Seitz im Interview: "Die Fans im Erzgebirge leben Fußball"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Sean Seitz, Sommer-Zugang beim FC Erzgebirge Aue, über seinen Traumstart in der 3. Liga, die Unterschiede im Vergleich zur Regionalliga Südwest, seine Eindrücke von Trainer Pavel Dotchev und seinen Umweg über die 4. Liga.
"Hat mir imponiert"
liga3-online.de: Zwei Tore in den allerersten Drittliga-Einsätzen. Wahrlich ein Traumstart, oder Herr Seitz?
Sean Seitz: Es ist auf jeden Fall ein gelungener Start. Meine persönlichen Leistungen sind allerdings zweitrangig. Was zählt, ist die Teamleistung. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir keine großen Gedanken gemacht, wie mein Auftakt in Aue laufen würde. Viel mehr habe ich versucht, den Fokus immer auf das nächste Spiel zu richten.
Welche Unterschiede haben Sie im Vergleich zur Regionalliga Südwest ausgemacht?
Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass es in der 3. Liga noch einmal deutlich schneller zugeht als noch in der Südwest-Staffel. Hinzu kommt, dass Fehler eiskalt bestraft werden. An das neue Tempo muss ich mich auch erst einmal gewöhnen. In der Vorbereitung habe ich bereits eine erste Duftmarke erhalten, was mich erwartet. Wir haben – besonders im taktischen Bereich und in puncto Spielaufbau – sehr gut gearbeitet. Das zahlt sich nun aus.
Mussten Sie überhaupt überlegen, als die Anfrage aus Aue kam?
Auch in der Regionalliga Südwest habe ich die 3. Liga verfolgt. Vor allem nach den Gesprächen mit Matthias Heidrich und Pavel Dotchev hatte ich ein gutes Gefühl. Das Gesamtpaket mit dem Umfeld und den eigenen Anhängern hat mich von einem Wechsel nach Aue überzeugt. Die Fans hier leben Fußball. In den ersten Partien vor heimischer Kulisse habe ich nun auch erlebt, was hier im Erzgebirge los ist. Aber auch die Art und Weise, wie Pavel Dotchev Fußball spielen lässt, hat mir imponiert.
Nicht nur für Sie persönlich, sondern auch für den FC Erzgebirge läuft es aktuell sehr gut. Was sind die Gründe?
Ich denke, dass unsere mannschaftliche Geschlossenheit derzeit der Hauptgrund für die guten Leistungen ist. Jeder ist für den anderen da. Während der Vorbereitung haben wir die eine oder andere Teambuilding-Maßnahme vollzogen. Dass es so gut harmoniert, merkt man nun auf dem Platz. Ich musss gestehen, dass zu Beginn in den ersten Trainingseinheiten etwas Nervosität dabei gewesen ist, sodass ich mich langsam herangetastet habe. Die Truppe hat mich aber von Beginn an hervorragend aufgenommen.
Träume von der Bundesliga
Am Samstag (16.30 Uhr) sind Sie beim TSV 1860 München, der zuletzt zwei Niederlagen am Stück kassiert hat, zu Gast. Worauf wird es ankommen, dass der FC Erzgebirge seine Serie ohne Niederlage ausbauen kann?
Uns steht ein schwieriges Spiel bevor. Nach zwei Niederlagen am Stück wird 1860 alles geben, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Ich bin mir sicher, dass die Löwen auch den eigenen Fans etwas zurückgeben möchte. Dennoch wollen auch wir uns beweisen. Wenn wir so auftreten wie in den zurückliegenden Wochen, dann sind wir durchaus in der Lage, auch in München zu bestehen. Wichtig ist, dass wir einmal mehr eine gute Teamleistung abliefern.
In der vergangenen Saison – damals noch ohne Sean Seitz – hatte Trainer Pavel Dotchev den FC Erzgebirge auf einem Abstiegsplatz übernommen und souverän zum Klassenverbleib geführt. Nun mischt Aue wieder ganz oben mit. Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom Coach?
Pavel Dotchev ist ein Trainertyp, der jedes Spiel unbedingt gewinnen möchte. Er ist in der Lage, von jedem einzelnen Spieler das Beste herauszukitzeln. Seine langjährige Erfahrung an der Seitenlinie kann er sehr gut in den Trainingseinheiten einbringen.
Sie sind in der viele Jahre in der Nachwuchsabteilung der TSG Hoffenheim ausgebildet worden, mussten dann Den Umweg über die Regionalliga Südwest beim VfR Aalen gehen. Wie sehr hat Ihnen genau dieser Schritt geholfen?
In den letzten beiden Spielzeiten in der Nachwuchsabteilung bei der TSG wurden wir aufgrund der Corona-Pandemie stark ausgebremst, sodass ich dann Schritt zum VfR Aalen gewagt habe. Rückblickend betrachtet war es genau der richtige Schritt. Aber auch privat habe ich einiges dafür getan, mir meinen Wunsch vom Profifußball zur erfüllen. Unter anderem halte ich mich mit einem persönlichen Fitness-Trainer auch abseits des Platzes fit.
Sie stehen mit 21 Jahren noch am Anfang Ihrer Laufbahn. Wo sehen Sie sich in einigen Jahren?
Jeder Fußballer träumt davon, eines Tages in der Bundesliga zu spielen – so auch ich. Ich weiß aber auch, dass ich dafür jeden Tag hart arbeiten muss. Ich bin mir sicher, dass sich genau dieser Fleiß irgendwann auszahlen wird. Wichtig ist jetzt aber erst einmal, dass wir diese Saison erfolgreich absolvieren. Unser Ziel ist es, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Dafür müssen wir jetzt so viele Punkte wie möglich sammeln.