Kommentar zum Eklat beim SVS: Komplett unwürdig
Beim SV Sandhausen hat die Schiedsrichter-Kritik am vergangenen Freitag beim Spiel gegen den SSV Ulm 1846 (1:2) eine neue Dimension erreicht – sowohl was den mutmaßlich tätlichen Angriff als auch die Aussagen von Präsident Jürgen Machmeier angeht. Ein Verhalten, das komplett unwürdig war. Ein Kommentar.
Früher Platzverweis war korrekt
Ja, Kritik am Schiedsrichter ist erlaubt. Und ja, diese darf auch mal etwas härter ausfallen, solange sie oberhalb der Gürtellinie bleibt. Sie darf aber nicht in der Form ausfallen, wie es am Freitag beim SV Sandhausen passierte. Dem Schiedsrichter vorzuwerfen, er ganz alleine habe das Spiel aufgrund der frühen gelb-roten Karte gegen Felix Göttlicher nach nur neun Minuten entschieden, während der eigenen Mannschaft kein Vorwurf zu machen sei, ist schon ein starkes Stück.
Vor allem vor dem Hintergrund, dass Sandhausen zunächst in Führung lag und die beiden gelben Karten, und somit auch der Platzverweis, korrekt waren. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob ein Foulspiel in der 4. oder 90. Minute begangen wird. Andernfalls würde man harten Foulspielen in den Anfangsminuten Tür und Tor öffnen. Foul ist Foul. Dem Schiedsrichter ist somit überhaupt kein Vorwurf zu machen, Göttlicher hingegen schon. Warum geht man gelb-verwarnt so rustikal in einen Zweikampf? Damit hätte sich Jürgen Machmeier nach der Partie beschäftigen sollen.
An Frechheit kaum zu überbieten
Sich dann aber hinzustellen und zu sagen: "Was der Schiedsrichter hier heute abgeliefert hat, da wurde eine Linie überschritten. Das Spiel war vorher schon entschieden" ist an Frechheit kaum zu überbieten. Dass Machmeier den Schiedsrichter dann auch noch tätlich angegriffen haben soll, setzt dem Ganzen die Krone auf und ist völlig inakzeptabel. Es hätte daher heißen müssen: "Was Jürgen Machmeier hier heute abgeliefert hat, da wurde eine Linie überschritten." Und zwar deutlich. Mehr als deutlich. Auch aus der Emotion heraus darf das niemals passieren. Es ist komplett unwürdig, wie sich der 62-Jährige, noch dazu in seiner Funktion, verhalten hat.
Was tun die Vereine nicht alles, damit die Unparteiischen vor Übergriffen von Fans geschützt werden. Und dann ist es ausgerechnet der Präsident eines Vereins, der eine Vorbildfunktion haben sollte, der den Schiedsrichter attackiert? Es ist schlicht nicht zu glauben und ein Vorgang, der durch nichts zu rechtfertigen ist – selbst, wenn der Schiedsrichter SVS-Sportdirektor Michael Imhof auf dem Weg in die Kabine angeblich auf den Fuß getreten und angegrinst haben soll, wie Machmeier gegenüber der "Rhein-Neckar-Zeitung" berichtet.
Empfindliche Strafe muss folgen
Dass der SV Sandhausen bislang keine Stellung zu dem Vorfall bezogen hat, gibt ebenfalls kein gutes Bild ab. Eine Entschuldigung Machmeiers wäre der erste Schritt, zu dem von Lothar Matthäus geforderten Rücktritt wird es dagegen wohl nicht kommen – dafür dürfte der 62-Jährige zu sehr von seinem Meinungsbild überzeugt sein. Dennoch ist hier eine empfindliche Strafe auszusprechen, in den nächsten Wochen hat Machmeier im Innenraum nichts zu suchen. Der Eklat wird eine neuerliche Diskussion über den Schutz von Schiedsrichtern auslösen. Und das alles, weil sich ein Vereinspräsident nicht im Griff hatte – und mit seinem Ärger über die Entscheidungen des Unparteiischen auch noch völlig falsch lag.