Die Drittligisten im DFB-Pokal: So stehen die Chancen

Zehn Klubs aus der 3. Liga nehmen in der Saison 2023/24 am DFB-Pokal teil. Neun davon kämpfen an diesem Wochenende um den Einzug in die zweite Runde und um Mehreinnahmen von über 400.000 Euro. Einzig Preußen Münster trägt das Spiel gegen den FC Bayern supercup-bedingt erst Ende September aus. Die übrigen Erstrunden-Teilnehmer unterzieht liga3-online.de einem Check und klärt, wie groß die Chance auf eine Überraschung ist.

Ein starker Drittligist trifft auf einen starken Zweitligisten, diese Konstellation hat in der Vergangenheit schon oft für furiose und richtig gut anzuschauende Spiele gesorgt. Karlsruhe kommt mit seinem Prunk-Mittelfeld um Lars Stindl und Marvin Wanitzek, ist in den übrigen Mannschaftsteilen aber schwächer besetzt. Der FCS punktet mit seiner Erfahrung und wird den ausverkauften Ludwigspark in seinem Rücken wissen. 2020 ging es bis ins Halbfinale, es war zugleich die bis dato letzte Teilnahme der Saarbrücker. Geht es nun wieder soweit? Zumindest die zweite Runde ist greifbar.

Chance aufs Weiterkommen: 40 Prozent

 

Einst zerlegten Hannovers Fans beim Aufstieg in die Bundesliga das Hardtwaldstadion, jetzt werden aus langjährigen Ligakonkurrenten Pokalgegner. 96 ist mit zwei Remis in die zweite Liga gestartet, erweckt derzeit nur den Eindruck, ein gutes Mittelfeldteam zu sein. Allerdings passen beim SVS viele Abläufe noch längst nicht optimal, beim 0:0 in Lübeck schaffte die top-besetzte Offensive noch kein Tor. Und doch sind die Klubs nicht weit auseinander. Wenn Franck Evina und Sebastian Stolze auf ihren ehemaligen Arbeitgeber aus Niedersachsen treffen, ist der Coup durchaus realistisch.

Chance aufs Weiterkommen: 35 Prozent

 

In den vergangenen fünf Anläufen ging es für Viktoria Köln nie über das Erstrundenspiel hinaus, zuletzt war das Pokalmatch gegen den FC Bayern (0:5) vor 50.000 Zuschauern im großen Kölner Bundesligastadion aber eine Erlebnis, an das sich viele Spieler ihr Leben lang erinnern werden. Nun also Bremen, ein Bundesligist, der nach schwacher Rückrunde durchaus mit leichten Sorgenfalten in die neue Saison geht. Im Pokal ist der SVW eine Wundertüte, zweimal ging es ins Halbfinale (2019 und 2021), mancher Drittligist wie Lotte, Münster und Saarbrücken schaffte auch schon die Überraschung. Schwieriger als ein Zweitligist wird die Aufgabe Werder aber sein.

Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent

 

Bielefeld gegen Bochum, das war vor zwei Jahren noch ein Bundesliga-Westschlager. Doch während sich die einen auf dem hohen Niveau hielten, stürzten die anderen bitter ab – und müssen erst noch nachweisen, dass der Tiefpunkt überschritten worden ist. Die Arminia schaffte als Drittligist 2014/15 den grandiosen Erfolg, ins Halbfinale vorzuziehen, der VfL kann immerhin drei Jahre in Serie vorweisen, in denen er mindestens im Achtelfinale stand. Bochums Trainer Thomas Letsch sucht noch die passende Formation, sein Gegenüber Mitch Kniat sieht sein völlig neues Team langsam zusammenwachsen. Beide werden nicht in Bestform sein. Aber die Ostwestfalen sind nicht chancenlos.

Chance aufs Weiterkommen: 30 Prozent

 

Halle und Sreto Ristic können sich freuen: Statistisch gesehen gibt es keinen dankbareren Erstrundengegner als die SpVgg Greuther Fürth. Sie hat in den vergangenen fünf Pokalsaisons viermal gar nicht erst die zweite Runde erreicht, zuletzt jubelten erst Viertligist Babelsberg und dann der damalige Fünftligist (!) Stuttgarter Kickers. Doch der furiose Saisonstart mit dem 5:0 über den SC Paderborn hat das Potenzial der Mannschaft von Alexander Zorniger gezeigt. Der HFC würde nach vier Jahren ohne Pokalteilnahme gerne mal wieder ein Zeichen setzen und wartet noch darauf, erstmals ins Achtelfinale einzuziehen. Die Stimmung ist nach dem 2:1-Erfolg beim Auftakt gegen Essen gut.

Chance aufs Weiterkommen: 35 Prozent

 

Es wird kaum einen Drittligisten geben, für den der HSV nicht ein Traumlos darstellt. Das Stadion wird unter Garantie voll, und eine Wundertüte sind die Nordlichter ja irgendwie auch stetig. 2019 und 2022 schaffte es Hamburg als Zweitligist ins Halbfinale, in Dresden, Osnabrück und Jena erinnert man sich dagegen an rauschende Erstrunden-Feste mit teils deutlichen Siegen. RWE hat einzig das Problem, dass die Vorbereitung nicht gut lief, der Druck auf Trainer Christoph Dabrowski konstant hoch scheint und auch der Auftakt in Halle (1:2) verloren ging, wenn auch inklusiver guter Ansätze. Hamburg wirkt der Rolle als Topfavorit eine Etage höher gerecht. Aber das späte 2:2 in Karlsruhe zeigte zuletzt, dass ein Wackler immer möglich ist.

Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent

 

Ein hübsches bayrisches Duell ist dem Lostopf da entwichen. Bis auf wenige Restkarten ist der Sportpark zu Unterhaching mit seinen 15.000 Plätzen ausverkauft – längst keine Selbstverständlichkeit südlich von München. Ebenso wenig, dass sich mehr als 3.500 Augsburger Fans in einem Gästeblock versammeln. Grandiose Voraussetzungen für ein Spiel, das vom FCA höchste Aufmerksamkeit erfordert: Haching wirkte am ersten Spieltag (wenig überraschend) prima eingespielt, ärgerte so bereits Jahn Regensburg. Augsburg ist seit 2019 nicht mehr über die 2. Runde hinausgekommen und kennt das frühe Aus bei Drittligisten (Verl, Magdeburg). Stimmt die Tagesform nicht, werden Hachings junge Wilde ihre Chance wittern.

Chance aufs Weiterkommen: 25 Prozent

 

Zugegeben: Selten hatte das Drittliga-Starterfeld solch sportlich dankbare Lose erhalten – von Preußen Münster mal abgesehen. Aufsteiger Lübeck hat es da noch überdurchschnittlich schwer getroffen. Oder? Nun: Hoffenheim vereitelte den Abstieg zuletzt nur mit Mühe. Die TSG bedient sich bei Transfers dazu zunehmend in kleineren Regalen, ihr Stern sinkt allmählich. Trotzdem hat sie sieben Jahre lang nicht in der Auftaktrunde den Abflug gemacht. Der VfB um Coach Lukas Pfeiffer räumte im Vorjahr Hansa Rostock aus dem Weg. Jetzt wird’s schwieriger – aber nicht unmöglich.

Chance aufs Weiterkommen: 15 Prozent

 

Sechs ausnahmslos enge Duelle haben sich Regensburg und Magdeburg in den vergangenen Jahren in der 2. und 3. Liga geliefert, im Pokal haben die Donau- und die Elbestädter noch nie die Klingen gekreuzt. Alexander Bittroff wechselte im Sommer die Seiten und wird sich besonders aufs Wiedersehen freuen, zumal der FCM als Favorit in der Vergangenheit nicht immer überzeugte. Andererseits sind ja immer noch einige Akteure wie Baris Atik aus der Saison 2021/22 übrig, als Magdeburg die 3. Liga dominierte wie selten ein Klub zuvor. Wie gut kann Joe Enochs seine Spieler auf den hochanspruchsvollen Fußball von Christian Titz einstellen? Eine Schlüsselfrage auf dem Weg zur denkbaren Überraschung.

Chance aufs Weiterkommen: 30 Prozent

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button