"Die Lage ist ernst": Heskamp schlägt nach Fehlstart Alarm
Sieglos und Vorletzter: Der MSV Duisburg hat einen klassischen Fehlstart hingelegt. In einem Interview mit der "WAZ" schlägt Sportchef Ralf Heskamp Alarm, blickt aber dennoch optimistisch auf die kommenden Wochen.
"Wir sind nicht zufrieden. Absolut nicht"
Nein, Heskamp versucht erst gar nicht, die aktuelle Lage mit nur drei Punkten aus fünf Spielen schönzureden: "Wir sind nicht zufrieden. Absolut nicht", sagt der 57-Jährige. "Die Lage, in der wir gerade sind, ist ernst. Es fehlen die Punkte. Wir analysieren, woran es liegt." Als Gründe nennt Heskamp unter anderem die Tatsache, dass sich gleich zu Saisonbeginn mit Niklas Kölle und Thomas Pledl zwei Spieler verletzt haben. Auch, dass Benjamin Girth und Pascal Köpke die Saison-Vorbereitung aufgrund von Verletzungen nicht wie geplant absolvieren konnten und Spieler wie Alexander Esswein und Tim Köther erst spät zur Mannschaft gestoßen waren, spiele in den Fehlstart mit rein.
"Das ist so ein bisschen das Problem, dass wir die Situation hatten mit den vielen Verletzten und Kranken. Dann hatten wir auch noch die Englische Woche." Heskamp glaubt nicht, "dass es an der Qualität der Spieler liegt. Wenn man sich die einzelnen Spieler anguckt, dann sage ich: Wir haben eine bessere Mannschaft als im Vorjahr." Daher bleibt der 57-Jährige zuversichtlich: "Ich glaube, wenn alle bei 100 Prozent sind und alle an die Leistungsgrenze gehen, dass wir dann deutlich mehr Punkte holen werden." Viel Zeit lassen können sich die Zebras damit jedoch nicht mehr, wollen sie den Anschluss ans obere Mittelfeld nicht verlieren. Duisburgs Sportchef hofft, "dass wir während der 14 Tage Länderspielpause das Level heben".
Heskamp nimmt Routiniers in die Pflicht
An mangelndem Einsatz macht Heskamp die aktuelle Misere derweil nicht fest: "Ich habe mal die Laufdaten für die komplette Liga angeschaut. Wir sind da in allen Bereichen im oberen Drittel." Jedoch, muss der 57-Jährige einräumen, fehlt es womöglich an der Power. Daher gelte es, fitter zu werden. "Wir müssen zielstrebiger werden, vor allem im letzten Drittel. Die Strukturen müssen passen: Dass wir eine klare Einheit haben und dass wir die Abläufe perfektionieren. Es werden jetzt auch viele Einzelgespräche geführt. Wir wollen die Spieler mitnehmen und ihre Sicht einbeziehen."
Genau wie Trainer Torsten Ziegner erwartet auch Heskamp, dass die erfahrenen Spieler "mit Leistung vorweggehen. So, dass die anderen folgen". Als Ziel gibt der Sport-Geschäftsführer aus, bis zur Winterpause in eine "einigermaßen vernünftige Situation" mit "genügend Punkten" zu kommen. "Mein persönliches Ziel ist es, dass wir uns bis dahin konsolidieren und Tuchfühlung zur oberen Hälfte haben." Schließlich soll 2025 der Aufstieg in die 2. Bundesliga her. Die Basis dafür muss bereits in dieser Saison gelegt werden.
Jander-Abschied im Winter nicht ausgeschlossen
Einer, von dem sich die Zebras für die Zukunft viel erhoffen, ist Casper Jander. Der Youngster hat in den letzten Monaten große Schritte in seiner Entwicklung gemacht, die auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben sind. Bereits im Sommer gab es Anfragen, doch der MSV blieb standhaft. Und wie sieht es Winter aus? "Es kommt darauf an, was bis zum Winter passiert. Stehen wir im Niemandsland, und es kommt ein Verein, der viel Geld bietet, dann muss man darüber nachdenken", so Heskamp.
"Wenn wir in der Situation stehen, dass wir unten stehen oder oben, dann würde ich versuchen, ihn zu behalten." Denn der 19-Jährige sei sportlich "sehr, sehr wichtig für uns". Allerdings gebe es eine wirtschaftliche Grenze. "Denn ein halbes Jahr später ist er weg, und zwar ablösefrei." Es sein denn, die Zebras können ihm eine reizvolle Perspektive bieten. Dafür müssen die Meidericher aber schnell in die Spur kommen.