"Kompletter Dreck": Riesen-Frust beim FCS – Tritt Ziehl ab?
Statt mit einem Sieg in Essen wieder den Weg in die obere Tabellenhälfte zu finden, kassierte der 1. FC Saarbrücken die zweite Pleite in Folge und rutschte auf Platz 15 ab. Der Frust war im Nachgang riesengroß. Zudem stellt sich die Frage nach der Zukunft von Trainer Rüdiger Ziehl, der unter bestimmten Voraussetzungen aber bereit wäre, seinen Posten zu räumen.
"Es hat schon beim Warmmachen angefangen"
Spürbar angefressen war Marcel Gaus, als er unmittelbar nach Spielende zum Interview mit "MagentaSport" kam. "Ohne Worte", schimpfte der 34-Jährige, nachdem der FCS die erste halbe Stunde völlig verschlafen und zwei Gegentore (6. / 18.) kassiert hatte. "Zum wiederholten Male sind wir einem Rückstand hinterhergelaufen. Es kann nicht sein, dass wir jedes Mal einen Tritt in den Arsch brauchen, bevor wir das Spiel aufziehen, das wir können", echauffierte sich der Verteidiger und redete sich regelrecht in Rage: "Wenn du jedes Mal in Rückstand gerätst, kannst du kein Spiel gewinnen." Bereits zum achten Mal kassierte der FCS das 0:1, nur Bielefeld und Halle mussten noch häufiger einen Rückstand hinnehmen (jeweils neunmal).
Warum Saarbrücken in Essen zu Beginn überhaupt nicht im Spiel war, "kann ich mir nicht erklären. Es hat schon beim Warmmachen angefangen. Das war nicht das, was wir uns vorgestellt haben". Stattdessen sei es "kompletter Dreck" gewesen, was die Blau-Schwarzen in den ersten 30 Minuten gespielt hätten. Erst danach seien die Saarländer aufgewacht und hätten eine Reaktion gezeigt, was Gaus positiv hervorhob: "Hätten wir keine Einstellung gehabt, wären wir mit fünf Dingern nach Hause gefahren."
Zur mehr als dem Anschlusstreffer von Naifi nach 40 Minuten reichte es jedoch nicht, sodass am Ende die zweite Niederlage in Folge zu Buche stand. Erst dreimal ging der FCS in dieser Saison als Gewinner vom Platz, was in der Tabelle nun Platz 15 bedeutet und gemessen an den Ansprüchen natürlich viel zu wenig ist. Erreicht Trainer Rüdiger Ziehl die Mannschaft noch? Gaus wich dieser Frage aus und hielt allgemein fest: "Wir müssen Spiele gewinnen, Fehler abstellen und in die Zweikämpfe gehen – und diese dann auch gewinnen."
"… dann mache ich den Weg frei"
Ziehl selbst war unterdessen bewusst, dass die Diskussionen um ihn nach nur einem Sieg aus den letzten sechs Spielen und schon elf Punkten Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz (bei einem Spiel weniger) zunehmen werden. Entsprechend offensiv ging er damit um: "Wenn die Konstellation da ist, dass es jemanden gibt, der es besser macht oder das Präsidium die Entscheidung trifft, mache ich den Weg frei. Das ist kein Problem", sagte der 45-Jährige, der gleichzeitig auch Manager ist, und sprach von einem "engen Austausch" mit dem Präsidium. Als Kapitulation sollten seine Worte aber wohl nicht verstanden werden, schließlich betonte er: "Ich bin motiviert, den Turnaround zu schaffen." Ziehl erinnerte an den vergangenen Februar zurück, als er die Mannschaft aus einer ähnlichen Situation herausgeführt und fast noch zum Aufstieg geführt hatte. Gelingt die Wende nun erneut? "Die Mannschaft lebt, das gibt mir ein richtig gutes Gefühl."
Gleichwohl zeigte er sich vom Auftritt seines Teams in der ersten halben Stunde "ein Stück weit überrascht", wenngleich auch Ziehl betonte, dass das Aufwärmen nicht gut gewesen sei. "Ich habe dann in der Kabine die Sinne geschärft und bin lauter geworden. Wir wollten über den Kampf kommen, doch das hat die Mannschaft in den ersten 30 Minuten nicht geschafft", lautete das deutliche Fazit des 45-Jährigen. "Wir waren zu weit weg, haben die Zweikämpfe nicht angenommen und die Tore durch unsere Fehler fast geschenkt." Kurzum: "Das war nicht das, was wir auf den Platz bringen wollten. Die Leichtigkeit hat gefehlt."
Entsprechend verspürte Ziehl eine "brutale Enttäuschung" und dachte auch an die mitgereisten Fans: "Für sie tut es mir leid." Trotz der erneuten Niederlage empfingen die Anhänger das Team aber mit aufmunterndem Applaus. Ob es hilft? Ausgerechnet jetzt (nächsten Sonntag) kommt mit Dynamo Dresden der souveräne Tabellenführer in den Ludwigspark. Dann will der FCS "vom Start weg da sein und ekelhaft sein". Weiterhin mit Ziehl auf der Bank? Oder macht der 45-Jährige den Weg frei und konzentriert sich auf seine Aufgabe als Manager?