"Schlicht inakzeptabel": VfB-Fanszene übt Kritik am Verein

Mit sechs Punkten aus sechs Spielen steht der VfB Lübeck zwar unter dem Strich, kann mit dem Saisonstart aber dennoch durchaus zufrieden sein. Abseits des sportlichen Geschehens macht sich bei der aktiven Fanszene jedoch Unzufriedenheit breit. In einem offenen Brief üben die Anhänger Kritik – und machen sich Sorgen um ihren Klub.

"Wo willst du hin, mein VfB?"

Unter dem Titel "Wo willst du hin, mein VfB?" haben die aktiven Anhänger des VfB Lübeck einen offenen Brief verfasst, der an den Vorstand, Aufsichtsrat, die Beschäftigen und Mitglieder des Klubs adressiert ist. "Wir wenden uns heute an euch, weil wir uns Sorgen machen", heißt es darin. Dabei geht es aber weniger um das Sportliche, sondern vielmehr um das Drumherum. Die bittere Erkenntnis: "Wir als Fanszene müssen feststellen, dass der Verein im Umgang mit unserem Tätigkeitsfeld in den letzten 20 Jahren nie weiter von uns entfernt war, als er es heute ist."

Dazu listen die Anhänger gleich mehrere Beispiele auf. "Wenn 200 VfB-Fans insgesamt 1.500 km abreißen, um eine 0:3-Niederlage in Ulm zu sehen und mit keinem Wort in den Veröffentlichungen des Vereins Erwähnung finden, dann ist das traurig." Zudem sei es "schlicht inakzeptabel", dass die Polizei den gesamten Bereich um die Lohmühle seit Wochen als gefährlichen Ort deklarieren könne, "ohne dass unser Verein diesem öffentlich widerspricht. Ob traurig, respektlos oder inakzeptabel, eines ist dieses Verhalten allemal: Unprofessionell".

Zahlreiche Kritikpunkte

Dieses Bild der Unprofessionalität ziehe sich aus Sicht der Fans zunehmend durch den Verein. Im Sponsoring etwa seien trotz des Aufstiegs kaum nennenswerte Sponsoren gewonnen worden. Sowohl im Werben um neue Sponsoren, als auch in der Darstellung arbeite der Verein "nicht mehr zeitgemäß", lautet der Vorwurf. Generell sei ein "wirkliches Marketing mit der Definierung eines Markenkerns" nicht erkennbar. "Dies dürfte ein trauriges Alleinstellungsmerkmal im Profifußball sein." Wiedererkennungswerte seien nicht geschaffen worden, weil etwa verschiedene Grüntöne verwendet werden, die sich teilweise beißen würden.

Die Kommunikation im Verein sehen die Fans gar als "komplett eingeschlafen" an. "Jegliches ehrenamtliches Engagement, Unterstützung und Teilhabe sind lästig und werden meist durch Ignorieren ausgesessen", kritisiert die Fanszene. "Eine lebhafte und moderne Öffentlichkeitsarbeit, die den Verein nach außen vertritt, erklärt und Menschen für den Verein begeistert, ist praktisch nicht existent." Und im Jugend- und Amateurfußball würden sich die Umkleidekabinen "in einem schrecklichen Zustand" befinden, an einer Veränderung "scheint nicht gearbeitet zu werden". Darüber hinaus wird bemängelt, dass es kein Vereinsheim mehr gibt, Jugend-Fußball nur leistungsorientiert angeboten werde und eine Frauenfußball-Sparte nicht auf der Tagesordnung sei, "womit wir dem Anspruch als Aushängeschild der Stadt nicht gerecht werden".

"Machen uns Sorgen"

In Gänze wollen die Fans die aufgeführten Kritikpunkt zwar nicht abschließend bewerten, "aber wir nehmen sie wahr und machen uns Sorgen". Der VfB habe in seiner jüngeren Vergangenheit schon "sehr stark darunter gelitten, dass wir in sportlich erfolgreichen Zeiten den Gesamtverein nicht mit professionalisiert haben. Leider wirkt es aktuell so, als würden wir diesen Fehler tatsächlich wiederholen". In der Vergangenheit seien die aufgeführten Punkte schon mehrfach in den Verein und in die Gremien getragen worden – passiert sei nichts. "Und wir haben auch nicht das Gefühl, dass sich etwas ändern wird."

Nach Einschätzung der Fans werde der VfB "in wichtigen Bereichen den Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gerecht. Und genauso wie es für uns im sportlichen Bereich selbstverständlich ist, dass wir auf dem Weg aus der Schleswig-Holstein-Liga in die 3. Liga Profis und Kompetenz brauchen, so brauchen wir diese auch im administrativen Bereich. Ansonsten steht zu befürchten, dass unser geliebter Verein bei ausbleibendem sportlichen Erfolg wieder einmal in sich zusammenfällt". Die Fans bleiben aber gesprächsbereit: "Unsere Hand bleibt ausgestreckt für gemeinsame Lösungen!"

   

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