"Macht das Spiel kaputt": Rasen-Ärger bei Rot-Weiss Essen
Auch gegen Erzgebirge Aue konnte Rot-Weiss Essen am Sonntagabend nicht den ersten Saisonsieg (1:1) feiern und wartet damit weiter auf den ersten Heimsieg seit April. Das große Gesprächsthema nach der Partie war allerdings der Rasen.
Verletzte auf beiden Seiten
Rein äußerlich sah er wie ein Teppich aus, der Rasen im Stadion an der Hafenstraße. Doch schon nach den ersten Minuten zeigte sich: Das war er wahrlich nicht, immer wieder lösten sich größere Stücke. Dabei war der Rasen erst in der Sommerpause neu verlegt worden. Auf Rollrasen setzte RWE dabei jedoch nicht, sondern säte den Rasen ein. An vielen Stellen ist er allerdings noch nicht richtig zusammengewachsen. RWE-Kapitän Felix Bastians und Aues Linus Rosenlöcher bekamen das am eigenen Leib zu spüren, verletzte sich am Rasen und konnten nicht mehr weitermachen. Während Bastians, der bei seiner Auswechslung gut sichtbar über den Rasen schimpfte, ein Ziehen im Adduktorenbereich gespürt habe, wie Trainer Christoph Dabrowski auf der Pressekonferenz nach der Partie berichtete, blieb Rosenlöcher im Rasen hängen. Ihm droht nun womöglich eine längere Pause.
Kritik am Rasen wollte FCE-Coach Pavel Dotchev mit dem Verweis darauf, dass ihm das nicht zustehe, zwar nicht äußern, hielt aber dennoch fest: "Der Rasen war mehr Schein als Sein und nicht so, dass man befreit aufspielen kann. Dass sich Spieler dadurch verletzen, macht das Spiel kaputt." Dabrowski gab sich diplomatisch und betonte: "Ich denke, unsere Verantwortlichen haben das im Blick und werden Lösungen finden." Die Greenkeeper nahm der 45-Jährige in Schutz: "Sie machen einen hervorragenden Job, können die Natur aber nicht überlisten." In dieser Woche soll das Thema Rasen innerhalb des Vereins auf den Prüfstand kommen, wie Vorstandschef Marcus Uhlig in der Halbzeitpause bei "MagentaSport" ankündigte: "Wir müssen darüber reden und uns das genauer anschauen."
"Da muss man einfach eine gelbe Karte riskieren"
Als Ausrede oder Alibi wollte Dabrowski den Platz für den verpassten Sieg unterdessen nicht nutzen. Vielmehr ärgerte er sich über das Abwehrverhalten beim Gegentor, als Aues Omar Sijaric nicht gestoppt wurde und schließlich perfekt für Torschütze Sean Seitz auflegen konnte. "Spätestens Vinko (Sapina, d. Red.) muss das taktische Foul ziehen. Dann muss man einfach eine gelbe Karte riskieren und den Angriff mit aller Macht verhindern. So hat uns das Gegentor um den Lohn gebracht." Immerhin: Beeindrucken vom Gegentreffer ließen sich die Essener nicht, sondern schlugen nur knapp zehn Minuten später durch Torben Müsel zurück. Für mehr reichte es jedoch nicht, was den RWE-Coach dazu veranlasste, den Finger in die Wunde zu legen: "Wir hatten viele Gelegenheiten, um das Spiel schon in der ersten Halbzeit komplett zu drehen. Es geht jetzt darum, aus der Dominanz mehr in die Abschlüsse zu kommen."
Was der 45-Jährige dagegen positiv hervorhob, war die Einstellung seiner Spieler: "Man hat gesehen, dass wir alles versucht haben. Die Mannschaft hat maximal investiert und ist sehr lebendig." Das honorierten auch die Fans nach Spielende und empfingen die Spieler mit Applaus vor der Kurve. Insgesamt sieht Dabrowski sein Team auf einem "sehr guten Weg". Sein Credo: "Wenn wir uns mit Zählbarem belohnen, dann werden wir auch Spiele gewinnen." Die nächste Chance darauf gibt es schon am Mittwoch beim Auswärtsspiel in Köln. Einfach wird die Aufgabe bei der Viktoria aber nicht, haben die Höhenberger ihre beiden Partien doch gewonnen und Werder Bremen aus dem Pokal befördert. Ob Bastians dabei sein wird, ist noch offen.