DFB reagiert mit Unverständnis auf die Rasenheizung-Kritik aus Ulm
Als "größte Sinnlosigkeit auf Gottes Erdboden" hatte die Stadt Ulm zuletzt die Tatsache kritisiert, dass Drittligisten ab dem zweiten Jahr verpflichtet sind, eine Rasenheizung einzubauen. Nachdem Oberbürgermeister Gunter Czisch daraufhin einen Brief an den DFB geschickt hatte, reagiert dieser nun mit Unverständnis – und erinnert die Stadt daran, dass es sich bei der 3. Liga um eine Profiliga handelt, für die entsprechende Grundsätze gelten.
Verweis auf "verlässliche Spieltermine"
Verwundert über die "Schärfe, Polemik und auch die vielen Inhalte der Diskussion" zeigt sich der DFB in einer Stellungnahme gegenüber liga3-online.de. Weil einige Stadträte offenbar vergessen hatten, dass es sich bei der 3. Liga um eine professionelle Spielklasse handelt, gibt der DFB ein wenig Nachhilfe: "Grundlage für die Ausübung von Profisport sind Einnahmen. Diese sind in nicht unerheblichem Umfang von TV-Geldern abhängig, deren Wert sich unter anderem an verlässlichen Spielterminen bemisst."
Um witterungsbedingte Spielausfälle so weit wie möglich zu minimieren, seien in Winter- beziehungsweise Frostperioden eine Rasenheizung oder alternativ eine Überdachung des Spielfeldes nötig. Aufsteiger wie der SSV Ulm 1846 können im ersten Jahr von einer Ausnahmegenehmigung Gebrauch machen, wenn ein Ausweichstadion mit Rasenheizung benannt wird. Diese Ausnahmegenehmigung beschränkt sich statutengemäß auf ein Jahr, eine Verlängerung ist nicht möglich. Denn: "Die Integrität des Wettbewerbs gebietet es, dass einheitliche Regeln für die Klubs einer Liga gelten." Derzeit ist der SSV der einzige Dritligist ohne Rasenheizung.
Klimathematik entkräftet
Zum von der Stadt geäußerten Kritikpunkt, der Einbau einer Rasenheizung sei Bürgerinnen und Bürgern, die immer höhere Energiekosten für ihre Heizungen bezahlen müssen, schlicht nicht mehr vermittelbar, hält der DFB fest: "Der Profifußball gehört nicht zu den energieaufwendigen Wirtschaftszweigen." Gleichwohl bestehe aber der Anspruch, einen eigenen Beitrag zur Energieeinsparung zu leisten. Der Verband sei in ständigem Austausch und Prüfung, wie die Richtlinien weiter optimiert und gleichzeitig die verlässliche Durchführung der Spiele zu jeder Jahreszeit bestmöglich gewährleistet werden kann.
Schon heute gebe der DFB die Empfehlung, die Rasenheizung möglichst klimafreundlich zu betreiben. Bei Neuanlagen bestehen demnach verschiedene Möglichkeiten – von Strom, der eine partielle Erwärmung ermöglicht, über Hackschnitzel/Hackgut/Holzpellets bis hin zu Wärmepumpen, Solarthermie oder Fernwärme. Abzusehen sei bereits, dass zukünftig für mögliche Neuanlagen Klimaneutralität zwingend vorausgesetzt wird. Vor diesem Hintergrund kann der DFB "nicht nachvollziehen, warum laut Berichterstattung in Ulm mit Öl geplant wird". Es sei "keinesfalls" die Empfehlung oder Vorgabe des DFB, eine Rasenheizung mit Öl oder Gas zu betreiben.
Auf der anderen Seite erinnert der DFB daran, dass jeder kurzfristige Ausfall eines Spiels negative Effekte hat. "Spielvorbereitungen wie Aufbauten, Anreisen etc. müssten mehrfach vorgenommen werden." Darüber hinaus müssten Nachholspiele in aller Regel unter der Woche abends durchgeführt werden, da die Wochenenden durch die Regelspieltage besetzt sind. "Spiele unter der Woche bedeuten dann auch ohne Ausnahme den Einsatz von Flutlicht und einen erhöhten Energieverbrauch. Darüber hinaus bedeuten zusätzliche Spiele unter der Woche auch immer einen erhöhten Aufwand für die Fans." Zudem komme die Rasenheizung auch der Rasenqualität zugute. Sie ermögliche ein verbessertes Wachstum durch Anregung der Wurzeltemperatur, eine bessere Wasseraufnahme und sorge damit einhergehend für weniger Wasserverbrauch.
DFB "verwundert" über Entwicklung zum Einbau-Termin
Diskussionen gab es zuletzt auch um den Zeitpunkt für den Einbau der Rasenheizung, denn im Sommer ist das Donaustadion eigentlich als Trainingsplatz für einen EM-Teilnehmer vorgesehen. Laut dem DFB, der sich über die aktuelle Entwicklung "verwundert zeigt", habe es schon vor dem Aufstieg einen regelmäßigen Austausch mit dem Verband gegeben. "Ergebnis und bevorzugte Variante war damals, dass der Einbau der Rasenheizung im November/Dezember 2023 erfolgen soll, während der Klub ohnehin im Ausweichstadion spielt." Bei einem weiteren Vor-Ort-Termin im Juni in Ulm habe das Ergebnis erneut gelautet, dass die Rasenheizung im November eingebaut werden soll.
Weil dieser Termin aber nicht gehalten werden konnte, habe der DFB im September drei konkrete Möglichkeiten aufgezeigt: Einbau der Rasenheizung im 1. Quartal 2024, wenn der SSV Ulm noch im Ausweichstadion in Aalen spielt, Einbau der Rasenheizung ab dem 12. Juli 2024, wenn ein mögliches Gästeteam der EURO 2024 nach Berlin weiterzieht oder die Heimreise antritt oder Einbau der Rasenheizung nach dem letzten Spieltag der Saison 2023/2024. Dies sei allerdings nur möglich, wenn kein Team der EURO 2024 Ulm als Team Base Camp oder Training Center auswählt. Abschließend heißt es: "Der DFB steht sowohl dem Klub als auch der Stadt gerne weiter für den Austausch und Hilfestellungen zur Verfügung."