"Größte Sinnlosigkeit auf Gottes Erdboden": Stadt Ulm sauer auf DFB
Weil das Donaustadion des SSV Ulm 1846 derzeit nicht über die für die 3. Liga vorgeschriebene Rasenheizung verfügt, müssen die Spatzen ab dem Heimspiel gegen Freiburg II bis zum Ende der Frostperiode nach Aalen ausweichen. Im kommenden Sommer soll die Rasenheizung dann nachgerüstet werden – obwohl die Stadt sie für unnötig hält und scharfe Kritik am DFB übt. Diese läuft allerdings ins Leere.
Rasenheizung ab dem zweiten Jahr verpflichtend
Im ersten Jahr gilt für Aufsteiger noch eine Ausnahmeregelung, sodass eine Rasenheizung nicht zwingend notwendig ist – wenngleich für diesen Fall wie jetzt beim SSV Ulm 1846 ein Ausweichstadion mit Rasenheizung benannt werden muss. Im zweiten Jahr ist eine Rasenheizung allerdings obligatorisch – andernfalls darf im heimischen Stadion nicht gespielt werden. "Das ist die größte Sinnlosigkeit auf Gottes Erdboden", schimpft Gerhard Semler, Leiter der städtischen Abteilung Bildung und Sport, in der "Südwest Presse". Aus seiner Sicht benötige das Donaustadion keine Rasenheizung, denn in der vergangenen Saison wäre sie nur einmal notwendig gewesen. Und selbst wenn, dann könnte der SSV – wie in diesem Winter – nach Aalen ausweichen. Dies habe Semler auch gegenüber dem DFB vorgebracht, doch "die rücken keinen Millimeter von ihrer Vorgabe ab".
Überraschend ist das allerdings nicht: Zum einen müssen die Regularien für alle Klubs gleich sein, zum anderen ist der Einbau einer Rasenheizung ab dem zweiten Jahr schon seit einiger Zeit verpflichtend vorgeschrieben. Denn am Ende muss die Durchführbarkeit des Spielbetriebs das ganze Jahr über garantiert sein – auch im Winter, der bekanntlich auch mal strenger ausfallen kann. Und wer dem Verein aus seiner Stadt Profifußball ermöglichen will, muss Profibedingungen bieten.
Bauarbeiten sollen im Mai starten
Daher soll im kommenden Mai, direkt nach dem letzten Heimspiel der Ulmer, mit dem Einbau der Rasenheizung begonnen werden – und die Mannschaft von Trainer Thomas Wörle nicht wieder absteigt, wonach es derzeit aber nicht aussieht. Rund 1,3 Millionen Euro wird das Projekt kosten. Die Stadt geht dabei zunächst in Vorleistung, erhält das Geld über eine höhere Stadionmiete in den kommenden Jahren aber vom Verein zurück, wenn die Ulmer weiterhin im Profifußball spielen.
Der Gemeinderat hat am Dienstagabend mit knapper Mehrheit bereits grünes Licht für den Einbau der Rasenheizung gegeben – wenn auch zähneknirschend. Vor allem aus klimapolitischen Gründen: In einer Zeit, in der Klimaschutz fast über allem steht, sei die Forderung nach einer Rasenheizung "unsäglich, absolut aus der Zeit gefallen und nicht vertretbar", poltert Baubürgermeister Tim von Winning in der "Südwest Presse". Auch Winfried Walter von der CDU ist wenig begeistert: "Das ist das unökologischste Projekt, das es gibt, und eine Ohrfeige für jeden Häuslebauer."
Stadion-Neubau derzeit kein Thema
Ein zuletzt ins Spiel gebrachter Stadion-Neubau ist dagegen vorerst kein Thema. "Es geht erstmal darum, sich im Profifußball zu etablieren", sagt SSV-Geschäftsführer Markus Thiele in der Zeitung. Demnach habe der Klub keine konkreten Pläne in der Schublade. Und so wird das Donaustadion in den kommenden Jahren die Heimat der Spatzen bleiben – ab dem kommenden Sommer dann auch mit Rasenheizung.