"Riesendruck abgefallen": MSV atmet auf – Trainerfrage offen
Zehn Spiele hat es gedauert, ehe er MSV Duisburg am Samstag beim 1:0 gegen Unterhaching den ersten Sieg in dieser Saison eingefahren hat. Die Erleichterung bei den Zebras war riesengroß. Die Trainerfrage bleibt vorerst aber weiter offen.
"Immer daran geglaubt"
Spieler, die sich in den Armen lagen, Fans, die hüpften und jubelten: Bilder, wie sie am Samstag nach Spielende in der Schauinsland-Reise-Arena beobachtet werden konnten, waren beim MSV schon lange nicht mehr zu sehen. Genau genommen 155 Tage. Denn so lange ist es her, dass die Zebras beim 3:0 gegen Aue am 5. Mai zuletzt als Sieger vom Platz gingen. Zwölfmal blieb der Spielverein seitdem ohne dreifachen Punktgewinn, nun durfte erstmals wieder gejubelt werden. "Wir haben lange darauf gewartet, aber immer dran geglaubt", sagte Trainer Engin Vural nach der Partie im "MagentaSport"-Interview. "Wir haben uns belohnt und sind einfach glücklich."
Für den Treffer des Tages sorgte Casper Jander nach 67 Minuten: "Ich habe einfach nicht nachgedacht und drauf gehalten, dann lag der Ball im Tor", berichtete der 20-Jährige und verspürte "einfach Freude". Zumal es der erste MSV-Treffer nach langen 416 Minuten war. "Es ist ein Riesendruck von uns abgefallen", offenbarte Jander. Vural sei es nach eigenen Angaben ähnlich ergangen, wenngleich er sich trotz des so wichtigen Siegs überaus sachlich gab: "Ich habe mich riesig gefreut, auch wenn ich es nicht nach außen dokumentiert habe." Ebenfalls positiv: Die Zebras blieben zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor. "Nach dem 1:0 haben wir mit Mann und Maus und mit sehr viel Leidenschaft agiert", zeigte sich Vural froh, dass sein Team das Ergebnis über die Zeit gerettet hatte.
Fan-Spalier für den Mannschaftsbus
Ein weiterer Erfolgsfaktor neben Jander und der Defensive waren die Fans. Bereits über zwei Stunden vor Anpfiff hatten sich rund 1.000 Anhänger vor dem Stadion versammelt und den Mannschaftsbus bei seiner Ankunft mit Fahnen und Gesängen empfangen. "Das war total emotional. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Fans von einem Tabellenletzten so etwas auf die Beine stellen. Das hat der Mannschaft einen richtigen Push gegeben", sagte Vural.
Der Bus-Empfang im Video:
Auch Kapitän Sebastian Mai sprach davon, "total viel Unterstützung" erhalten zu haben. Er selbst bekam von einem Fan einen Zettel mit Statistiken überreicht, die Mut machen sollten – auch das war ein Erfolg. Nach der Partie feierten die Anhänger zusammen mit den Spielern unter "Oh, wie ist das schön Gesängen", während Vural einen kühlen Kopf behielt: "Es war ein sehr, sehr wichtiger Schritt, aber weitere müssen folgen."
Trainerfrage bleibt offen
Ob der 38-Jährige diese umsetzen darf, ist noch offen. Auch auf mehrere Nachfragen hin ließ Vural sich nach seinem vierten Spiel nicht entlocken, ob er in den nächsten Partien auf der Bank sitzen wird. Stattdessen wiederholte er immer wieder: "Jetzt geht es erstmal darum, dass wir diesen Tag genießen wollen. Den Rest sehen wir dann." Auch Präsident Ingo Wald hielt sich in der Halbzeitpause bedeckt: "Wenn wir eine Entscheidung treffen, werden wir sie verkünden." Bislang sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Ebenfalls offen ist, wie es auf dem Sportchef-Posten weitergeht. Diesbezüglich betonte Wald, dass "die Qualität der Entscheidung vor der Geschwindigkeit geht". Man wolle nicht in "blinden Aktionismus" verfallen und eine Entscheidung treffen, "von der wir nicht zu 1000 Prozent überzeugt sind".
Ebenfalls ungeklärt bleibt die Sportchef-Frage. Durchaus möglich, dass es auch hier eine interne Lösung gibt: "Wir haben sehr gute und fähige Mitarbeiter in den eigenen Reihen, denen ich zu 100 Prozent vertraue", so Wald. Derzeit fungieren Co-Trainer Branimir Bajic und Chefscout Chris Schmoldt als Interims-Sportchefs. Erste Entscheidungen dürfte es schon zeitnah geben, da am Mittwoch das Landespokalspiel bei Fünftligist KFC Uerdingen ansteht. Das nächste Ligaspiel steigt dann erst am 21. Oktober gegen Arminia Bielefeld, da die Zebras aufgrund des verlegten Spiels gegen den 1. FC Saarbrücken am nächsten Samstag spielfrei haben. Ob gegen die Ostwestfalen direkt der nächste Sieg gelingt? 155 Tage soll es jedenfalls nicht wieder bis zum nächsten dreifachen Punktgewinn dauern.