Alles, was ihr zum 10. Spieltag wissen müsst
Eine wilde Englische Woche geht in ihre letzte Etappe – und wird auch am kommenden Wochenende wieder manch spektakuläre Geschichte schreiben, das zumindest ist sehr wahrscheinlich. Dresden ganz oben, Duisburg ganz unten und dazwischen ganz viele Verschiebungen: Wie geht es am 10. Spieltag weiter? Wir blicken darauf.
Die Ausgangslage
Teils massive Tabellensprünge (und ein ebenso heftiges Abrutschen) gab es unter der Woche zu bestaunen. Ein paar Beispiele: Jahn Regensburg und Viktoria Köln kletterten um jeweils vier Ränge nach oben und grüßen nun von Platz 3 und 4. Willkommen in der Spitzengruppe! Auch die SpVgg Unterhaching (von 11 auf 7) durfte ihren 4:0-Kantersieg über Rot-Weiss Essen gleich mit dem Blick aufs Klassement auskosten, Sandhausen sprang sogar fünf Plätze nach oben (auf 8). Andernorts ging es sogar noch stärker bergab: Erzgebirge Aue ist nach dem 0:4 in Münster erst einmal
vom Aufstiegsrennen distanziert (von 3 auf 9) und kann mit solchen Leistungen auch wenige Ansprüche hegen. Und auch dem FC Ingolstadt tat die 0:1-Niederlage in Köln weh, bei den ambitionierten Schanzern fehlen die letzten Prozente zur erhofften Mannschaft mit Zweitliga-Potenzial.
Die üblichen Verdächtigen haben sich dagegen kaum bewegt: Dynamo Dresden bestätigte mit dem 2:1 gegen Halle, mit Rückschlägen umgehen zu können – hier verbleibt ganz klar die Rolle des Topfavoriten. Der MSV Duisburg bleibt Letzter, hatte ja unter der Woche spielfrei. Bringen die vollen Akkus etwas, um daheim gegen Haching endlich ein Lebenszeichen zu setzen? Das brauchen mit Halle (gegen Münster) und insbesondere Absteiger Bielefeld (gegen Dortmund II) noch weitere Kellerkinder. Gerade beim DSC brechen sich schon erste Ängste vor einem Dreifach-Abstieg bis in die Regionalliga Bahn.
Fünf Spiele im Fokus
Zebra-Sehnsucht gegen Vierfach-Fetsch: MSV Duisburg gegen die SpVgg Unterhaching
Fetsch, Fetsch, Fetsch, Fetsch: Was für ein wilder Auftritt des Stürmer-Routiniers war das bitte am Mittwochabend? Vier Tore in einer Partie – das gelang in der Drittliga-Historie vor Mathias Fetsch erst acht anderen Akteuren. Nie aber war der Viererpacker der einzige Torschütze des Spiels, diesen "Titel" hat der 35-Jährige nun exklusiv. Zudem ist er der älteste Spieler, der einen Viererpack erzielte. Seine Hachinger bleiben eine Wundertüte, schwanken zwischen biederen und famosen Auftritten.
Allemal aber können sie befreiter aufspielen als der MSV Duisburg, der weiterhin unter Betreuung von Interimscoach Engin Vural seinen zehnten Anlauf unternimmt, ein Drittliga-Spiel zu gewinnen. Der MSV muss in diesen Wochen in die Saison finden, sonst wird das Unterfangen Klassenerhalt im neuen Jahr zum hammerharten Programm. Ohne einen Torjäger wie Fetsch ist das aber gar nicht so leicht.
Macht es Sechzig wie Essen? 1860 München gegen Dynamo Dresden
"Ausverkaufte Wochen" beim TSV 1860: Volle Ränge bei seinen Heimspielen sind die Giesinger ja gewöhnt, auch auswärts lockt der TSV als Zugpferd dieser 3. Liga regelmäßig große Kulissen an. Der Dienstagabend mit seinen 17.000 Fans im Ulmer Donaustadion war doch etwas Besonderes – auch wenn einzig die Fans ein (kostspieliges) Feuerwerk zündeten, während die Elf von Maurizio Jacobacci ziemlich vieles schuldig blieb.
Gelingt in einer Hop-oder-Top-Saison, in der Sechzig noch nicht einmal die Punkte teilte, just gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden wieder ein Schritt nach vorne? Die Schwarz-Gelben blickten nur beim frühen Rückstand gegen Halle kurz der Mini-Krise ins Gesicht. Letztlich genügte eine durchschnittliche Leistung, das Geschehen noch zu drehen. Doch unschlagbar scheint der Ligaprimus derzeit nicht, wie das 1:3 in Essen neulich zeigte.
Völlig verschiedene Ausgangslagen: Rot-Weiss Essen gegen den SC Verl
Die Gesamtbilanz zwischen den beiden Klubs – immerhin sind sie sich schon fast 40 Mal begegnet – ist zwar eine ausgeglichene. Doch ein gewisser Respekt ist auf Seite von RWE dann doch vorhanden, denn irgendwie verknüpft man mit dem Namen Verl aus jüngerer Vergangenheit auch einige Hiobsbotschaften. Die im Amateurfußball abgebrochene Saison 2019/20 war geprägt vom Duell der beiden damaligen Regionalliga-Spitzenteams – Verl setzte sich dank des besseren Punktekoeffizienten durch.
Und überhaupt hat Essen keines der vergangenen acht Duelle für sich entschieden. Jetzt ist die Gemütslage klar: RWE muss das 0:4 aus Unterhaching aufarbeiten, der Sportclub kommt als "Derbysieger" gegen die große Arminia aus Bielefeld mit Leichtigkeit die A2 gen Westen gefahren.
Verschärft Schwarz-Gelb Arminias Alptraum? Arminia Bielefeld gegen Dortmund II
Ein Alptraum, der seit anderthalb Jahren nicht endet: Die Bielefelder Fans fassten ihren Gemütszustand nach der 1:3-Schlappe beim kleinen Nachbarn aus Verl in sozialen Medien treffend zusammen. Soll sich der Absturz wirklich noch ein weiteres Jahr fortsetzen? Angesichts von feinen Kickern wie Noel Sarenren Bazee, Marius Wörl und Co. ist das kaum vorstellbar, doch die Realität ist Platz 18. Trainer Mitch Kniat steht unter immer größerem Druck, auch weil er selbst ratlos wirkt und sich seine Durchhalteparolen abzunutzen drohen.
Gegner Dortmund II kommt mit mehr Frische, hatte unter der Woche kein Spiel zu bestreiten. Viele Punkte mit wenig Spektakel, dafür steht das Team von Trainer Jan Zimmermann. Gut möglich, dass der BVB einzig darauf aus sein wird, den angeknockten Kontrahenten in dessen Drucksituation auszukontern.
Talfahrt an der Lößnitz: Erzgebirge Aue gegen den 1. FC Saarbrücken
Es wird düsterer im Schacht. Erzgebirge Aue hat den Schwung aus dem starken Auftakt nicht konservieren können, vielleicht punktete der FCE mit Glück und Geschick auch deutlich über den qualitativen Limits. Wo diese liegen, wird drei Tage nach der 0:4-Rutsche in Münster sicherlich der 1. FC Saarbrücken aufzeigen. Der quälte sich zwar mit einem direkten Eckballtor nach 100 Minuten noch zu einem 1:1-Remis gegen Aufsteiger Lübeck, dominierte die Begegnung aber.
Und zeigte ja erst wenige Tage zuvor in Bielefeld (6:2), zu was diese eingespielte Truppe fähig ist. Punktgleich stehen die beiden im Duell Ost gegen Südwest derzeit da, doch auch ohne den Gelb-Rot-gesperrten Patrick Sontheimer geht die Favoritenrolle an den FCS.