Kommentar: Rot-Weiß Erfurt und die Suche nach dem Erfolg

Vier Spiele – drei Niederlagen, ein Sieg. So lässt sich das Jahr 2013 für den Fußball Club Rot-Weiß aus Erfurt zusammenfassen. Doch wo ist sie geblieben, die Leistung, welche dem Verein zu sechs ungeschlagenen Spielen in Folge verhalf? Wo ist die kämpferische Einstellung, die Moral? Vom Überraschungserfolg gegen den VfL Osnabrück mal abgesehen, blieb die Mannschaft in Punkto Leistung und Punkteausbeute hinter den Erwartungen zurück. Vor allem beim gestrigen 1:2 gegen den Abstiegskonkurrenten aus Saarbrücken wurde deutlich, dass die Defensive der Thüringer zu wacklig ist. Beispielhaft das 0:2 für die Gäste durch Christian Eggert in der 66. Spielminute: Trotz Überzahlsituation konnte Marcel Ziemer von der rechten Außenbahn völlig ungehindert in den Strafraum passen, wo der Torschütze nur noch seinen Fuß hinhalten musste, um den letztendlich spielentscheidenden Treffer zu markieren. Fassungslosigkeit im Steigerwaldstadion: Wie konnte eine Mannschaft, die seit über 20 Minuten mit einem Mann mehr auf dem Feld vertreten ist, sich so auskontern lassen? Erst nach dem fast aussichtslosen Rückstand schien die Mannschaft in die Partie zu finden, war aber bis auf eine Situation zu hektisch und harmlos vor dem Saarbrücker Gehäuse. Auch Phil Ofosu-Ayeh bemängelte die fehlende Konstanz und Entschlossenheit der Mannschaft und stellte fest, dass -wäre die Reaktion nach dem 2:0 schon nach dem ersten Gegentor gekommen –  das Spiel anders ausgegangen wäre. So ergab sich ein „herber Rückschlag für die Mannschaft.“ Doch woran lag es, dass man sich erst nach dem zweiten Gegentor aufrappelte?

 

Trainingsbedingungen nicht professionell

Ein großes Problem stellen sicherlich die nicht drittligareifen Trainingsbedingungen in der Thüringer Landeshauptstadt dar. Um die Spieler bei andauerndem Schneetreiben bei Laune zu halten, ging Trainer Alois Schwartz in die Erfurter Leichtathletikhalle, zum Skifahren nach Oberhof und ließ sie durch den Schnee stapfen, um sich letztendlich mit der weißen Pracht in runder und festgedrückter Form zu bewerfen. Doch mit einer professionellen Vorbereitung auf eine Drittliga-Partie hat dies wahrlich nichts zu tun. So absolvierte man am Donnerstag und Freitag das Training auf beheizten Kunstrasenplätzen im knapp 150 Kilometer entfernten Leipzig. Dass dies bei den Erfurter Anhängern  nicht gut ankam, erklärt sich von selbst. Die eigene mit Tradition behaftete Mannschaft beim “Brause-Verein“ aus Leipzig?! Dies wurde beim gestrigen Spiel auch entsprechend gewürdigt: „Training bei RB? Schämt euch RWE“, war vor Anpfiff auf einem Banner zu lesen. Doch blieb dem Trainerstab des RWE eigentlich keine andere Wahl, waren die Trainingsplätze in Erfurt doch trotz begonnenem Schneetauens nicht nutzbar.

Ohne Spiele kein Rhythmus

Auch die drei Spielabsagen am Stück werden einen nicht unerheblichen Teil zur gestrigen Leistung der Spieler beigetragen haben. Training und Ersatzspiele, wie das gegen Kickers Würzburg, können den Punkte-Spiel-Betrieb nicht ersetzen. Auch Trainer Schwartz monierte die schlechten Bedingungen, wollte diese aber nicht als Ausreden gelten lassen. Ähnlich sahen es sein Verteidiger Ofosu-Ayeh und Mittelfeldmann und Torschütze Marco Engelhardt nach dem Schlusspfiff in der Mixed-Zone des Seigerwaldstadions. Dennoch war es auffällig, dass die Mannschaft eine knappe Stunde benötigte, um halbwegs in den gewohnten Spielfluss zu kommen. Doch da war es am gestrigen Samstag bereits zu spät.Vielleicht wäre eine Änderung des Spielplans angebracht. Auffällig und vor allem für Fans nervig, sind die zahlreichen Absagen. Erfurts Kevin Möhwald sagte unter der Woche zum MDR, dass es schade sei, sich ständig umsonst vorzubereiten. Eventuell würde eine Verlegung des Rückrundenbeginns auf Ende Februar/ Anfang März dabei helfen, mehr Spiele durchführen zu können und mit Englischen Wochen zu planen, welche jetzt ohnehin entstehen. So haben die Verein Planungssicherheit und die Tabelle wird nicht solch ein groteskes Bild abgeben, wie es aktuell der Fall ist.

Falsche Taktik der Rot-Weißen?

Auch die taktischen Maßnahmen von Alois Schwartz müssen hinterfragt werden. Nach dem Spiel sagte dieser, dass er die Variante mit Maik Baumgarten in der Startformation vorzog, da ihm diese im Training besser gefallen habe. Deshalb spielte Joan Oumari nicht, wie noch gegen den VfL Osnabrück, im Defensiven Mittelfeld. Doch der 19-jährige Baumgarten erwischte keinen guten Tag. Logischerweise muss man sich als Trainer vor dem Spiel festlegen, doch warum eine Taktik, die bereits funktionierte, ändern? Nach dem Platzverweis gegen die Saarbrücker setzte Schwartz mehr auf Offensive und brachte mit Morten Nielsen einen weiteren Stürmer um „offensiv präsenter zu sein“. Nachdem auch Smail Morabit auf den Platz kam, wurde auf eine Dreierkette umgestellt. Öztürk wich nach rechts aus und bereitete von dort auch den 1:2-Anschlusstreffer vor. Doch wieso brachte man einen schnellen und kreativen Morabit nicht von Anfang an? Genau das war es, was der Mannschaft komplett fehlte. Ein Akteur, der eine zündende Idee haben kann. Sollte es an den fehlenden Kräften gelegen haben, hätte der Franzose auch in Halbzeit zwei ausgewechselt werden können. Da sich nach dem Anschluss kein weiterer Torerfolg abzeichnen wollte, wurde mit dem groß gewachsenen Kopilas ein gelernter Verteidiger eingewechselt, der für die nötige Lufthoheit im gegnerischen Strafraum sorgen sollte. Doch wie das Endergebnis verrät, brachte auch dies nicht den erwünschten Erfolg. Allgemein fiel auf, dass die Thüringer den Saarländern im Kopfballduell klar unterlegen waren, alle wichtigen Duelle gingen an die Gäste. Somit ist es nicht verwunderlich, dass keine Chancen kreiert werden konnten.

Eine Reaktion muss her

Nun gilt es für die Erfurter das Punktesammeln am nächsten Wochenende bei den nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzenden Kickers aus Offenbach zu beginnen. In den noch 13 verbleibenden Spielen, darunter Partien gegen Münster und Karlsruhe, müssen noch 15 Punkte her, wenn man die magische Grenze von 40 Zählern erreichen will. Doch mit einer Leistung, wie der gestrigen, wird das sehr schwer!

FOTO: Cello Klettermaxe / fototifosi.de

   

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