Alles, was ihr zum 13. Spieltag wissen müsst
Eine große, bunte Wundertüte: Die 3. Liga hat ihren ganz eigenen Reiz und kompensiert damit im Vergleich zu höheren Spielklassen sehr erfolgreich manche sportliche Schwäche. So muss der souveräne Tabellenführer an diesem Wochenende beim 15. auf der Hut sein – und auch das formstärkste Team könnte stolpern. Warum? Schauen wir uns den 13. Spieltag mal genauer an!
Die Ausgangslage
Dynamo Dresden, Jahn Regensburg, der SSV Ulm 1846: Ein buntes Trio aus Vorjahres-Drittligist, Absteiger und Aufsteiger bildet das Toptrio des 12. und, so viel steht jetzt schon fest, auch des 13. Spieltags. Doch wie weit können sich die derzeitigen Zweitliga-Kandidaten absetzen, und wann beginnt das Stolpern? Seien wir ehrlich: Weder Dynamo noch der Jahn und der SSV zeigen derzeit schon Leistungen, die sie weit vom Rest der Liga abheben. Sie sind derzeit das Stückchen reifer, haben insbesondere im Falle von SGD und Jahn auch reichlich nachgewiesene Qualität und Erfahrung in den eigenen Reihen. Die werden sie auch brauchen: Dresden gastiert beim schwächelnden, aber stark besetzten 1. FC Saarbrücken – Regensburg empfängt den zweitstärksten Aufsteiger Preußen Münster.
Die anderen Geschichten schreibt einmal mehr der Tabellenkeller: Der MSV Duisburg muss nach erschreckender Leistung gegen Bielefeld (0:1) im Derby gegen Essen schleunigst die Kurve kriegen, sonst hat Neu-Coach Boris Schommers bereits ein handfestes Problem. Deutliche Anzeichen eines wackelnden Trainerstuhls wären unterdessen in Mannheim erwartbar, doch noch bleiben solche Töne beim SVW aus. Er muss am Freitagabend in Unterhaching aber ein klares Zeichen gegen den zuletzt schlimmen Trend setzen. Sonst werden die Argumente für die Arbeit von Rüdiger Rehm immer weniger.
Fünf Spiele im Fokus
Mannheim muss: SpVgg Unterhaching gegen den SV Waldhof Mannheim
"Ein bisschen in den Hintern getreten" habe Rüdiger Rehm seiner Mannschaft, sagte dieser auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Ob es dem Verein dienlich war? Der SV Waldhof ist plötzlich in Abstiegsnöten, enttäuschte zuletzt auf allen sportlichen Ebenen – weder spielerische noch mentale Elemente waren auf Drittliga-Niveau vorhanden, ein Punkt aus vier Partien ist die Folge. Ohne den verletzten Fridolin Wagner geht es nun zu Aufsteiger Unterhaching, der dem Oberbegriff Wundertüte ziemlich gut entspricht.
Zuletzt mussten die Münchner Vorstädter etwas Federn lassen, ein schwacher zweiter Durchgang kostete beim 0:3 in Ingolstadt letztlich deutlich die Punkte. Noch ist die Mannschaft von Trainer Marc Unterberger aber absolut im Soll. Spiele wie jenes am Freitag zu gewinnen, erhöht die Chancen auf das große Ziel Ligaverbleib deutlich.
Keller-Debüt in der Roten Erde: Borussia Dortmund II gegen den SV Sandhausen
Damit überraschte der SV Sandhausen alle Beobachter: Die Geduld mit Danny Galm war nach nur zwölf Spieltagen am Ende, statt des Trainertalentes setzt der SVS nun auf einen alten Haudegen: Jens Keller ist der Mann, den der nach einer Schiedsrichter-Attacke derzeit noch mit Innenraumsperre versehene Sandhäuser Boss Jürgen Machmeier auf den heißen Stuhl setzte. Alle Augen richten sich nun auf den Hardtwald.
Möchte hier die nächste Generation eines Chaosklubs heranwachsen oder bringt Keller, der mit vielen Jahren höherklassiger Erfahrung und durchaus guten Arbeitszeugnissen nach Sandhausen kommt, den Absteiger wieder auf Kurs? Bei der Dortmunder Reserve wird es Hinweise darauf geben, denn die ist nach dem 3:1-Sieg in Mannheim schon auf Tabellenplatz 4 angekommen. Ihr fehlen aber Antonios Papadopoulos und Rodnei Elongo-Yombo jeweils gesperrt, zudem sind zahlreiche Spieler verletzt.
Derby am Niederrhein: MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen
Großes Zittern oder große Chance? Der MSV Duisburg muss sich derzeit etwas dazu zwingen, die Ausgangslage vor dem Derby gegen Essen als positiv zu betrachten. Das 0:1 gegen Bielefeld war eine herbe Enttäuschung, nicht einen einzigen Schuss aufs gegnerische Tor brachten die Zebras zustande. Boris Schommers, Trainer-Neuverpflichtung vom 1. FC Düren in der Regionalliga, sieht seine Ex-Kicker dort weiter munter die Liga zerschießen, sein Duisburger Offensivkonzept fruchtete aber überhaupt nicht.
Kaum Schüsse, kaum Dribblings, kaum Pässe: Auch die Datenanalyse zeichnete ein dramatisches Bild. Rot-Weiss Essen, unterstützt von wohl deutlich mehr als 5.000 Fans (ca. 25.000 Karten sind verkauft), hat diese Sorgen nicht mehr. Mit zwei Siegen in Folge schlägt das Pendel wieder auf der positiven Seite, die Fans haben eine kurzzeitige Schwächephase längst verziehen. Aber wie das so ist mit den Derbys: Wer hier verliert, der muss sich rechtfertigen – das gilt auch für Favorit RWE.
Sechster Streich für den SSV? Jahn Regensburg gegen Preußen Münster
Anfangs kletterten Jahn Regensburg und Joe Enochs noch etwas still und heimlich, mittlerweile ist der Aufwärtstrend aber nicht mehr zu übersehen: Fünf Erfolge in Serie haben die Donaustädter in der Tabelle auf den zweiten Platz befördert, das beruhigende Polster auf Rang 4 beträgt schon sechs Punkte. Doch Ausruhen ist nicht angesagt: Die jüngsten Erfolge über Lübeck und in Halle (jeweils 2:1) waren das Produkt harter Arbeit, Ähnliches wird ohne den gesperrten Benedikt Saller auch gegen Preußen Münster zu erwarten sein.
Gut, dass ein einstiger Drittliga-Torjäger nach schier endloser Durststrecke endlich wieder seinen Dienst aufgenommen hat: Elias Huth besorgte als Joker sowohl in Ingolstadt (4:2) als auch jüngst in Halle entscheidende Tore. Reicht es nun für die Startelf – und dafür, Münsters Torhüter zu bezwingen? Sowohl Max Schulze Niehues als auch sein Ersatz Johannes Schenk waren zuletzt in herausragender Verfassung. Ein solches Duo findet sich in der 3. Liga derzeit selten.
Im Topspiel raus aus dem Ergebnistief? 1. FC Saarbrücken gegen Dynamo Dresden
In Saarbrücken war zuletzt schlechte Laune angesagt. Das Auswärtsspiel in Essen wurde verpennt, zumindest die Startphase – und das war angesichts des 0:2-Rückstandes auch schon entscheidend. Vieles steht auf dem Prüfstand bei der so erfahrenen und eingespielten Mannschaft, die längst nicht so gut ausgewuchtet wirkt wie im Vorjahr. Auch Trainer Rüdiger Ziehl, der bereits offen darüber sprach, sich von seiner Doppelfunktion als Coach und Manager lösen zu können, wenn sich ein Besserer finde.
Die Tabelle sieht aufgrund des noch offenen Nachholspiels gegen Duisburg zwar etwas ärger aus, als sie tatsächlich ist – allerdings sind 14 Zähler Rückstand auf den kommenden Gegner aus Dresden happig. Die SGD hat nach dem saisonübergreifend zehnten Heimsieg in Folge keinen wirklichen Druck, auch ein Punkt wäre auf der Reise quer durchs Land völlig in Ordnung. Zuletzt tüteten die Schwarz-Gelben immer wieder Arbeitssiege ein, gelingt das auch im Saarland?