Kaderanalyse: MSV belebt die Offensive – Fans trotzdem in Sorge

17 Tage vor Transferschluss hat der MSV Duisburg seine Kaderplanung vorerst abgeschlossen. Mancher Fan der Zebras wäre gerne noch etwas schneller gewesen, mit der Verpflichtung von Alexander Esswein herrscht nun aber Gewissheit, dass Cheftrainer Torsten Ziegner mit sechs Zugängen in die Saison geht. liga3-online.de analysiert den Kader:

Die Ausgangslage

Topscorer Moritz Stoppelkamp? Weg. Nachwuchstalent Julian Hettwer? Weg. Solide Malocher wie Marlon Frey oder Leroy Kwadwo? Weg. So mancher, der es mit dem MSV Duisburg hält, hätte sich die Abgangsseite bei den Zebras in diesem Sommer etwas anders vorgestellt. Umso gespannter warteten die Zebra-Fans, was sich bei den Zugängen für diese Saison ergibt. Zumal zwei Faktoren in diese Ungeduld einspielen – zum einen die sportliche Krise der letzten Jahre, zum anderen die Vision eines Aufstiegs 2025. Da muss Verstärkung her. Und dann ist da natürlich noch ein Schuss Ruhrpott-Mentalität drin, die manchmal eine etwas ausgeprägtere Erwartungshaltung verspricht. Nicht nur an der Wedau.

Cheftrainer Torsten Ziegner und Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp schienen sich in dieser Sommer-Transferphase bei einigen Aussagen nicht immer einig zu sein, denn manches Mal schob der eine dem anderen den Ball zu und erhöhte somit auch intern etwas Druck auf die Kaderplanung. Dazu kam der Lizenzbescheid erst spät. Was für manchen Fan insgesamt widersprüchlich wirkte, verfolgte aber – wie schon in der Vorsaison bei der Defensive – ein gemeinsames Ziel: die Verstärkung der Offensive. Und so haben sich sechs Transfers ergeben. Aber der Reihe nach.

Tor, Abwehr & Mittelfeld

Im Tor deutete zunächst alles auf eine Verlängerung von Ersatztorwart Lukas Raeder hin, sodass der zweifache Deutsche Meister und Champions League-Sieger lange Zeit nicht offiziell verabschiedet wurde. Als sich jedoch die Möglichkeit auftat, dass der MSV mit Dennis Smarsch einen jüngeren Keeper verpflichten konnte, der den Druck auf Stammtorhüter Vincent Müller weiter erhöht, schlugen die Zebras zu. Auf der Torwartposition hat sich der MSV klar verbessert, weil nun zwei Keeper auf Augenhöhe miteinander streiten. Und viele Fans hätten auch Max Braune schon mindestens die Rolle als Herausforderer schon zugetraut. Eine Luxussituation.

In der Abwehr tat sich hingegen nicht viel – obwohl mit Leroy Kwadwo und Vincent Gembalies zwei Innenverteidiger gingen. Auch Marvin Ajani, der als rechter Verteidiger aushelfen konnte, ist nicht mehr an Bord. Aber: Auf die Defensive hatte sich der MSV schon in der vergangenen Saison fokussiert, sodass die Abwehrreihe weitestgehend aus den Trumpfkarten der vorherigen Planung besteht. Hier kann man den Duisburgern keinen Vorwurf machen – denn den Spielern, die man letztes Jahr mit großem Vertrauen geholt hat, jetzt wieder neue Akteure vor die Nase zu setzen, hätte wohl wenig zum guten Arbeitsklima beigetragen. Keine Verschlechterung der Situation, aber eine dünne Besetzung.

Im Mittelfeld ist noch weniger passiert, weil schon ausreichend Personal vorhanden war, sodass lediglich Santiago Castaneda als weitere Option hinzugekommen ist. Der junge US-Amerikaner lieferte eine Vorbereitung ab, bei der viele Fans die Hoffnung hegen, dass sich der 18-Jährige zu einem Überraschungs-Coup entwickelt. Darüber hinaus wird Michelbrink, Anhari und Bakir der nächste Schritt zugetraut – und der Abgang von Frey damit kompensiert. Ein Plan, der aufgehen kann.

Die Offensive

Hier wollten Ziegner und Heskamp in diesem Sommer anpacken – und haben mit Alexander Esswein den vierten Neuzugang für die Angriffsreihe vorgestellt. Dazu noch Thomas Pledl und Pascal Köpke, was ein Trio mit sehr vielen nennenswerten höherklassigen Errungenschaften ergibt. Immerhin kommen so 219 Erst- und 352 Zweitliga-Einsätze zusammen. Dazu wurde mit Robin Müller ein junger Wilder von der U23-Mannschaft vom FC St. Pauli als flexible Option verpflichtet. Drei Spieler gingen, vier Akteure kamen – sowohl in der Anzahl, als auch in der Qualität, hat sich der MSV breiter aufgestellt.

Allerdings trübte das Verletzungspech die Euphorie der MSV-Anhänger. Beispielsweise Köpke, der sich am ersten Tag im Trainingslager verletzte, gilt bei vielen Fans als Spiel mit dem Feuer. Gleiches munkelt man bei Benjamin Girth, der zwar kein Neuzugang ist, aber nach seiner Vertragsverlängerung ebenfalls verletzungsbedingt mehrere Wochen pausierte. Jetzt fällt Niklas Kölle monatelang aus. Trotzdem: Auch, wenn die Abgänge von Identifikationsfiguren wie Stoppelkamp oder Hettwer schmerzen, dazu einige ihrer Scorerpunkte erst einmal nachzuweisen sind, hat sich die Situation insgesamt flexibler gestaltet und wird die Zebras langfristig voranbringen.

Das Fazit

Es sind nicht die einzelnen Personalien, die den Anhängern des MSV Duisburg Angst machen. Es ist die Sorge vor Verletzungen, sportlichen Krisen und mangelnden finanziellen Mitteln, die manche Ungeduld genährt hat. Denn von diesen drei Punkten blieb der MSV in der jüngeren Vergangenheit oft nicht verschont. Manche Themen wirken auch permanent ein. Der Kader, wie er in diesem Sommer mit Bedacht zusammengestellt wurde, kann aber qualitativ für bessere Zeiten sorgen. Hätte die Kommunikation an gewissen Stellen vielleicht etwas souveräner gewirkt, dann wäre an der Wedau wohl sogar (vorsichtiger) Optimismus entstanden. Denn auch das gehört zur Ruhrpott-Mentalität: die Fans stehen immer hinter ihrem Verein.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button