Fünf Gründe für den Höhenflug des SSV Ulm 1846
23 Punkte nach zwölf Spieltagen, Tabellenplatz drei und schon vier Zähler Vorsprung auf Rang 4: Der SSV Ulm 1846 ist auf Höhenflug und das Überraschungsteam der bisherigen Saison. liga3-online.de nennt fünf Gründe für die Erfolgsserie der Spatzen.
Grund 1: Aufstiegseuphorie
Was gibt es für eine Fußballmannschaft schon Größeres als der Aufstieg in den Profifußball? Ein Gefühl, das auch den Aufsteiger aus Ulm beflügelt hat. Zumal die Spatzen seit 22 Jahren auf ebendiesen Moment warten mussten und nun erstmals seit der Saison 2000/2001 wieder im bezahlten Fußball vertreten sind. Statt Auswärtsspiele bei Mannschaften mit dreistelligem Zuschauerschnitt in der Regionalliga Südwest heißen die Gegner nun Dynamo Dresden oder 1860 München.
Auch die Historie des SSV Ulm 1846 und das daraus resultierende dringende Bedürfnis, wieder Fuß im Profifußball fassen zu können, dürfte eine immense Rolle spielen. So war der SSV von der Bundesliga zwischenzeitlich bis in die fünftklassige Oberliga abgestürzt. Aus dieser tristen Ausgangssituation entkeimt nun neue Hoffnung, die allen im und um den Verein anzumerken ist.
Grund 2: Eingespielte Mannschaft
Dies liegt auch daran, dass der Kader zu großen Teilen aus Akteuren aus dem vergangenen Aufstiegsjahr besteht. Auch Cheftrainer Thomas Wörle ging den Weg in die 3. Liga mit und verlängerte seinen Vertrag bis 2025. Leistungsträger wie Lucas Röser, Thomas Geyer oder Keeper Stefan Ortag konnten gehalten werden und spielen auch in der 3. Liga eine gute Rolle. Auch Toptorschütze Dennis Chessa, der bisher starke fünf Treffer beisteuerte, war am Aufstieg der Spatzen beteiligt.
Hinzu kamen punktuelle Verstärkungen, die den Kader an die neuen Voraussetzungen anpassten. Max Brandt, gekommen aus Ottensen, stand in allen zwölf Spielen in der Startelf. Leonardo Scienza – ohne Zukunft in Magdeburg – steuerte neben seiner Umtriebigkeit und Finesse in zehn Spielen zwei Tore und einen Assist bei. Mit Felix Higl (VfL Osnabrück) und Sascha Risch (SV Meppen) kamen zudem drittligaerfahrene Akteure hinzu, die den Kader klug erweitern.
Grund 3: Heimbilanz
Die Stärke des Kaders zeigte sich vor allem im heimischen Donaustadion, wo 13 der bisherigen 23 Punkte geholt werden konnten. Die einzige Heim-Niederlage gab es im Spitzenspiel gegen Ligaprimus Dynamo Dresden (2:3) – und das auch erst nach großem Kampf und zwischenzeitlicher Führung. Auf lange Strecke gesehen war es erst die zweite Heimpleite in den vergangenen 31 (!) Spielen.
Dass es daheim läuft, hat wohl auch mit dem gesteigerten Zuschauerinteresse zu tun. Während der Schnitt im vergangenen Jahr bei 3.900 Zuschauern lag, besuchen in der 3. Liga durchschnittlich 11.591 Fans das Donaustadion – Platz 6 im Liga-Ranking. Die vergangenen Heimspiele gegen 1860 und Dresden waren beide mit 17.000 Zuschauern ausverkauft. Das gab es in einem Ligaspiel zuletzt vor 23 Jahren.
Grund 4: Defensivstärke
Während die Ulmer zusammen mit Saarbrücken und Dresden den drittbesten Sturm der Liga stellen (19 Tore), zeugen auch überdurchschnittlich wenige Gegentore (15) von einer guten Defensivformation. Mit 123 zugelassenen Schüssen musste der Aufsteiger nach Dresden (116) gar die zweitwenigsten der gesamten Liga hinnehmen.
Doch nicht nur im letzten Drittel zeigt der Aufsteiger große Qualitäten, auch in der Reihe davor agiert der SSV wie eine Spitzenmannschaft. 581 abgefangene Bälle belegen dies. Es ist damit nicht nur der Topwert der Liga, sondern auch knapp 75 über dem Liga-Durchschnitt von 509 abgefangenen Pässen. Schon in der vergangenen Saison stand die Defensive wie ein Bollwerk und ließ gerade mal 25 Treffer zu. Daran knüpfen die Württemberger nun nahtlos an.
Grund 5: Starke Mentalität
Es ist nicht der einzige Indikator, der die große mentale Stärke Ulms belegt. So konnten der SSV auch knappe Spiele wie gegen 1860 (1:0), Essen (2:1) oder Bielefeld (1:0) auf ihre Seite ziehen. Auch Rückstände bringen sie nicht aus dem Konzept – im Gegenteil. So konnten die Spatzen nach Rückstanden schon satte acht Punkte erspielen, was Platz 2 im ligainternen Ranking hinter Saarbrücken bedeutet.
Exemplarisch stehen die Spiele gegen Sandhausen und Aue, die nach Rückstand noch gänzlich gedreht werden konnten. Gegen beide Mannschaften kam der SSV nach einem 0:1-Rückstand zurück und drehte die Partien jeweils noch zu einem 2:1-Sieg. Dass dies gegen Aue am vergangenen Spieltag nach der Pleite gegen Dresden glückte, zeigte abermals, dass nichts den Aufsteiger aus der Fassung zu bringen scheint.