiberg) drei Leistungsträger. Zudem hat sich Rekord-Torschütze Stephan Hain nach sieben Jahren verabschiedet. Ihn zieht es nach Neuseeland.
Vorbereitung: Gleich neun Testspiele haben die Hachinger bislang bestritten, wobei gegen unterklassige Gegner wie Erlbach (3:0) und Holzbach (7:2) überwiegend Nachwuchsspieler zum Einsatz kamen. Aussagekräftiger waren die Partien gegen den Schweizer Erstligisten FC Lugano (1:1), Hannover 96 (2:2) und 1860 München, das bei einem Blitzturnier am Samstag mit 1:0 besiegt wurde. Die einzige Niederlage gab es bislang gegen den 1. FC Nürnberg im Rahmen des Turniers (1:2).
Prognose: Im Wissen, dass Haching schon oft ein ganz unangenehmer Gegner war, setzen wir die Spielvereinigung dennoch nach ganz unten. Denn vieles ist noch unwägbar, und die jungen Spieler werden noch eine Menge dazulernen. Platz 16 bis 20.
Sportliche Lage: Die Spatzen sind zurück auf der großen Bühne und erstmals in der eingleisigen 3. Liga vertreten. Von daher: Herzlich Willkommen, liebe Ulmer! Selbstverständlich ist die Euphorie an der Donau mächtig, auch wenn die Konkurrenzfähigkeit etwas ungewisser ist als bei anderen Aufsteigern. Klar ist: Wer in der starken Regionalliga Südwest aufsteigt, der etabliert sich danach meistens – siehe Saarbrücken, Waldhof, Elversberg. Vor allem die starke Defensive, die einem Aufsteiger in der Startphase gut tut, wird ein Faktor werden, während die Abteilung Angriff künftig deutlich variabler und effektiver werden muss. Die Fans haben Lust: So waren die ersten 1.000 Dauerkarten binnen weniger Tage vergriffen.
Transfers: Kein Leistungsträger ist gegangen, dafür gab es spannende Spieler dazu: Felix Higl kehrt von Aufsteiger Osnabrück zurück, Leo Scienza (Magdeburg) und Lenn Jastremski (Aue) haben offensiv viel Potenzial, aber ein enttäuschendes Jahr hinter sich. Einige interessante Regionalliga-Aktien hat sich der SSV eingesteckt (Max Brandt/ZM, Julian Kudala/RM), Sascha Risch kommt als Linksverteidiger aus Meppen. Sie dürften die homogene Mannschaft qualitativ ein Stück höher hieven.
Vorbereitung: Nur viermal waren die Spatzen bislang in Testspielen aktiv – und damit so selten wie kein anderer Klub. Auf ein 2:1 gegen die Würzburger Kickers und ein 2:0 gegen den österreichischen Zweitliga-Aufsteige Schwarz-Weiß Bregenz folgte ein deutliches 8:0 beim VfR Aalen. Gegen die U23 von Eintracht Frankfurt kam der Aufsteiger am Sonntag nicht über ein 0:0 hinaus. Als Generalprobe dient am kommenden Sonntag das Landespokal-Spiel bei Sechstligist TSV Berg.
Prognose: Ein schwer berechenbarer Neuling, dieser SSV Ulm. Aber er wird zunächst im unteren Drittel verortet. Platz 15 bis 20.
Sportliche Lage: Dem VfB ist es nur zu gönnen, zurück in der 3. Liga zu sein. Denn das erste Jahr in dieser Spielklasse, in die Lübeck schon 2020 aufgestiegen war, endete nicht nur im direkten Wiederabstieg, sondern fand aufgrund der Corona-Pandemie fast ausschließlich ohne Zuschauer statt. Umso mehr fiebern die Norddeutschen dem Auftakt an der Lohmühle entgegen, was sich auch an der Anzahl der verkauften Dauerkarten zeigt. Über 1.900 Jahreskarten hat der VfB bereits abgesetzt, es winkt ein Vereinsrekord. Anführer der Truppe ist ein langjähriger Rostocker: Tommy Grupe leitete die Lübecker als robuster Innenverteidiger an, letztlich gelang der Aufstieg aber auch, weil in der Regionalliga Nord kaum ein Konkurrent die Lizenz beantragte. Die Grün-Weißen erwartet nun ordentlich Reisestress: Jede Auswärtsreise führt mindestens 300 Kilometer in die Ferne.
Transfers: Hanno Behrens! Mit dieser Verpflichtung eines weiteren Ex-Hansa-Spielers sorgte Lübeck für Aufsehen. Zuletzt in Indonesien, soll der 33-Jährige als Dirigent im Mittelfeld unter Beweis stellen, in der 3. Liga noch zur Spitzenware zu gehören. Zurückgekehrt ist Stürmer Cyrill Akono aus Dortmund, auch sonst wurde auf höherklassige Erfahrung geachtet: Philipp Klewin, Sören Reddemann, Jan-Marc Schneider und Ulrich Taffertshofer erfüllen dieses Kriterium. Hinzukommen die Talente Leon Sommer, Robin Velasco und Gavin Didzilatis.
Vorbereitung: Nachdem der VfB zu Beginn der Vorbereitung ein Turnier mit dem dänischen Drittligisten Nyköbing FC (2:0), dem Oberligisten SV Eichede (1:1) und Stadtrivale 1. FC Phönix Lübeck (Regionalliga / 4:2) gewinnen konnte, setzte es gegen den BFC Dynamo aus der 4. Liga (1:2) und den dänischen Erstliga-Absteiger Aalborg BK (1:4) zwei Niederlagen. Im Landespokal-Spiel bei Sechstligist Eutin 08 gab sich der VfB am Samstag keine Blöße und siegte mit 7:0.
Prognose: Ähnlich wie Ulm muss sich der VfB Lübeck zunächst mit einer bescheidenen Prognose anfreunden. Um dann vielleicht zu überraschen? Platz 15 bis 19.
Sportliche Lage: Drei lange Jahre blieb Münster von der Drittliga-Karte abstinent. Jetzt kommt der Verein nach einem souveränen Aufstieg mit viel Wucht und Euphorie zurück, will sich langfristig in der 3. Liga etablieren. Dazu wurde im Umfeld gearbeitet, zwei neue Trainingsplätze sind geschaffen und erste Maßnahmen für den ersehnten Stadionumbau eingeleitet, der aber erst 2027 abgeschlossen sein soll. So bleibt das Preußenstadion noch aus der Zeit gefallen und mit 12.000 Plätzen Kapazität dazu ziemlich eng: Hält der SCP den Schnitt aus dem Vorjahr (8.800), wird es bereits schön kuschelig an der Hammer Straße. Dass Routinier Dennis Grote nach seinem Kreuzbandriss zunächst einen der Zuschauerplätze einnehmen wird, schmerzt sehr.
Transfers: Das Gerüst steht aus dem Aufstiegsjahr, allerdings mussten die Preußen zwei Schlüsselfiguren abgeben: Henok Teklab wirbelt nun bei St. Gilloise in Belgien, Mittelfeldchef Nicolai Remberg bei Holstein Kiel. Neu dabei: Rico Preißinger (Ingolstadt), Malik Batmaz (Karlsruhe), Sebastian Mrowca (Wehen Wiesbaden) und Dominik Schad (1. FC Kaiserslautern), dazu Joel Grodowski als Rückkehrer vom SC Verl. Spannende Aktien werden Daniel Kyerewaa und Luca Bazzoli, die mit viel Potenzial aus der Regionalliga kommen. Insgesamt wurde das Team etwas verjüngt, was auch nötig war. Mit Johannes Schenk vom FC Bayern München wird noch ein weiterer Torhüter kommen.
Vorbereitung: Auf einen 18:0-Kantersieg bei Rot-Weiß Damme folgte eine 3:4-Niederlage gegen den SC Paderborn. In den Duellen gegen Eintracht Braunschweig (3:1) und den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo (4:2) ließen die Adlerträger dann aufhorchen, auch die Viertligisten FC Gütersloh (4:1) und Borussia Mönchengladbach II (2:1) bezwang der SCP. Zum Abschluss wartet am Freitagabend mit Offenbach ein weiterer Klub aus der Regionalliga.
Prognose: Bei den Buchmachern wird Münster als stärkster Aufsteiger gehandelt. Sinnvolle Transfers und eine erfahrene Mannschaft mit Spielern wie Maximilian Schulze Niehues, Andrew Wooten, Gerrit Wegkamp und Sebastian Mrowca tragen dazu bei, dass der Sprung ins Mittelfeld möglich scheint. Platz 11 bis 14.