Alles, was ihr zum 9. Spieltag wissen müsst
Englische Woche im Oktober! Heißt: Alle Flutlichter müssen arbeiten, und das Wetter soll nochmals mitspielen. Zwei Partien dieses 9. Spieltags sind bereits ausverkauft, sie dürften nicht die einzigen bleiben. Um welche Highlight-Spiele es geht und was am Dienstag und Mittwoch noch auf dem Programm steht? Wir blicken drauf.
Die Ausgangslage
Ein Spieltag, wie gemacht für die Verfolger – so ließe sich der Einstieg in die bereits zweite Englische Woche der Saison formulieren. Am auffälligsten war sicherlich der Sturz von Tabellenführer Dynamo Dresden, wobei dieser eher ein Ausrutscher war: Das 1:3 in Essen hatte tabellarisch schließlich überhaupt keine Folgen. Einzig ärgerlich für die SGD, dass sie sich nicht noch weiter absetzen konnte! Denn Aue und Ulm legten ja auch nicht nach. Stattdessen kündigten der FC Ingolstadt (4:0 über Ulm) und der 1. FC Saarbrücken (6:2 in Bielefeld) nicht mit leisen Tönen, sondern gleich mit Pauken und Trompeten an, dass mit ihnen zu rechnen ist. Auch Jahn Regensburg, Rot-Weiss Essen und 1860 München sind nach ihren Erfolgen zumindest wieder auf Tuchfühlung mit den vorderen Plätzen.
So ausgeglichen die 3. Liga im ersten Fünftel der Saison wirkt, so deutlich sind doch die Klubs erkennbar, denen bislang einige Nuancen fehlen. Der MSV Duisburg, der tags darauf Sportchef Ralf Heskamp rauswarf, schaffte es gegen ganz schwache Münsteraner nur zu einem 0:0-Remis daheim und wartet weiter auf den ersten Sieg – so steigt man ab. Duisburg und Dortmund II haben übrigens spielfrei, ihr Duell wurde bekanntlich eine Woche vorgezogen, Dortmund siegte mit 1:0. Auch Freiburg II hat sich unterdessen längst im Keller eingenistet. Der Hallesche FC holte zuletzt in Lübeck zwar dank starker Moral den ersten Auswärtspunkt (2:2), muss nun aber zum Primus nach Dresden. Und dann ist da ja noch das ostwestfälische Duell zwischen dem SC Verl (Platz 18) und Arminia Bielefeld (Platz 16). Der Verlierer schlittert in ganz unangenehme Tage, so viel steht fest.
Fünf Spiele im Fokus
Fußballromantik im Donaustadion: SSV Ulm gegen 1860 München
17.000 Zuschauer! Schon eine Woche vor dem Aufeinandertreffen des SSV Ulm und 1860 München war das Traditionsduell restlos ausverkauft – ein absolutes Highlight für das altehrwürdige Donaustadion, das erstmals seit 23 Jahren wieder in einem Ligaspiel ausverkauft ist. Bis zu 10.000 Löwen-Fans werden erwartet – das ist Wahnsinn! Auch aus sportlicher Sicht lässt sich viel Vorfreude entwickeln auf ein Duell voller Fußballromantik, das es letztmals in der Bundesliga-Saison 1999/2000 gab. Ulm siegte mit 3:0.
Höchstwahrscheinlich wird es am Dienstag deutlich enger: Die Donaustädter werden ihre eigentlich sattelfeste Defensive nach dem 0:4-Aussetzer in Ingolstadt neu justieren wollen, 1860 verteidigte beim 1:0-Arbeitssieg über Verl beachtlich, nach vorne funktioniert wenig – aber genug für den Sieg. Fehlen wird den Löwen weiterhin Manfred Starke, der noch bis zum 10. Spieltag rotgesperrt zusehen muss.
FCS will in die Spitzengruppe: 1. FC Saarbrücken gegen den VfB Lübeck
Sechs Tore in Bielefeld – der 1. FC Saarbrücken schaffte am vergangenen Freitag ein Kunstwerk, das zuvor 38 Jahre lang keinem anderen Klub gelungen war. Die Belohnung vom Sonntagabend war eine zweifelhafte: Shkodran Mustafi loste dem FCS in der zweiten Runde des DFB-Pokals den FC Bayern München zu, was Trainer Rüdiger Ziehl allenfalls ein gequältes Lächeln entlockte. Der Traum von einem neuerlichen Pokal-Durchmarsch wie 2020 ist wohl Ende Oktober dahin.
Daheim gegen den trotz guter Leistungen fünffach sieglosen VfB Lübeck lockt dafür der allmählich überfällige Sprung in die Spitzengruppe. Oder schlägt nochmals der Unentschieden-Fluch zu? Die Blau-Schwarzen teilten bislang viermal die Punkte, der Aufsteiger aus dem hohen Norden sogar fünfmal. Die einzigen Pflichtspiele zwischen den Klubs fanden in der 3. Liga 2020/21 statt. Ratet mal, wie sie ausgingen? Zwei Remis, na klar.
Kniat bei Rückkehr unter großem Druck: SC Verl gegen Arminia Bielefeld
Es gäbe so einige Anekdoten zu erzählen zu einem sehr ungleichen Duell zwischen Dorf- und Stadtverein in Ostwestfalen. 2020 stieg etwa Arminia noch in die Bundesliga auf, der SC Verl in die 3. Liga. Seither machte der Klub von der Poststraße vieles richtig – und Bielefeld eine Menge falsch. Eine weise Entscheidung des SCV war, im Frühjahr 2022 Mitch Kniat als Trainer zu verpflichten: Er hielt erst aus schwieriger Ausgangslage die Klasse, machte aus Verl dann eine hochangesehene Drittliga-Station und spülte sogar noch viel Geld in die Kasse, als ihn Arminia in diesem Sommer abwarb.
Nun ist Nachfolger Alexander Ende noch ohne durchschlagenden Erfolg – und Kniat beim DSC ebenso. Beide Seiten haben viel Druck, die Arminia aber noch etwas mehr. Mit mehr als 5.000 Fans ist die Sportclub-Arena natürlich längst ausverkauft. Offiziell sollen 1.700 Bielefelder Anhänger vor Ort sein, wahrscheinlich sind es noch deutlich mehr.
Toptorjäger zu Gast am Höhenberg: Viktoria Köln gegen den FC Ingolstadt
Platz 8 gegen Platz 5: Ein klassisches Verfolgerduell wird am Mittwoch im Sportpark Höhenberg geboten. Dabei könnten vor allem die Gastgeber aus ganz anderer Tabellenposition grüßen. Die Heimspiele gegen Essen und Bielefeld, nun das 3:3 in Sandhausen, wo bis zur 87. Minute noch eine 3:1-Führung stand – Olaf Janßens Mannschaft ist an spielerisch vorzeigbaren Tagen schlicht nicht abgezockt genug.
Genau das konnten sie am Wochenende vom kommenden Gegner lernen: Ingolstadt schickte Ulm mit 4:0 heim, ohne durchweg zu glänzen. Aber manchmal ist der Fußball eben doch eine Qualitätsfrage, und von der haben Michael Köllner und der FCI genug. Durchaus überraschend, dass der Drittliga-Toptorjäger einer ist, der keine höherklassige Erfahrung besitzt: Jannik Mause, ausgebildet unter anderem beim 1. FC Köln, kam im Sommer von Alemannia Aachen und steht schon bei sieben Treffern. Setzt er seinen Lauf nahe der Heimat fort?
HFC-Revanche fürs 1:7? Dynamo Dresden gegen den Halleschen FC
Der Ost-Kracher zwischen Dynamo Dresden und dem Halleschen FC dürfte das dritte ausverkaufte Haus dieses 9. Spieltags mit sich bringen, mehr als 30.000 Fans bilden dann den würdigen Rahmen. Und ja, die Vorzeichen sind trotz der klaren SGD-Favoritenrolle auf beiden Seiten interessant: Dresden hat durch das 1:3 in Essen einen Warnschuss erhalten, mit 90 Prozent Stärke wird der Aufstieg kein Selbstläufer, sondern harte Arbeit.
Halle kommt trotz der Aufholjagd in Lübeck, die zu einem Zähler führte, nicht vom Fleck und orientiert sich früh in der Tabellenzone des Vorjahres – mittendrin im Abstiegskampf. 65 Pflichtspiele Tradition, etliche davon aus DDR-Zeiten, wehen durch das Rudolf-Harbig-Stadion. Und die Erinnerung ans jüngste Aufeinandertreffen: Kurz vor Sreto Ristics Zusage kassierte der HFC vor genau acht Monaten eine herbe 1:7-Schlappe. Auch Dynamo-Offensivgeist Tom Zimmerschied, der im Sommer die Seiten wechselte, wird sich noch gut erinnern.