Am längeren Hebel #9: Wie Kara Werbung für die 3. Liga macht
Spieltag 28: Nachdem wir die letzten Wochen mit Schiedsrichter-Diskussionen verbracht haben, können wir an diesem Wochenende ein wenig mehr über Fußball sprechen. (Ich möchte die Fehlentscheidung und deren Bestätigung ausdrücklich nicht mehr kommentieren – ooops!) Da DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der dritten Liga „Stärkung“ zusagte, sind die Zuschauer der „am besten vermarkteten 3.Liga der Welt“ dem Deutschen Fußball Bund wieder etwas besser gesonnen. Es war auch genug Eiszeit – Zeit, dass die Sonne kommt.
Frühlingsgefühle dürften die Münchner Vorstädter aus Unterhaching haben.Die Spielvereinigung gewann erstmals im Kalenderjahr 2013. Nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge erlöste Voglsammer seine Truppe zum ersten Dreier und das auch noch im eigenen Wohnzimmer. „Mit dem Sonnenaufgang ist auch wieder unsere Sonne aufgegangen.“, so Trainer Manuel Baum. Wie romantisch …
Kara unwiderstehlich
Aber eins ist vollkommen klar: Der Gewinner des Spieltages ist der gar nicht so neue Münsteraner-“Fußballgott“. Der Rückkehrer aus der türkischen Süper Lig, der bereits zwischen 2007 und 2011 bei den Preußen gespielt hatte, erzielte einen lupenreinen Hattrick – gegen niemand geringeren als den (ehemaligen) Liga-Primus Osnabrück. Insbesondere das dritte Tor kann man so machen und erinnerte mich nebenbei ein wenig an Jay-Jay Okocha. Kara ist im zweiten Spiel von Beginn an zum zweiten Mal „Mann des Spiels“. Scheint als habe Münster die bezahlte Ablöse von stolzen 100.000 Euro ganz gut angelegt. Bitte mehr davon, Mehmet Kara. Angesichts seiner Leistung habe ich, als neutraler Beobachter der Liga, schon einmal fleißig Schmetterlinge im Bauch – Frühlingsgefühle. Ich denke meine Redaktion fällt mir nicht in den Rücken – die Wahl vom Spieler des Spieltages für diese Woche ist getroffen. Ansonsten mache ich es wie Kara – einer gegen alle.
Ich möchte beim Verlierer der Woche wirklich kein Wort über die Urteilsbestätigung von Spielleiter Cortus´gelb-roter (oder eben nicht) Karten-Posse rund um Darmstadts Benjamin Gorka verlieren – da habe ich doch glatt schon wieder, Entschuldigung.
Sorgenkind Hansa Rostock
Verlierer des Spieltages ist Hansa Rostock – wie die Dinge sich doch gleichen in Rostock. Die traurige Bilanz der Hansa: Sechs Niederlagen in Folge, neun Spiele ohne Sieg und kein Dreier seit dem 3. November 2012. Der Torwart-Wechsel von Müller auf Brinkies verpuffte dabei ebenso wirkungslos. Ist das gar schon Aktionismus von Marc Fascher? Dieser bezeichnete die Spiele gegen „Favoriten“ als „Bonusspiele“, welche auch mal verloren werden dürfen. Etwas provokant gefragt: Besteht denn die Liga ausschließlich aus Favoriten? Am Mittwoch muss ein Sieg her, im Nachholspiel gegen den SV Wacker Burghausen. „Da müssen wir punkten“, so Fascher. Sagen Sie bloß …
Irgendwie macht mir der Traditionsklub aus dem Osten ein wenig Sorgen. Gerade wenn sich eine negative Dynamik in englische Wochen einschleicht ist diese oft nicht mehr aufzuhalten. Ich denke, jeder von euch, liebe Leser, kennt dazu aus dem Stegreif zig Beispiele. Immerhin: Die Fans bleiben eine Klasse für sich. Die Choreographie der Kurve zwang den Schiedsrichter zu einem verzögerten Anstoss – das eher braune „Grün“ war mit weißen Papierrollen bedeckt.
Hohes Niveau
Das Niveau war in dieser Woche wieder außergewöhnlich hoch. Gerade das Derby Münster gegen Osnabrück machte richtig Spaß. Vielleicht verdient es diese Liga wirklich, mehr Zuneigung des DFB zu bekommen – oder gern auch von der DFL. Nun, haben wir ja unter der Woche noch das ein oder andere Nachholspiel zu bestaunen, welche ja dann hoffentlich der Tabelle die Tücken nimmt. Die dritte Liga ist in vollem Gange und vielleicht offen wie nie. Wer bleibt eiskalt und wer lässt einem das Herz erwärmen. Frühling 2013- ist er nicht herrlich?
„stay tuned“ und viele Frühlingsgefühle wünscht
Uli Hebel
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FOTO: Flohre Fotografie